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ihrer Arbeitsplatzbeschreibung, dennoch erzeugen ihre kreati
ven Ideen einen Mehrwert (Florida 2002, S. 48). Wirtschalicher
Fortschritt ist nur an Standorten möglich, die über bestimmte
Voraussetzungen wie Technik, Toleranz und Kreativität verfügen:
e key to understanding the new creativity and its eects on
economic outcomes lies in what I call the 3 T's of economic deve
lopment: Technology, Talent, and Tolerance (Florida 2005, S. 37).
Der sogenannte GayIndex und der BohemianIndex stellen ei
nen wichtigen Indikator für die in einer Stadt bestehende Tole
ranz dar. Homosexuelle (gays) bevorzugen einerseits ein Leben
in toleranten Städten und tragen andererseits zum wirtschali
chen Aufschwung bei. In den 1990erJahren waren vier der Top
10Regionen des GayIndex identisch mit den Top10Regionen
des gröten Wachstums im HightechBereich. Der Bohemian
Index ist ein noch exakterer Indikator für das wirtschaliche
Potenzial einer Region als der GayIndex. Er berücksichtigt den
Anteil an Schristellern, Designern, Musikern, Schauspielern,
Tänzern, Malern und ähnlicher Berufe in einer Gesellscha, der
in den 1990erJahren in San Francisco, Boston, Seattle und Los
Angeles, aber auch in weit kleineren Städten wie Boulder und
Fort Collins, CO, in Sarasota, FL, in Santa Barbara, CA, und in
Madison, WI, besonders gro war. Auf der Basis der genannten
Indikatoren und weiterer teils sehr unterschiedlicher Kennzah
len z. B. für coolness, professional sports oder overall environmetal
quality hat Florida einen creativity index erstellt, der ähnlich ei
nem Barometer Auskun über die Innovationsfähigkeit und den
Erfolg einer Region geben soll (Forida 2002, S. 237254).
. Abb. 4.10 Klingelschild in Chelsea (Manhattan)
4.3.2
Kritik
Ideen entwickeln und diese umsetzen (Ross et al. 2009, S. 7172).
Auerdem darf man nicht vergessen, dass die Künstler, die laut
Florida besonders wichtig für die Zukun eines Standortes sind,
nicht aus Protest gegen die Etablierten in heruntergekommene
Arbeiterviertel gezogen sind, sondern wegen der günstigen
Mieten (Zukin 2010, S. 22). In diesen neighborhoods haben die
Kreativen in der Tat eine Aufwertung eingeleitet, die aber nicht
messbar ist, sondern zu qualitativen Veränderungen geführt hat.
Es sind In oder Szeneviertel entstanden, die sich vom Normalen
abgrenzen. Da die städtischen Lebenswelten widersprüchlicher,
ambivalenter und pluralistischer geworden sind, bieten sie einen
guten Nährboden für Kreativität. Es wurde der Weg geebnet für
eine neuerliche Wertschätzung innerstädtischer Lebensweisen
für bestimmte Kreise der Bevölkerung (Gerhard 2012, S. 62).
Widersprüchlich ist auch, dass Floridas Modell der urbanen
und wirtschalichen Renaissance gentrication fördert, er aber
gleichzeitig beklagt, dass als Folge eben dieser Aufwertung und
der damit verbundenen höheren Mieten viele Bohemiens die
Stadt wieder verlassen (Lees et al. 2008, S. XX). Auch Kotkin und
Siegel (2005, S. 57) stimmen nicht voll mit Floridas Überlegun
gen zur kreativen Klasse überein. Sie sind der Meinung, dass eine
Mischung aus unterschiedlichen Entscheidungen, die auf einem
gesunden Menschenverstand basieren, über die Attraktivität und
den Erfolg von Städten entscheidet. Hierzu gehören innovative
Schulen, eine gute Polizei und Feuerwehr und die Möglichkeit,
preiswert Wohneigentum erwerben zu können. Malanga (2004)
geht noch weiter und spricht vom Fluch der kreativen Klasse.
Richard Florida, der heute an der Universität von Toronto lehrt
und forscht, vermarktet seine Ideen weltweit auf Symposien und
berät Städte und Regionen auf der Suche nach dem Königsweg
für einen wirtschalichen Aufschwung und eine bessere Zu
kun. Aus wissenschalicher Sicht sind seine esen allerdings
höchst umstritten. Ein Problem ist, dass sich Beschäigte im
Kunstsektor kaum eindeutig ausweisen lassen. Sollen alle, die
sich als Künstler bezeichnen oder im weitesten Sinne im Un
terhaltungssektor arbeiten, berücksichtigt werden oder nur die
jenigen, die der Hochkultur zuzurechnen sind? Auerdem ist
nicht der relative Anteil der in der Kreativwirtscha Beschäi
gen relevant; weit aussagekräiger ist die absolute Zahl. Floridas
Analyse zufolge gehören in Bualo, NY, relativ betrachtet mehr
Menschen zu den Superkreativen als in New York City. Dennoch
ist Bualo bislang nicht als besonders kreative Stadt aufgefallen.
In seinen Büchern präsentiert Florida viele Statistiken zur kre
ativen Klasse und Kreativwirtscha in einzelnen Städten, bleibt
aber den Beweis dafür schuldig, ob und wie diese tatsächlich die
Wirtscha stimulieren. Viele der Städte, die Florida als besonders
kreativ bewertet hat, haben sich sogar schlechter entwickelt als
vergleichbare Städte. Albany, NY, und Dayton, OH, gehören zu
den Städten mittlerer Gröe, die Florida als besonders kreativ
eingestu hat. Tatsächlich hat sich aber der Arbeitsmarkt dieser
Städte unterdurchschnittlich entwickelt (Malanga 2004; Rushton
2009, S. 164166, 178). Ökonomisches Wachstum stellt sich nur
ein, wenn die Angehörigen der kreativen Klasse tatsächlich neue
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