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Ein echter Mehrwert gegenüber dem gedruckten Buch entstand aber erst
mit dem Hypertext-Prinzip. Schon 1945 gab es die Idee, Dokumente mitein-
ander zu verbinden, so dass man im Leseprozess von einem zum anderen
gelangen kann (siehe Kapitel 10). Aber erst durch die Maus konnten
Hypertext-Systeme praktikabel umgesetzt werden. Mit der Maus steuert der
Benutzer ein besonders markiertes Textstück an, den Link-Anker, klickt da-
rauf und gelangt über den dadurch aktivierten Link zu einem neuen Text,
einem anderen »Knoten« im Netz der Texte. 152 So etwas lässt sich nur mit
einem Computer realisieren, der im Hintergrund die verschiedenen Texte in
einer Datenbank verwaltet und Programme bereitstellt, die die Eingrife des
Benutzers passgenau mit Bildschirmdarstellungen verbinden.
Vorläufer des Hypertexts gibt es auch in der Gutenberg-Galaxis: Inhalts-
verzeichnisse, Schlagwortregister, Fußnoten und Querverweise haben eine
ganz ähnliche Aufgabe. Aber erst durch vernetzte Computer wird das Wech-
seln von einem Text zum nächsten durch einen Klick mit der Maus so ein-
fach, dass es auch als »Surfen« erlebt werden kann. Das World Wide Web ist
das bekannteste und mit Abstand größte Hypertext-System, das es gibt.
Frühere Hypertext-Systeme waren zwar eingeschränkter, hatten aber zuwei-
len Funktionen, die bis heute nicht ins Web integriert wurden. Besonders
der Harvard-Forscher Ted Nelson hatte sich schon in den 1960er Jahren
Gedanken zu einem hypertextuellen Informationssystem gemacht, das
zugleich Copyright- und Abrechnungsfunktionen, eine Versionsverwaltung
von Dokumenten, Links in beide Richtungen, auch vom Benutzer selbst ge-
setzt, und viele weitere Eigenschaften besaß. 153 Er nannte das System
Xanadu , nach dem legendären Sommerpalast des chinesischen Kaisers
Kublai Khan, von Marco Polo als ein Ort märchenhaften Reichtums bes-
chrieben. Realisiert wurde Nelsons Märchenpalast des Wissens trotz
jahrzehntelanger Arbeit nie. Das heute verwendete Web besitzt nur einen
Bruchteil der für Xanadu entwickelten Hypertext-Funktionen. 154
Das Lesen von Hypertexten unterscheidet sich vom Lesen »normaler«, lin-
earer Texte erheblich. Hypertexte liest man nicht so, wie es der Autor vor-
gibt, sondern man entscheidet selbst, welchem Link man folgt. Klickt man
sich dann von Text zu Text, kann man schnell den Überblick verlieren - der
ursprüngliche Sinnzusammenhang geht verloren. Man weiß dann nicht, ob
man wichtige Informationen übersehen hat, und bewegt sich zuweilen im
Kreis. Deshalb ist es bei Hypertexten wichtig, Navigationshilfen anzubieten.
Auf guten Webseiten wird eine Navigationshilfe dadurch gegeben, dass im-
mer auch der größere Zusammenhang dargestellt wird, in dem sich die Seite
beindet. Der Browser selbst merkt sich, von wo man auf eine Seite gelangt
 
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