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breiten Sandstränden, die Miami vorgelagert ist. Der Südteil der
Insel wird von Miami Beach eingenommen, wo in den 1920er
und 1930erJahren viele Hotels im ArtdécoStil entstanden.
Aber erst seit den 1950erJahren, als sich die Klimaanlage in Pri
vathäusern durchsetzte, zogen immer mehr Menschen dauerha
in die Region (Grosfoguel 1995, S. 158 f.; Nijman 2007, S. 102).
Mit der Machtübernahme der Kommunisten durch Revoluti
onsführer Fidel Castro 1959 auf der nur 180 km von der Südspitze
Floridas entfernt liegenden Insel Kuba setzte der Aufschwung
Südoridas ein. Bis heute haben mehr als drei Millionen Kubaner
in mehreren Wellen ihr Heimatland verlassen. Von 1959 bis 1962
emigrierten gut 200.000 Kubaner, die überwiegend der Ober
schicht und der oberen Mittelschicht angehörten, in die USA.
Diese Kubaner waren gut ausgebildet, häug Akademiker oder
Unternehmer, und konnten sich am wenigsten mit dem neuen
Regime anfreunden. In den USA wurden sie positiv aufgenom
men und nanziell grozügig unterstützt. Fast alle Kubaner lieen
sich im Süden Floridas und hier bevorzugt in Miami nieder. Das
Klima Südoridas gleicht dem Kubas, und die Nähe zum Heimat
land wurde als Vorteil gesehen. Die Flüchtlinge hoen, dass die
USA wirksam gegen Fidel Castro vorgehen und ihr Aufenthalt in
den USA nur kurz sein würde. Nach dem Scheitern der USame
rikanischen Invasion in der Schweinebucht 1961 verüchtigten
sich diese Honungen allerdings. Um eine zu starke Konzent
ration von Kubanern im Süden Floridas zu verhindern, haben
die USA zu Beginn der 1960erJahre die Umsiedlung in andere
Teile des Landes nanziert. Nach Auslaufen der nanziellen Un
terstützung kehrten die meisten Kubaner allerdings nach Florida
zurück, wo sie sich bevorzugt westlich der Stadt ansiedelten (Bos
well 2000, S. 155157; Rothe und Pumeriega 2008, S. 250). Mitte
der 1960erJahre wurden auf Kuba das Privateigentum verstaat
licht und Regimegegner Repressionen ausgesetzt. Da sich Fidel
Castro der Kritiker entledigen wollte, erlaubte er Kubanern, die
Verwandte in den USA hatten, die Ausreise. Junge Männer unter
27 Jahre und gut ausgebildete Kubaner bestimmter Berufe waren
jedoch weitgehend von dieser Regelung ausgenommen. Die free
dom ights wurden erst 1973 eingestellt, nachdem rund 250.000
bis 300.000 Kubaner in die USA geohen waren (Boswell 2000,
S. 145; Perez 1986; Rothe und Pumariega 2008, S. 251). Die dritte
Auswanderungswelle setzte 1980 ein, als die Demonstrationen
gegen die kommunistische Regierung zunahmen. Fidel Castro
bezeichnete die Aufrührer als Abschaum und erlaubte deren
Ausreise mit USamerikanischen Booten. 124.000 Kubaner über
wiegend der Arbeiterschicht, die einst den Kommunismus beju
belt hatten, verlieen enttäuscht die Insel. Hierzu gehörte erst
mals auch eine gröere Zahl schwarzer Kubaner. Castro ergri die
Gelegenheit und erklärte rund 2000 Insassen von Gefängnissen
und psychiatrischen Anstalten sowie Prostituierte zu Revolutions
gegnern und lie sie ebenfalls ausreisen. In MiamiDade County
stieg die Kriminalitätsrate umgehend stark an. Auerdem kam
es zu Konikten zwischen Kubanern und Schwarzen, die in den
vorausgegangenen Jahren als Folge der Bürgerrechtsbewegung
einen bescheidenen ökonomischen Aufschwung erlebt hatten.
Die kubanischen Einwanderer der Arbeiterklasse wurden auf
dem Arbeitsmarkt zu Konkurrenten der ebenfalls meist schlecht
ausgebildeten Schwarzen. Während die Immigranten früherer
Einwanderungswellen in den USA mit oenen Armen aufgenom
men worden waren, waren die jetzt eintreenden Kubaner wenig
willkommen. Die vierte Einwanderungswelle wurde durch den
Zusammenbruch der befreundeten Sowjetunion ausgelöst, als das
kommunistische Kuba einen ökonomischen Rückschlag erlebte
und es fast zum Bürgerkrieg gekommen wäre. 1994 erlaubte Cas
tro 37.000 Kubanern das Verlassen der Insel auf Booten und Flö
en. Als immer mehr der auf der Insel verbleibenden Kubaner auf
den USamerikanischen Stützpunkt Guantanamo Bay üchteten,
vereinbarten Castro und USPräsident Bill Clinton die Einreise
von jährlich 20.000 Kubanern in die USA. Diese galten nicht mehr
als politische Flüchtlinge, sondern als Wirtschasüchtlinge und
erhielten keine nanzielle Unterstützung (Boswell 2000, S. 147;
Rothe und Pumariega 2008, S. 252253).
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5
5.6.1
Bevölkerungsstruktur
MiamiDade, das südlichste county FestlandFloridas, ist iden
tisch mit Greater Miami. Die Bevölkerung hat sich von 1950
bis 2010 von 495.000 auf 2,5 Mio. verfünacht. Das Wachstum
basiert zu gut 70 % aus Wanderungsgewinnen. Der Anteil der
hispanics ist von nur 4 % im Jahr 1950 auf 64,5 % im Jahr 2010 ge
stiegen, von denen wiederum die Häle Kubaner sind. Der Anteil
der Kubaner ist allerdings rückläug, da immer mehr Menschen
aus anderen Staaten Mittel und Südamerikas zuwandern, die
grötenteils schlechter ausgebildet sind als die Kubaner. 1970
waren noch gut 90 % aller in Greater Miami lebenden hispanics
Kubaner. Kolumbianer und Nicaraguaner bilden heute die zweit
und drittstärkste Gruppe mit einem Anteil von 7,5 % bzw. 7 %.
Nichthispanische Weie und nichthispanische Schwarze haben
nur noch einen Anteil von 16,0 % bzw. 19,3 % an der Bevölkerung
Greater Miamis (Croucher 2002, S. 225226; Portes und Stepick
1993, S. 150175;   www.census gov ).
Greater Miami ist heute ethnisch und sozioökonomisch stark
segregiert ( . Abb. 5.26 ). Miami, mit 400.000 Einwohnern die
gröte Stadt, leidet seit Jahrzehnten unter white ight, der Abwan
derung von Weien der Mittel und Oberschicht aus den Städten
in die suburbs (Croucher 2002, S. 228). In der Stadt haben sich die
hispanics aufgrund ihrer groen Zahl nicht an die englischspra
chige Bevölkerung anpassen müssen. Miami wurde nur vorüber
gehend zu einer bilingualen Stadt; seit Jahrzehnten ist Spanisch die
am meisten verbreitete Sprache. Die nichthispanischen Weien
sind in den suburbanen Raum oder die benachbarten nördlichen
counties gezogen. Dies gilt inzwischen auch für viele erfolgreiche
Kubaner. Gleichzeitig sind in die Stadt Miami immer mehr hispa
nics aus anderen Staaten Mittel und Lateinamerikas gezogen und
haben dort ihre eigenen Viertel wie Little Haiti oder Little Mana
gua gebildet. 2010 waren 70 % der Bewohner Miamis hispanics,
aber nur noch 28 % Kubaner (   www.census.gov ). Bevorzugter
Wohnstandort der Kubaner ist Hialeah, mit 218.000 Einwohnern
die zweitgröte Stadt in der Region. In Hialeah stellen die Ku
baner 72 % der Bevölkerung. Die nichthispanischen Schwarzen
konzentrieren sich im Nordwesten von MiamiDade County, und
die nichthispanischen Weien bevorzugen die vorgelagerten In
seln und die Gemeinde Coral Gables. Die ethnische Segregation
korrespondiert mit einer sozioökonomischen Segregation. 2010
betrug das mittlere ProKopfEinkommen in Greater Miami
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