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»\« und einer nachfolgenden Buchstabenfolge - » \sum « oder » \prod « - wer-
den etwa die Sonderzeichen Σ und Π angegeben, und mathematische
Formeln sind dabei in Dollar-Zeichen eingerahmt, tiefgestellte Zeichen wer-
den mit einem Unterstrich eingeleitet (»_«), hochgestellte mit einem Caret
(»^«). Für die Feinheiten der Umsetzung - die Größe und Position der
Zeichen, ihre Abstände zueinander, die Länge des Bruchstrichs und so weit-
er - sorgt dann aber das Programm. Es berücksichtigt dabei auch den be-
sonderen Zusammenhang, in dem die Zeichen erscheinen: die Angaben am
Produktzeichen Π, »n« und »i=1«, erscheinen beim ersten Mal neben, beim
zweiten Mal über und unter dem Zeichen, weil es einmal in der laufenden
Zeile verwendet wird, danach in einer eigenständigen Formel.
An diesem Beispiel kann man gut erkennen, dass die Trennung von Inhalt
und Form bei digitalen Texten nicht nur dafür genutzt werden kann, um ein-
en Text unterschiedlichen Ausgabegeräten oder -medien anzupassen, son-
dern auch, um überhaupt erst eine lesbare Darstellung zu erzeugen. Der di-
gitale Text wird dadurch zu einem Gebilde, das sowohl zum »Lesen« durch
den Computer als auch durch den Menschen geeignet ist. 147
Ihre Variabilität ist ein besonderes Merkmal digitaler Texte, Variabilität in
der Darstellung, in ihrer Form, wie wir gesehen haben. Variabel können sie
aber auch im inhaltlichen Sinne sein. Werden digitale Texte auf einem Bild-
schirm gezeigt oder mittels Beamer projiziert, sind sie nichts Greifbares,
Bleibendes, sondern nicht mehr als ein vorübergehendes Schauspiel aus
Licht und Dunkelheit. Der Text selbst kann sich deshalb während des Lesens
verändern, Wörter erscheinen oder verschwinden, Textteile werden her-
vorgehoben, verändern sich oder verblassen. Der Bildschirm wird zur Bühne
eines Schauspiels aus Schrift, und der Leser liest nicht mehr in seinem ei-
genen Tempo, sondern folgt lesend einer Inszenierung. Man kann dies auf
Werbedisplays sehen oder auf Info-Tafeln von Nachrichtenseiten. Besonders
verbreitet ist die Textanimation bei Präsentationen. Programme wie Power-
point oder Keynote machen es sehr leicht, ein Schauspiel aus Wörtern zu in-
szenieren. Gutenbergs »bewegliche Lettern« erhalten damit eine neue
Bedeutung.
 
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