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das Wort »herausgehoben«, markiert, muss nur die Schriftauszeichnung von
»normal« auf »fett« umgeschaltet werden, alle anderen Texteigenschaften
bleiben unverändert. Nach der Endmarkierung </fett> gelten dann wieder
die normalen Texteigenschaften für den Absatz, ohne dass dies gesondert
mitgeteilt werden muss.
SGML verbreitete sich in den 1980er Jahren im Verlags- und
Druckbereich. 1990 entschied sich auch Tim Berners-Lee dafür, SGML zur
Grundlage der Kodierung von Seiten im World Wide Web zu machen. So
kommt es, dass heute nahezu jeder Text, den wir im Internet zu sehen
bekommen, auf SGML oder seinen Nachfolgern und Varianten basiert. 144
Dabei geht es nicht mehr darum, unterschiedliche Drucker ansteuern zu
können, sondern den Text variabel darzustellen. Gleichgültig, ob das Fenster
auf dem Desktop groß oder klein ist, die Anzeige über Firefox, Safari,
Chrome oder den Internet Explorer erfolgt, man sich die Seite auf einem
Smartphone oder dem iPad ansieht - immer muss die Darstellung des Textes
optimal auf die Bedingungen des Displays abgestimmt sein. Dabei kann die
Schriftgröße oder die Schriftart variieren, Abstände, Umbrüche und Posi-
tionen. Digitale Texte besitzen also nicht an sich ein bestimmtes Aussehen,
sie können vielmehr in unterschiedlicher Weise dargestellt werden. Im Text
selbst wird das beabsichtigte Aussehen allgemein beschrieben, nicht aber
konkret festgelegt. Damit weisen sie eine Eigenschaft auf, die für gedruckte
Texte undenkbar ist: die Trennung von Inhalt und Form.
In welchem Maße die Form erst nachträglich berechnet werden kann, ist
sehr gut bei einer anderen Entwicklung zu sehen, die parallel zur
Entwicklung von SGML abgelaufen ist. Die Rede ist von den sogenannten
»Satzsprachen« (»Typesetting Language«), die in der Mitte zwischen Text in
natürlicher Sprache und Computerprogrammen stehen - je nach Sichtweise
handelt es sich um Texte, die Programmcode für den Computer enthalten,
oder um Computerprogramme, in denen Text enthalten ist. Die bekannteste
Satzsprache wurde von einem Großmeister der Informatikerzunft entwick-
elt, dem 1938 geborenen Stanford-Professor Donald E. Knuth. Bereits mit 24
Jahren begann er ein Werk, das die Programmierung von Computern in allen
Einzelheiten beschreiben und wissenschaftlich deinieren sollte: »Die Kunst
der Computerprogrammierung«. 145 Das Werk umfasst sieben Teile mit
insgesamt zwölf Kapiteln, von denen bislang sechseinhalb erschienen sind,
jedes allein zwischen 300 und 900 Druckseiten stark. Dutzende weitere
 
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