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englischen Landschasparks erönete Central Park als Vorbild
( . Abb. 2.3 ). Der Central Park war von den Landschasarchitek
ten Frederic Law Olmsted und Calvert Vaux angelegt worden, die
städtischen Grünächen eine groe Bedeutung für die Gesund
heit und den sozialen Zusammenhalt der Bevölkerung beimaen.
Ähnlich berühmt ist der 1870 erönete Golden Gate Park in San
Francisco. Einige Städte wie Boston, Bualo, Chicago und San
Francisco haben im 19. Jahrhundert ein ganzes System von Park
anlagen, die durch Boulevards miteinander vernetzt wurden, an
gelegt (Muller 2010, S. 324). Einen weiteren Attraktivitätsgewinn
erhielten viele Städte infolge der City BeautifulBewegung, die in
Zusammenhang mit der World Columbian Exposition im Jahr
1893 in Chicago entstanden ist. Der Architekt Daniel Burnham
hatte für die Weltausstellung die White City mit monumentalen
Gebäuden errichtet, die wenige Jahre später fast restlos abbrannte.
Gleichzeitig bildete sich eine Reformbewegung mit dem Ziel, die
schlechten Wohnverhältnisse und andere Übel der Städte zu be
seitigen. Burnham entwarf den Chicago Plan of 1909, in dessen
Mittelpunkt groe Boulevards und eine attraktive Gestaltung des
Ufers des Lake Michigan standen. Andere Städte wie Cleveland,
Detroit und Washington, D.C., haben wichtige Impulse des Burn
hamPlans übernommen (Miller 1997, S. 549551).
denn mit dem Ausbau des Schnellstraennetzes und angesichts
sinkender Transportkosten war die Lage an einem Wasserweg
nicht mehr wichtig (Berger 2007, S. 47).
In den 1950er und 1960erJahren litten die Kernstädte unter
den Rassenunruhen, da die Schwarzen nicht mehr bereit waren,
die Benachteiligungen und die Gewalt durch weie Polizisten
hinzunehmen. In vielen Städten kam es zu gewaltsamen Aus
einandersetzungen und Straenschlachten mit vielen Toten.
Geschäe wurden zerstört und geplündert, und die betroenen
Viertel glichen Kriegsschauplätzen. Selbst nach der Verabschie
dung des Civil Rights Acts 1964, der die Diskriminierung rassi
scher, ethnischer, religiöser oder anderer Minderheiten unter
sagte, klangen die Ausschreitungen zunächst nur langsam ab. Die
Städte entwickelten sich zu scheinbar rechtslosen und äuerst
gefährlichen Räumen, wozu die Politiker beigetragen hatten. Be
reits zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die verfehlte Politik
vieler Städte, die Bestechlichkeit von Politikern und Polizei und
die unzureichende Bekämpfung der Kriminalität beklagt worden
(Steens 1904). Die Mordrate war in den USA seit den 1930er
Jahren bis 1960 stark gefallen und dann wieder angestiegen. In
New York City vervierfachte sie sich zwischen 1960 und 1975,
als sie mit 22 Morden je 100.000 Einwohnern einen traurigen
Rekord erreichte (Glaeser 2011a, S. 108). Gleichzeitig verstärk
ten soziale Unruhen und eine schlechte Politik den Niedergang
der Städte. Einen Höhepunkt erlebte die Krise, als New York
1975 nicht mehr die Löhne der städtischen Angestellten zah
len konnte. Im letzten Moment sagte die Bundesregierung eine
nanzielle Unterstützung zu und wendete so den nanziellen
Bankrott der Stadt ab. Weltweit wurden Bilder von Müllbergen
in den Straen New Yorks ausgestrahlt. Die nordamerikanische
Stadt hatte einen global sichtbaren Tiefpunkt erreicht.
Die Kernstädte verloren immer mehr Arbeitsplätze, und die
Steuereinnahmen sanken, weil sich die Mittel und Oberschicht
sowie die Unternehmen in den suburbanen Raum verlagerten.
Der Anteil der Armen und Minderheiten nahm zu, der Woh
nungsbestand alterte, die Infrastruktur verel und öentliche
Dienstleistungen wurden reduziert, wovon besonders die Schu
len betroen waren. Gleichzeitig kündigten der Bau von Museen,
Hotels und Kongresszentren, die Restaurierung historischer Ge
bäude und eine steigende Nachfrage nach Wohnraum in den In
nenstädten bereits zu Beginn der 1980erJahre eine Trendwende
an, über deren Nachhaltigkeit zum damaligen Zeitpunkt aber nur
spekuliert werden konnte (Conzen 1983, S. 149).
2.1.3
Postfordistische Städte
Mitte der 1950erJahre geriet die USamerikanische Stadt in
eine Krise, die sich nicht monokausal erklären lässt. Die Städte
im manufacturing belt wurden mit neuen Herausforderungen
konfrontiert, die der Deindustrialisierung und veränderten Pro
duktionsprozessen geschuldet waren. Die Industriestädte waren
durch riesige Fabriken geprägt gewesen, in denen vergleichsweise
schlecht ausgebildete Arbeiter monotonen Tätigkeiten nachgin
gen und standardisierte Produkte herstellten. Eine Anpassung an
postfordistische Produktionsprozesse war unter diesen Bedingun
gen kaum möglich. Als äuerst schädlich erwies sich zudem der
Einuss der Gewerkschaen, die seit der Wende vom 19. zum
20. Jahrhundert im Osten der USA entstanden waren. 1935 wurde
der National Labour Relations Act verabschiedet, der die Kündi
gung streikender Arbeiter erschwerte und die Bildung von closed
shops, d. h. Fabriken, in denen alle Arbeiter gewerkschalich or
ganisiert sein mussten, ermöglichte. Die Gewerkschaen konn
ten hohe Löhne in der Textil, Stahl und Automobilindustrie
durchsetzen, die allerdings zu einer Verlagerung der Produktion
in andere Regionen führten. Hierzu hat auch der 1947 verabschie
dete TaHartley Act beigetragen, der es den Bundesstaaten er
laubte, Gesetze gegen die Einrichtung von closed shops zu erlassen.
Viele Südstaaten machten von dieser Möglichkeit Gebrauch und
schufen so eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt niedriger
Löhne und spätere Industrieansiedlungen (Glaeser 2011a, S. 42,
5051). Gleichzeitig kam es auf der Mikroebene zu Standortverla
gerungen. Unter der Dezentralisierung innerhalb der städtischen
Räume haben besonders die Innenstädte gelitten. Im suburbanen
Raum entstanden Einkaufszentren und Bürogebäude in groer
Zahl, während der Einzelhandel und andere Dienstleistungen in
den Downtowns einen Bedeutungsverlust erfuhren. Die Indust
rie verlagerte ebenfalls ihre Standorte in den suburbanen Raum,
2.1.4
Postmoderne Städte
Während sich die Städte des manufacturing belt ab den 1950er
Jahren in einer Abwärtsspirale befanden, erlebten viele Städte im
Süden und Westen des Landes in der zweiten Häle des 20. Jahr
hunderts einen immensen Anstieg der Bevölkerung und Bedeu
tungsgewinn. Auslöser waren die Ansiedlung neuer Industrien,
Investitionen in Militär und Raumfahrt und der Zuzug von Men
schen aus dem Nordosten oder aus Mexiko und Mittelamerika.
Gleichzeitig gelang einem Teil der altindustrialisierten Städte der
Umstieg auf wissensintensive Dienstleistungen, während andere
Städte den Niedergang nicht aualten konnten.
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