Geography Reference
In-Depth Information
im Silicon Valley haben kaum noch ein erkennbares Zentrum.
Aber auch die Städte im manufacturing belt haben eine Dezent
ralisierung aller Funktionen erlebt. Gleichzeitig haben Prozesse
wie gentrication, Privatisierung und Globalisierung zu nach
haltigen Veränderungen geführt. Die postmoderne Stadt ist eine
chaotische Stadt, die durch spektakuläre Events oder Architek
tur globale Aufmerksamkeit erzielen möchte. Sie wird wie ein
Wirtschasunternehmen geführt, das eine globale Elite, globales
Kapital und internationale Touristen anzuziehen sucht. Dienst
leistungen und hier vor allem die Telekommunikation und die
Finanzbranche sind die führenden Wirtschaszweige in Städten,
in denen der Konsum wichtiger als die Produktion ist. Da nicht
alle Bewohner von dieser Entwicklung protieren, ist die post
moderne Stadt eine fragmentierte und polarisierte Stadt, die sich
ähnlich einem Patchwork aus einer groen Zahl isolierter Viertel
zusammensetzt (Gratz und Mintz 1998, S. 3334).
1
2
Forest
Preserve
Town Hall
Riverside
Lawn
2.2
Der suburbane Raum
Der suburbane Raum besteht aus den politisch selbstständigen
Gemeinden und gemeindefreien Gebieten, die von den counties
verwaltet werden. Auerdem gibt es Enklaven, die innerhalb der
Kernstädte liegen und denitorisch zu den suburbs gezählt, aber
o nicht als solche wahrgenommen werden. Beispiele sind Be
verly Hills oder Highland Park, die innerhalb der Gemarkungen
von Los Angeles bzw. Detroit liegen.
Seit den 1950erJahren haben sich drei Viertel des Bevölke
rungszuwachses der USA auf den suburbanen Raum konzent
riert, in dem zur Jahrtausendwende die Häle aller Amerikaner
lebte (Kotkin 2001, S. 1). Angesichts dieser Zuwachsraten stellen
die suburbs auf den ersten Blick eine auerordentliche Erfolgsge
schichte dar. Allerdings sind sie heute genauso unterschiedlich
wie die Kernstädte und haben sich diesen in vielerlei Hinsicht
angepasst. Viele Probleme der Kernstädte gibt es ebenfalls im
suburbanen Raum, und die Suburbanisierung wird zunehmend
kritisch betrachtet. Einerseits verkörpern die suburbs Ideale im
Sinne eines arkadischen Utopias, andererseits sind sie das Er
gebnis eines endlosen Angebots billigen Baulandes, preiswerter
Transportmöglichkeiten sowie lascher Vorgaben durch Planung
und Verwaltung (Knox 2005, S. 33).
Form und Funktion der suburbs lassen sich nur aus ihrer ge
schichtliche Entwicklung heraus verstehen. Kompakte Städte, in
denen sich Gewerbe, Handel und Wohnhäuser auf einer kleinen
Fläche drängten, hat es in den USA nur für kurze Zeit und fast
ausschlielich im früh besiedelten Nordosten des Landes gegeben.
Angesichts der schlechten Wohnverhältnisse, der groen Bevöl
kerungsdichte, des Schmutzes und o auch des Gestanks in den
Städten entwickelten viele Einwanderer schon früh antiurbane
Gefühle (Muller 2010, S. 319). Der technische Fortschritt hat be
reits zwischen 1815 und 1875 einen Wandel der amerikanischen
Stadt eingeleitet. Die Einführung von mit Dampf betriebenen
Fähren, von Pferden gezogenen Bussen, Pendlerzügen und Kabel
bahnen ermöglichte eine ächenhae Ausdehnung der Stadt. Mit
dem Ausbau der Eisenbahn, die die Möglichkeit schuf, täglich mit
dem Zug zum Arbeitsplatz zu fahren, entstanden an der Peripherie
der Städte in der zweiten Häle des 19. Jahrhunderts zahlreiche
N
500 m
. Abb. 2.4 Riverside Street Map (Rand McNally 1998, adaptiert nach Cyber
Toast Web Design and Hosting)
Beeinusst durch globale Restrukturierungsprozesse hat sich
die USamerikanische Stadt von einer Industriestadt zu einer
postmodernen Stadt entwickelt. Das Industriezeitalter war durch
weitgehend einheitliche Löhne geprägt, und ein beruicher Auf
stieg war fast ausschlielich innerhalb eines Unternehmens mög
lich. Die Unternehmen standen in Konkurrenz zu lokalen oder
allenfalls nationalen Unternehmen, während sich die Konkur
renten in der postindustriellen Gesellscha auf der ganzen Welt
benden können. Neue Formen der Kommunikation, sinkende
Frachtraten und die Liberalisierung des Welthandels ermöglich
ten die Entstehung globaler Wertschöpfungsketten. Nicht selten
werden heute die Komponenten eines fertigen Produktes in ei
ner Vielzahl von Ländern gefertigt. Der Arbeiter in Chicago steht
nicht mehr in Konkurrenz zu Arbeitern im benachbarten Gary, in
New York oder Baltimore, sondern zu Arbeitern in China, Indien
oder Vietnam. Mit den Anforderungen sind die Löhne für hoch
qualizierte Arbeiter gestiegen; aber es stehen weniger Arbeits
plätze für schlecht Qualizierte in der Industrie zur Verfügung
(Clark et al. 2002, S. 504). Der Rückgang wurde durch einen An
stieg von Arbeitsplätzen in den Dienstleistungen ausgeglichen,
wo sich ebenfalls Beschäigte mit sehr hohen Gehältern, die z. B.
in der Finanzbranche erzielt werden, und solche mit prekären
Arbeitsverhältnissen im Niedriglohnbereich, wie sie die Fast
FoodIndustrie oder das Hotelgewerbe bieten, gegenüberstehen.
Während die Industriestadt an verkehrsgünstige Lagen und
gute naturräumliche Bedingungen gebunden war, sind in der
postmodernen Ära Orte mit ungünstigen Voraussetzungen, die
vor wenigen Jahrzehnten nur wenige Tausend Einwohner zähl
ten, zu Grostädten mit Hunderttausenden Einwohnern aufge
stiegen, wie die Entwicklungen der Wüstenstädte Phoenix oder
Las Vegas zeigen. Ein Teil der aufstrebenden Städte wie San Jose
 
Search WWH ::




Custom Search