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ser Prozess weiter anhält. O gilt es einfach auszuharren und
zu warten, bis die Siedlungsentwicklung bis zum eigenen Land
vorangeschritten ist und der Wert der Grundstücke steigt. Mike
Davis (1992, S.  153164) beschreibt eindrucksvoll den Preis
anstieg für Land und Immobilien in nur kurzer Zeit im Zuge
der Entwicklung von Organe County in der MA Los Angeles.
Die Eigentümer des Baulands und die homeowner associations
sind Davis zufolge die eigentlichen Herrscher über eine Region,
denn sie bestimmen Preise, die Nutzung des Landes und an wen
es verkau wird. Die Suburbanisierung der äueren Peripherie
erhält zusätzliche Dynamik durch den ständigen Ausbau des
Schnellstraennetzes. BaumSnow (2010, S. 8) zufolge führt jede
neue Autobahn, die vom Zentrum einer metropolitan area in den
suburbanen Raum gebaut wird, zu einem Bevölkerungsverlust
von 18 % in der Kernstadt. Je weiter man sich vom Zentrum in
Richtung Peripherie entfernt, umso gröer wird die Abhängigkeit
vom Automobil. Den breiten Straen fehlten o jederlei Fu
gängerübergänge, und in den Wohnsiedlungen wurden keine
Bürgersteige angelegt. Geschäe und Shopping Center sind von
Dutzenden, Hunderten oder sogar Tausenden Parkplätzen um
geben, während Restaurants, Banken, Apotheken oder Reini
gungen einen DriveinService anbieten (Muller 2010, S. 323).
Das Zufugehen ist im suburbanen Raum nicht vorgesehen. Die
Erwachsenen fahren mit dem Auto, und die Kinder werden von
den soccer mums zu Freunden oder zum Sport und mit Bussen
in die Schulen gefahren.
Familien der Mittel und Oberschicht hat zugunsten von An
gehörigen ethnischer Minderheiten abgenommen (Gober 1989,
S. 311), und es wohnen immer mehr Singles und ältere Menschen
im suburbanen Raum. Die Entwicklung im suburbanen Raum
ist in vielerlei Hinsicht mit der in den Kernstädten vergleichbar.
Lang et al. (2009, S. 727) bezeichnen diesen Prozess als Quasi
Urbanisierung.
Die Bevölkerungsentwicklung vieler suburbs hat sich der in
den Kernstädten angepasst, denn inzwischen verlieren insbe
sondere in den altindustrialisierten Regionen auch die suburbs
Einwohner. Einer in 35 metropolitan areas durchgeführten Un
tersuchung zufolge war in den 1990erJahren in einem Drittel
aller suburbs die Bevölkerung rückläug. In der MA Pittsburgh
verzeichneten 108 von 128 suburbs Verluste; ähnliches traf für
suburbs im Umland von Bualo, Philadelphia, Detroit und Cleve
land zu (Lucy und Phillips 2000, S. 166173). Die meisten inner
ring suburbs, die in der ersten Suburbanisierungsphase angelegt
wurden und sich direkt an die Kernstädte anschlieen, haben
sich anders entwickelt als die outerring suburbs, die ähnlich den
Jahresringen eines Baumes an der äueren Peripherie der metro
politanen areas entstanden sind (Hanlon 2010, S. 9; Short 2007,
S. 4142). Viele der innerring suburbs sind seit Jahrzehnten von
Verfallserscheinungen und Bevölkerungsverlusten gezeichnet.
Die ursprünglichen Bewohner sind entweder in statushöhere
neighborhoods gezogen oder verstorben, und die verbleibende
Bevölkerung hat ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter
(Berry 1980; Jackson 1985, S.  301). Viele der zumeist älteren
Häuser in den innerring suburbs entsprechen nicht mehr dem
heutigen Standard oder sind sanierungsbedürig. Da Hausbe
sitzer, Investoren und die öentliche Hand die Errichtung von
Neubauten bevorzugen, nden die aufgegebenen Häuser keine
Käufer oder Mieter (Lucy und Phillips 2000, S. 2; Hanlon 2010,
S. 54). Nachteilig ist, dass die meisten der älteren suburbs mit Ver
fallserscheinungen nicht in den Genuss einer öentlichen För
derung kommen. Mittel aus dem CDBGProgramm (community
development block grant) werden nur an einkommensschwache
neighborhoods in Städten mit wenigstens 50.000  Einwohnern
oder in ausgewählten verstädterten counties mit wenigstens
200.000 Bewohnern gezahlt (Hudnutt 2003, S. 8590). HOPE
VI, das Teil des U.S. Housing and Development Programs ist, för
dert ausschlielich die Umwandlung von mit öentlichen Mit
teln gebauten Häusern in gemischt genutzte Wohnanlagen, die
sich aber nur selten auerhalb der groen Kernstädte benden.
Alexandria nahe Washington, D.C., Camden nahe Philadelphia
und Richmond in der Bucht von San Francisco gehören zu den
wenigen innerring suburbs, die mit Mitteln aus HOPE VI geför
dert worden sind (Hudnutt 2003, S. 259260). Von Verfallser
scheinungen sind insbesondere innerring suburbs in den metro
politan areas im Nordosten und im Mittleren Westen der USA
betroen, in denen sich schon früh Industrie angesiedelt hatte.
Mit der Schlieung der Werke verloren die suburbs ihre wirt
schaliche Basis und viele Menschen verlieen die Gemeinden.
Hierzu gehören suburbs nahe Chicago, Philadelphia, Cleveland,
St. Louis, Indianapolis oder Dallas. Vielfach haben sich dort in
neuerer Zeit arme Einwanderer nichtkaukasischer Herkun
niedergelassen, die von dem geringen Kaufpreis für die meist
einfachen Wohnhäuser auf kleinen Grundstücken protieren
1
2
2.2.5
Heterogene suburbs
Einerseits sind die meisten master planned communities heute
vollkommen gesichtslos und austauschbar, andererseits sind die
suburbs immer heterogener geworden. Ein Teil der suburbs ist
stark industrialisiert, während andere fast ausschlielich durch
die Wohnfunktion geprägt sind. Aber auch diese suburbs können
sich stark unterscheiden. In nicht wenigen suburbs wie nördlich
von Chicago oder in Westchester County westlich von New York
City konzentrieren sich die Superreichen. Andere suburbs sind
durch Arbeitsplatzverluste, das Abwandern von Bevölkerung
und einen Verfall der Bausubstanz gezeichnet. Dieses gilt z. B.
für Camden, das Philadelphia gegenüber auf der anderen Seite
des Delaware River liegt, und East St. Louis, das auf dem Ostufer
des Mississippi der Stadt St. Louis gegenüberliegt. Diese beiden
Gemeinden gehören seit vielen Jahren zu den ärmsten der USA.
Suburbs gelten schon lange nicht mehr als Synonym für sozialen
Aufstieg und Erfolg, und seit der Jahrtausendwende ist die Zahl
der Armen im suburbanen Raum schneller gewachsen als in den
Kernstädten. Inzwischen leben mehr arme Menschen im Umland
der groen Städte als in den Städten selbst. Problematisch ist,
dass es im suburbanen Raum kaum soziale Einrichtungen gibt,
die im Notfall Hilfe leisten können. Die Armen sind hier weit
mehr auf sich selbst angewiesen als in den groen Städten, die
auf eine lange Erfahrung mit der Versorgung einer mittellosen
Bevölkerung zurückblicken können (Kneebone und Carr 2010;
Hanlon 2010, S. 1217.). Seit Jahrzehnten sind die Bevölkerung
der suburbs wie die Haushalts und Familienstrukturen immer
heterogener geworden. Der Anteil der Haushalte mit weien
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