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1997). Während der Rezession, die 1929 durch den Börsencrash
ausgelöst worden war, entdeckten einzelne Bundesstaaten das
Glücksspiel als Steuereinnahme und erlaubten es vorübergehend;
in Nevada wurde es 1933 dauerha legalisiert. In der Nähe von
Las Vegas war der Boulder Dam (heute Hoover Dam) im Bau, und
man hoe, mit dem Glücksspiel Touristen anziehen zu können.
Auerdem ging man davon aus, das bis dato illegale gambling bes
ser kontrollieren zu können, denn dieses war weitgehend in der
Hand von kriminellen Spielern (mobstern). Das Wachstum von
Las Vegas beschleunigte sich auch, weil sich Los Angeles Ende der
1930erJahre bemühte, die Stadt von Prostitution und Glücksspiel
zu befreien; beides verlagerte sich in die Wüstenstadt. Fortan präg
ten gambling, eine o fragwürdige Unterhaltungsindustrie, Verbre
chen und mobster das Bild der Stadt (Jayne 2006, S. 69). Besonders
berühmtberüchtigt war der aus Kalifornien zugezogene Benjamin
Bugsy Siegel, der trotz seines schlechten Rufs in Las Vegas eine
Lizenz erhielt. 1946 erönete er mit dem Flamingo Hotel das erste
moderne emenhotel am Strip von Las Vegas. Da gambling in
den anderen Bundesstaaten nach wie vor verboten war, baute Las
Vegas seine Vormachtstellung mehrere Jahrzehnte ungestört aus.
In den 1950erJahren vergröerte sich auerdem die Attraktivität
für bestimmte Besucher durch die Legalisierung von Striptease
Vorführungen und schnelle Hochzeiten sowie Scheidungen
(Rothman 2002, Rothman und Davis 2002). Gleichzeitig stieg
der Einuss der USamerikanischen Cosa Nostra, die zahlreiche
Hotels kontrollierte. Teile der Gewinne der Kasinos wurden von
den mobstern abgeschöp, bevor sie versteuert werden konnten,
und landeten bei den Familienbossen, die fernab von Las Vegas in
Städten wie Chicago oder Miami die Kasinos kontrollierten (Jayne
2006, S. 69). 1976 legalisierte zunächst New Jersey und bald auch
andere Bundesstaaten das Glücksspiel. Angesichts der steigenden
Konkurrenz versuchte Las Vegas verstärkt, das Image der sündi
gen Stadt zu verlieren und nicht nur Spieler, sondern auch andere
Besucher anzuziehen. Der Plan ist aufgegangen. Heute ist Las Ve
gas wahrscheinlich weltweit der bekannteste KasinoStandort, und
die Traumwelten des Strips verzaubern Jung und Alt. Aber in dem
Spielerparadies ist nicht alles Gold, was glänzt (Hahn 2005).
Kaum ein Besucher, der den weltberühmten Strip mit seinen
vielen Hotels und Kasinos besucht, düre wissen, dass er sich nicht
in Las Vegas, sondern in der township Paradise vor den Toren der
Stadt bendet, in der auerdem der internationale Flughafen Mc
Carran, die University of Nevada und das Convention Center an
gesiedelt sind. Las Vegas beschreibt die eigentliche Stadt, den Strip
oder die gesamte metropolitan area und hat sich zu einem Mar
kennamen entwickelt, den das Büro von Las Vegas Convention
und Visitors nutzt, um die Region zu vermarkten ( . Abb. 5.46 ). Im
Folgenden wird der Name Las Vegas ebenfalls für den gesamten
Siedlungsraum verwendet, der auf einer Höhe von rund 600 m
fast das gesamte Tal zwischen mehreren Gebirgsketten ausfüllt
( . Abb. 5.47 ). Greater Las Vegas ist identisch mit Clark County,
dem auer der Kernstadt Las Vegas mit 580.000 Einwohnern die
sehr viel kleineren Städte North Las Vegas, Boulder City, Hen
derson, Mesquite und groe, nicht kooperierte Flächen wie die
township Paradise angehören. Die Einwohnerzahl der Region hat
sich seit 1940 um den Faktor 30 auf knapp 2 Mio. im Jahr 2010 ver
gröert, was selbst für die USA ein auergewöhnlich hoher Wert
ist. Besonders stark ist die Bevölkerung seit 1990, als Greater Las
1
2
3
North
Las Vegas
4
Nellis AFB
5
Las Vegas
Sunrise
Manor
Las Vegas Strip
Winchester
Summerlin
South
Spring
Valley
Whitney
Paradise
Blue
Diamond
Enterprise
Henderson
Nevada
C l a r k
C o u n t y
Detail-
Karte
Arizona
Boulder
City
N
Kalifornien
10 km
. Abb. 5.46 Greater Las Vegas (Kartengrundlage www.census.gov )
5.11
Las Vegas zwischen Hyperrealität und
bitterer Wirklichkeit
Das in einem Hochtal der MojaveWüste in Nevada gelegene
Las Vegas war aufgrund natürlicher Quellen Siedlungsraum der
PaiuteIndianer. 1829 entdeckten Händler aus New Mexico den
Standort, 1855 siedelten vorübergehend Mormonen in der Re
gion, und in den 1860 Jahren hat die amerikanische Armee hier
mit Fort Baker einen Stützpunkt errichtet. Bedeutender für das
Wachstum der Siedlung war aber wie so o in den USA der An
schluss an die Eisenbahn, die die Siedlung kurz nach der Wende
zum 20. Jahrhundert mit Salt Lake City und Los Angeles verband.
1905 wurde Las Vegas zur Stadt erhoben (Schmid 2009, S. 92). Das
ungehemmte Wachstum hat Las Vegas dem Glücksspiel (gambling)
zu verdanken, wozu alle Arten von Lotterien, Pferde und Hunde
wetten und Kasinos gehören. Da es in Nevada nie eine nennens
werte Industrie gegeben hat, hat der Bundesstaat nicht unter den
Folgen einer Deindustrialisierung gelitten, sondern hat sich gleich
zu einem Dienstleistungsstandort entwickelt. Allerdings war die
Einstellung der Amerikaner zum Glücksspiel stets ambivalent, da
die sittenstrengen Puritaner dieses verdammten, während andere
es als harmlose Freizeitbeschäigung ansahen. Im Westen war Ka
lifornien lange die Hochburg des gambling, das dort von Chinesen,
die dem Goldrausch Mitte des 19. Jahrhunderts gefolgt waren, kon
trolliert wurde. Da die Kriminalität und Korruption in Verbindung
mit dem Glücksspiel zunahmen, wurde dieses 1891 in Kalifornien
gänzlich verboten, worauin es sich in das benachbarte Nevada
verlagerte, wo es aber 1910 ebenfalls untersagt wurde (Dunstan
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