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wurde mit Ohsenkarren erledigt. Und Wietze, einst ein aus vier Höfen bestehendes
Kaf, mauserte sih zu einer Art Ölmetropole. Etwa 2000 Menshen strömten in
kürzester Zeit in die Stadt. 149 Ein Bahnhof, ein kleiner Hafen, eine Rainerie,
Tanks, Betriebsgebäude, Wohnhäuser für Arbeiter und Angestellte entstanden. Ein
wahrer Wald von hölzernen Fördertürmen wuhs innerhalb weniger Jahre in den
Himmel. Rund um den Ort wurden etwa 2000 Löher in den Grund gefräst, ohne
Rüksiht auf Verluste. Und mehr als die Hälte der Bohrungen lieferte tatsählih
Öl: Im Jahr 1908 wurden 80 Prozent der deutshen Inlandsnahfrage von den uel-
len in Wietze gedekt. Und noh einmal zwei Jahre später musste das damalige
Deutshe Reih überhaupt kein Öl aus dem Ausland kaufen. 150 Bohren konnte, wer
wollte - und über genügend Geld und die passende Tehnik verfügte.
Auf dem Höhepunkt des Öliebers fahndeten 52 Gesellshaten im Heidesand
nah dem shwarzen Gold. Jahre der intensiven Förderung folgten. Unter den
konkurrierenden Ölgesellshaten stieg shließlih die Deutshe Erdöl-Aktiengesell-
shat (DEA) zum wihtigsten Akteur auf. Im Jahr 1918, die Förderquoten sanken
bereits wieder, wurde sogar ein Ölbergwerk eröfnet, in dem drekvershmierte
Bergmänner den Treibstof unterirdish abbauten. Sie türmten eine riesige Halde
mit Ölshlämmen am Ortsrand auf, die man noh heute sehen kann. Im Laufe der
Jahre wurden über die Bohrlöher von Wietze und das Bergwerk drei Millionen
Tonnen Öl aus dem Boden geholt. Im Jahr 1963 wurde die Produktion shließlih
aus wirtshatlihen Gründen eingestellt.
Doh bis heute lässt sih in Wietze erleben, wie sih ein Treibstoboom anfühlt.
Man kann hier ein gutes Gefühl dafür entwikeln, wie es ist, wenn binnen kürzester
Zeit ein Förderturm nah dem anderen errihtet wird. Eindruksvolle Shwarz-
Weiß-Bilder an den Wänden des Deutshen Erdölmuseums zeigen einen ganzen
Wald von Bohranlagen, zeigen Menshen mit shwarz vershmierten Gesihtern
und lassen zumindest ahnen, wie stark die Förderung auh die Umwelt belastete. Im
Gediht »Der Bohrturm« beshrieb der Heimatdihter Hermann Löns die Shaten-
seiten des Ölgeshäts:
»Die Flamme loht, die Kete klirrt
Es zisht der Dampf, der Ruß, der shwirrt
Der Meißel frisst sih in den Sand
Der shwarze Tod geht durh das Land.« 151
 
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