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Dienst eektiver zu gestalten und private Investoren anzuzie
hen (Malanga 2010, S. 1). Auch in dem über Jahrzehnte durch
korrupte Politiker geprägten Newark hat endlich eine Wende
stattgefunden. Die bereits im 17. Jahrhundert von Puritanern
gegründete Stadt hatte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu
einer bedeutenden Industriestadt entwickelt, die von einem
guten Anschluss an das Eisenbahnnetz und der Nähe zu New
York protieren konnte. Mit der zunehmenden Industrialisie
rung waren in Newark mächtige Gewerkschaen entstanden,
die sich nicht nur für die Rechte und Löhne der Arbeiter ein
setzten, sondern auch groen Einuss auf die städtische Politik
nahmen. Zur Zeit der Prohibition (19201933) trieben landes
weit bekannte Schmuggler ihr Unwesen in Newark, und auch
in den folgenden Jahrzehnten war Korruption weit verbreitet.
1950, als die Stadt 440.000 Einwohner zählte, waren die städti
schen Ausgaben aufgrund der Korruption in Newark doppelt so
hoch wie in anderen Städten. Verständlicherweise verlagerten
viele Unternehmen ihren Sitz seit Ende der 1950erJahre in die
Südstaaten und in das Ausland, wo zu besseren Bedingungen
und mit niedrigeren Lohnkosten produziert werden konnte.
Gleichzeitig strömten vermehrt arme Schwarze aus den ländli
chen Regionen der Südstaaten auf der Suche nach Arbeit nach
Newark. Die meist ungebildeten Schwarzen standen im Wettbe
werb zu den freigesetzten heimischen Arbeitskräen um eine
sinkende Zahl von Arbeitsplätzen. Bürgermeister Addonizio
(19621970) war bestechlich und hatte die Stadt praktisch dem
organisierten Verbrechen überlassen. Ähnliches galt auch für
zwei seiner Nachfolger und den Polizeichef. Ein Wandel trat erst
ein, als Cory Booker 2006 Bürgermeister von Newark wurde. Er
hat Stellen in der aufgeblähten Verwaltung gekürzt und u. a. die
Lohnzuschüsse für die überdimensionierte und korrupte städ
tische Wohnungsbaugesellscha halbiert. Bürgermeister Boo
ker sah es als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, das marode
Schulsystem zu reformieren. Seine Pläne waren so überzeugend,
dass FacebookGründer Mark Zuckerberg nach einem Besuch in
Newark 100 Mio. USDollar für diesen Zweck spendete (Malanga
2010, S. 17). Inzwischen entwickelt sich Newark nach Jahrzehn
ten des Abschwungs positiv und protiert wieder von dem nahen
New York. In Detroit hat Dave Bing, seit 2009 Bürgermeister,
ähnlich drastische Manahmen ergrien. Wie Booker ist er der
Meinung, dass eine Stadt eektiv und kompetent zu managen sei,
um Vertrauen in Politik und Verwaltung herzustellen. In Detroit
waren die Probleme allerdings so gro, dass ein Scheitern gera
dezu vorprogrammiert war.
net, seit den 1980erJahren hat sich die Bezeichnung global cities
durchgesetzt. Angesichts der zunehmenden Globalisierung, die
durch die Liberalisierung des Handels mit Waren und Dienst
leistungen und die besseren Kommunikationsmittel ermöglicht
wurde, hat sich eine internationale Arbeitsteilung sowohl für die
Produktion wie auch für Dienstleistungen entwickelt. Forschung
und Entwicklung erfolgen in den entwickelten Ländern, wäh
rend in Billiglohnländern produziert wird. In den global cities
konzentrieren sich hochwertige Dienstleistungen, sie sind Sitz
von Headquartern transnationaler Unternehmen und inter
nationaler Institutionen und durch einen rapiden Anstieg des
Dienstleistungssektors geprägt. Gleichzeitig sind sie wichtige
Transportknotenpunkte und Ziel nationaler und internationa
ler Immigranten. Die globalen Funktionen müssen sich nicht
auf Kernstädte beschränken, sondern können gröere Regionen
umfassen, die als world city regions bezeichnet werden (Gerhard
2004, S. 46).
Die Globalisierung hat nicht nur den Wettbewerb zwischen
den Städten gefördert, sondern auch innerhalb der Städte neue
Ungleichheiten geschaen. In den global cities sind viele Arbeits
plätze für hoch Qualizierte mit fast astronomischen Gehältern
entstanden, während am anderen Ende der Skala die Zahl der
Jobs für gering Qualizierte, die nur den Mindestlohn erhalten,
noch stärker zugenommen hat. Mit der Deindustrialisierung
haben in den USA viele Menschen einen sicheren Arbeitsplatz
mit gewerkschalich garantierten Rechten verloren (Sassen 1994,
S. 241247). Die zahlreichen Stellen für Gebäudereiniger oder
die in Anlehnung an die FastfoodKette McDonald's bezeichne
ten mcjobs bieten diese Sicherheiten nicht. Gleichzeitig beziehen
Manager im FIRESektor (nance, insurance, real estate Fi
nanz, Versicherungs, Immobilienunternehmen) zusätzlich zu
den hohen Gehältern gigantische Boni von teils mehreren Mio.
USDollar, die sie gerne zu Jahresende in Luxusautos und apart
ments investieren.
Die GlobalcityForschung der vergangenen Jahrzehnte hat
sich mit sehr unterschiedlichen Fragestellungen wie dem Einuss
der Globalisierung auf die Stadtentwicklung, der Spezialisierung
von Metropolen, sozialen Problemen oder der Bedeutung von
nichtökonomischen Netzwerken, die durch Nichtregierungsor
ganisationen gebildet werden, beschäigt. Allein auf der Home
page des Globalization and World Cities (GaWC) Research
Networks der britischen Loughborough University sind aktuell
428 research papers veröentlicht. Besonders häug werden die
Beziehungen zwischen Städten und deren Intensität analysiert
oder der Versuch einer Hierarchisierung unternommen. Stellver
tretend für die vielen Untersuchungen zu diesen beiden Frage
stellungen seien die von Beaverstock et al. (1999) zu internatio
nal tätigen Unternehmen in 263 Städten und von Castells (2004)
zur Netzwerkgesellscha und zur Kommunikationstechnologie
genannt. Beaverstock et  al. haben den Umfang der Sektoren
Wirtschasprüfung, Finanzwesen, Werbung und Rechtsbera
tung quantiziert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass
der Umfang dieser Dienstleistungen in New York, London, Paris
und Tokio besonders gro ist. Diese Städte bezeichnen sie als
alphacities, denen die beta und gammacities auf den unteren
Hierarchieebenen folgen. Im Industriezeitalter haben Eisen
bahnen, Seeschie oder Telegrafenkabel die Welt miteinander
1
2
3
3.3
Globalisierung
Städte sind heute mehr denn je eingebettet in die globale Wirt
scha und abhängig von globalen Restrukturierungsprozessen.
Sie bilden Knoten von Verkehr und Kommunikation in einem
weltumspannenden Netzwerk, das ständigen Veränderungen
unterworfen ist. Die Zukun einer Stadt hängt von ihrer Rolle
im globalen Netz ab. Weltweite Verechtungen sind natürlich
nicht neu, denn auch die Hanse oder die Kolonialstädte wa
ren mit anderen Städten verbunden und standen mit diesen im
Wettbewerb. Früher wurden diese Städte als Weltstädte bezeich
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