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. Abb. 5.27 Wandgemälde in Little Havanna
5.6.2
Postindustrielle global city
und protierten von den weniger qualizierten Kubanern der
späteren Einwanderungswellen als billige Arbeitskräe, die so
schnell in die kubanische Gemeinscha integriert werden konn
ten. Die Kubaner bewahrten ihre Identität und unterstützten
Neuankömmlinge optimal. 1985 übernahmen die Kubaner die
politische Führerscha in Miami, als Xavier Suarez zum ersten
Mal ein kubanischer Bürgermeister gewählt wurde (Mohl 1983,
S. 73; Nijman 2007, S. 100; Rothe und Pumariega 2008, S. 254).
Die groe Zahl der Gemeinden sowie die starke ethnische
und sozioökonomische Segregation führen zu einem Wettbe
werb der einzelnen Gruppen. Ein Schmelztiegel, dessen Bewoh
ner ähnliche Interessen verfolgen, ist in Greater Miami nicht
entstanden (Gainsborough 2008, S. 420). Gut die Häle der Be
wohner der Region ist im Ausland geboren und identiziert sich
kaum mit dem Wohnort. Die Lage an der Südspitze Floridas, die
Konkurrenz zwischen den einzelnen Gruppen und die fehlende
Verwurzelung werden als Gründe für eine seit Jahrzehnten sehr
hohe Kriminalitätsrate genannt. Zu Zeiten der Prohibition war
Rum aus Havanna über Miami in die USA geschmuggelt worden.
In den 1970erJahren entwickelte sich die Stadt zu einem wichti
gen Einfallstor für den Drogenschmuggel aus Lateinamerika. Der
legale und illegale Sektor sind heute stark miteinander verknüp
und lassen sich nicht immer eindeutig zuordnen (Census Bureau
2011; Nijman 2007, S. 101).
Im Vergleich zu den meisten anderen USamerikanischen Städ
ten hat Miami erst spät eine gröere Bedeutung erlangt. Das im
frühen 17. Jahrhundert gegründete New York entstand bereits in
der präindustriellen Phase. Chicago wurde 1833 zur Stadt erhoben
und gilt als Prototyp der Industriestadt. Los Angeles, das häug
als Beispiel einer postindustriellen Stadt dient, erlebte das gröte
Wachstum zwischen 1900 und 1920. Nijman (2000, S. 137139)
bezeichnet Los Angeles daher als exindustrielle Stadt und Mi
ami, dessen wichtigste Wachstumsphase erst in den 1950erJahren
einsetzte, als Prototyp einer postindustriellen Stadt. Miami war
nie eine Industriestadt, sondern entwickelte sich direkt zu einem
international orientierten Dienstleistungszentrum. MiamiDade
County hat heute eine wichtige Mittlerrolle zwischen Nord und
Südamerika und übt Teilfunktionen einer globalen Stadt aus. In
der Karibik überwiegen kleine Inselstaaten, in denen sich auf
grund der wenigen Bewohner nur eine begrenzte Zahl von In
dustrien und Dienstleistungen entwickeln kann. Einzelne Staaten
konzentrieren sich daher auf bestimmte Funktionen. Es hat sich
ein arbeitsteiliges und hierarchisches Städtesystem in der Karibik
entwickelt, auf dessen oberster Stufe Miami steht. Die Stadt übt
wichtige Kontrollfunktionen aus und ist Drehkreuz für Menschen,
Waren und Geld des karibischen Raums (Grosfoguel 1995).
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