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Kapitel 4.4
Digitale Kommunikation
Die Digitalisierung hat Schrift und Text verändert. Digitale Texte lassen sich
wie alle digital kodierten Daten automatisch verarbeiten, sie lassen sich mit
Daten anderer Art vermischen, und durch die Vernetzung der Computer im
Internet können sie mit anderen Texten Verbindungen eingehen. Sie sind
variabel in der Darstellung und »beweglich« in ihrem Inhalt, wenn gewollt.
Texte entstehen nicht von selbst, sondern sie werden als Teil einer Kom-
munikation geschrieben, und sie stehen nicht für sich selbst, sondern wer-
den als Teil dieses Kommunikationsaktes gelesen. Die Kulturtechniken des
Lesens und Schreibens sind geprägt durch die Schrift, den Träger der
Schrift und die Technologien von Produktion und Reproduktion des Ges-
chriebenen. Das gilt auch im digitalen Medium, und wir müssen uns daher
fragen, worin sich das digitale Lesen und Schreiben vom traditionellen
Lesen und Schreiben unterscheidet.
Wir haben gesehen, dass sich der Computer als Automat, Werkzeug und
Medium entwickelt hat. Um digitale Texte zu schreiben und zu lesen, benöti-
gen wir den Computer, weil wir mit den digitalen Daten selbst nicht umge-
hen können. Das Lesen und Schreiben mithilfe des Computers unterliegt
also den gleichen Triebkräften wie die »Turing-Galaxis« als Ganzes: Auto-
matisierung, Datenintegration und Vernetzung. Automatisiertes Lesen heißt,
dass nicht nur der Mensch liest, sondern auch der Computer. Wie liest er
und wie kombinieren wir das Computer-Lesen mit unserem eigenen? Wie
kann ein menschliches Lesen aussehen, das vom Computer unterstützt wird?
Die Integration andersartiger Daten, von Graiken, Bildern, Videos und so
weiter in den Leseprozess ist ein weiterer neuartiger Aspekt des digitalen
Lesens. Wie »funktioniert« das Lesen, wenn es sich nicht nur auf Wörter
bezieht? Wie sehen die Texte aus, und was kann dadurch für das Verständnis
von Inhalten gewonnen werden? Und schließlich die Vernetzung: Mit ander-
en Menschen während des Lesevorgangs in Verbindung zu stehen erschließt
die soziale Dimension des Lesens auf eine ganz neue Art. Setzen wir uns an-
ders mit dem Gelesenen auseinander, wenn wir beim Lesen Kontakt zu an-
deren haben? Wollen wir womöglich genau das lesen, was unsere Freunde
und Bekannte gelesen haben? Wir werden uns im siebten Kapitel dieses
Buchs ausführlich damit beschäftigen, welche Antworten es zu all diesen
Fragen schon heute gibt und was sich am Horizont abzeichnet.
 
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