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2.2.6
Industrie und Dienstleister im
suburbanen Raum
(Hanlon 2010, S. 27; Kotkin 2001, S. 11). Allerdings gibt es auch
kernstadtnahe suburbs, die sich in neuerer Zeit in demograscher
und wirtschalicher Hinsicht positiv entwickelt haben. Einige
suburbs wie Burbanks in der metropolitan area Los Angeles ist
es gelungen, sich quasi neu als HightechStandort zu ernden,
während Hemstead nördlich von New York City und Bellaire
nahe Houston ihren Aufschwung der groen Zuwanderung von
hispanics und Asiaten zu verdanken haben. Anhand der Preisent
wicklung von Wohn und Büroimmobilien konnte Kotkin (2001,
S. 1322) auerdem eine positive Entwicklung für einen Teil der
innerring suburbs der metropolitan areas von San Jose, Houston,
Los Angeles und Atlanta nachweisen.
Hanlon (2010, S. 115131) hat die Bausubstanz und die so
ziökonomischen Strukturen von knapp 1800 innerring suburbs
untersucht und diese den vier Kategorien Elite (12 %), Mittel
schicht (35 %), prekär (vulnerable) (47 %) und Minderheiten
(7 %) zugeordnet. Die Elitesuburbs sind überwiegend vor 1939,
teils aber schon Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Bekannte
Beispiele sind Llewellyn Park in New Jersey oder Olmos Park in
San Antonio. In diesen früh angelegten Elitesuburbs haben Wohl
habende auf groen Grundstücken repräsentative Häuser errich
tet. Aufgrund ihrer guten Bausubstanz und Lage sind sie bis heute
begehrte Wohnstandorte. Das Einkommen der Bewohner liegt
weit über dem Durchschnitt, und die Armutsrate ist niedrig. Im
Osten und Mittleren Westen leben fast ausschlielich Weie in
den innerring Elitesuburbs, während im Westen teils auch Asi
aten und im Süden und insbesondere im südlichen Florida his
panics hier wohnen. Das Einkommen der Bewohner der Mittel
schichtsuburbs, die zu 80 % weier Hautfarbe sind, liegt rund 10 %
über dem durchschnittlichen Einkommen aller amerikanischen
suburbs. Im Osten und Südosten sind viele im 19. Jahrhundert als
streetcarsuburbs entstanden (s. o.). Die Mittelschichtsuburbs im
Westen und im Süden der USA sind ethnisch heterogener als in
den anderen Landesteilen. In den prekären suburbs liegt das Ein
kommen der Bewohner 22 % unter dem in allen suburbs erzielten
Durchschnittswert, und die Armutsrate beträgt rund 10 %. Hei
kel ist, dass sich diese Werte in den vergangenen Jahren negativ
entwickelt haben. Gleichzeitig nimmt der Anteil von Angehöri
gen ethnischer Minderheiten kontinuierlich zu. Aus einem Teil
der heute prekären suburbs hat sich die einst überwiegend weie
Mittelschicht bereits in den 1960erJahren mit dem Zuzug der
ersten Schwarzen zurückgezogen. Viele der prekären innerring
suburbs sind im Zuge der Deindustrialisierung entstanden und
sind daher häug im Nordosten im Umland der Städte Chicago,
Pittsburgh, Baltimore, Philadelphia, Detroit, Boston, St. Louis und
Cleveland, aber auch nahe Los Angeles zu nden. Auerhalb der
Städte Baltimore und Chicago waren schon früh riesige Stahlwerke
gebaut worden. Die Arbeiter lebten in homogenen werksnahen
suburbs, die aufgrund der durch die Gewerkschaen erzwungen
hohen Löhne in der Schwerindustrie stabil waren, bis mit der De
industrialisierung eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt wurde. Das
durchschnittliche Einkommen der ethnischen innerring suburbs
liegt sogar noch unter den als prekär eingestuen suburbs, und die
Armutsrate ist mit 18 % weit höher. In diesen surburbs, die beson
ders häug im Westen der USA zu nden sind, hat ein weitgehen
der Austausch der Bevölkerung stattgefunden. Die ehemals weie
Mittelschicht wurde durch arme hispanische Zuwanderer ersetzt.
Die Funktion des suburbanen Raums hat sich seit Mitte des
20. Jahrhunderts verändert. Wurden die suburbs in den 1950er
Jahren noch als faceless, homogeneous bedroom communities
(Gober 1989, S. 311) wahrgenommen, siedelten sich in den fol
genden Jahrzehnten zunehmend Dienstleistungen und Industrie
hier an. Der Ausbau des Straennetzes ermöglichte eine Verlage
rung der Industrie in den suburbanen Raum. Auerdem konnten
die Lastwagen immer gröere Volumina und Gewichte zuverläs
sig transportieren. Mit der zunehmenden JustintimeProduk
tion wurde ein guter Anschluss an das überörtliche Straennetz
immer wichtiger. Die Industrie war nicht mehr an Standorte an
Wasserwegen oder Eisenbahnlinien gebunden und verlagerte sich
in den suburbanen Raum, wo auerdem die Grundstückspreise
weit günstiger als in der Kernstadt waren und gröere Bauland
reserven zur Verfügung standen. Gleichzeitig zogen die groen
Lagerhäuser an den Stadtrand um (Jackson 1985, S. 183; Kotkin
2001, S. 5). Investitionen im suburbanen Raum wurden seit 1954
auerdem durch verbesserte Möglichkeiten der Abschreibung un
terstützt. Während zuvor nur eine lineare Abschreibung möglich
war, erlaubte ein neues Gesetz eine beschleunigte Abschreibung
in den ersten Jahren nach der Fertigstellung. Die Steuern, die
ein Investor für die Gewinne aus der Nutzung eines Gebäudes
entrichten musste, wurden in der Regel durch die Abschreibung
ausgeglichen. Wenn auerdem die Höhe der möglichen Abschrei
bung die der Einnahmen übertraf, was häug vorkam, konnte
eine Verrechnung mit anderen Einkünen des Investors erfolgen.
Damit war ein Steuerschlupoch mit groem Wert für potenzielle
Investoren entstanden (Hanchett 1996, Ture 1967).
Vorreiter für die Verlagerung von Dienstleistungen in den
suburbanen Raum waren die Shopping Center ( . Abb. 2.8 ). Das
erste Shopping Center entstand in den 1920erJahren in Kansas
City, wurde in den kommenden Jahrzehnten aber nur selten ko
piert. Seit Beginn der 1950erJahre eröneten plötzlich groe
Shopping Center an unterschiedlichen Standorten im suburba
nen Raum amerikanischer Städte. Die zunehmende Verfügbar
keit des Automobils und der gleichzeitige Ausbau des Autobahn
netzes insbesondere nach Verabschiedung des Interstate Highway
Act 1956 gelten als wichtige Voraussetzungen, dass sich Shopping
Center am Markt durchsetzen konnten. Auerdem verlagerte sich
die Kaura zunehmend in den suburbanen Raum. Die Kauf
häuser befanden sich traditionell in den Innenstädten, erkannten
aber, dass diese Standorte gefährdet waren, da immer mehr Men
schen in den suburbanen Raum zogen und die Erreichbarkeit
der Innenstädte bei gleichzeitigem Parkplatzmangel nicht opti
mal war. Teils initiierten die Kauäuser den Bau von Shopping
Centern, in denen sie die wichtige Rolle der Kundenmagneten
übernahmen. Da die Shopping Center sehr viel Bauland benö
tigten, erwarben die Investoren nicht selten Grundstücke an der
äuersten Peripherie noch bevor hier Wohnsiedlungen angelegt
worden waren. Bevorzugte Standorte waren Kreuzungen überre
gionaler Straen, die sich zu Wachstumsmagneten entwickelten
(Conzen 2010, S. 426427; Hahn 2002, S. 3035).
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren fast ausschlielich in
den Innenstädten Bürogebäude zu nden, aber bereits in den
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