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war, änderte sich dies. Setzmaschinen werden über eine Tastatur bedient,
die Lettern müssen nicht mehr per Hand herausgesucht und positioniert
werden. Die dritte und bis heute maßgebliche Phase der Drucktechnik
wurde schließlich mit dem Ofsetdruck eingeläutet. Dabei wird die Druck-
farbe auf einen Metallzylinder aufgetragen, der diese rotierend auf eine
Walze mit Gummioberläche überträgt, durch die wiederum das Papier
bedruckt wird. Der Ofsetdruck war zunächst für Bilder und Graiken sehr
gut geeignet, Schrift musste aber erst konventionell gedruckt und dann foto-
graisch auf die Druckplatte übertragen werden. Dies wurde mit der letzten
Generation von Satzsystemen überlüssig, die mit optisch gespeicherten
Zeichen eine Belichtung der Druckplatte vornahmen. 95
Klösterliche Skriptorien wurden mit dem Aufkommen des Buchdrucks zum
handschriftlichen Kopieren von Büchern überlüssig. Die weltliche Variante,
die Kanzlei oder das Kontor, heute als Büro bezeichnet, blieb aber erhalten,
da es auch weiterhin eine wichtige Aufgabe erfüllte. Hier ging es nicht um
die Massenproduktion von Texten, sondern um die Anfertigung von Doku-
menten mit allenfalls wenigen Kopien, der Einsatz des Buchdrucks lohnte
sich dabei nicht. War sehr viel zu erledigen, waren die Kanzleien eben groß
und setzten viele Schreibkräfte ein, das individuelle Schreiben am Pult mit
Feder und Tinte war auch in der Gutenberg-Galaxis lange nicht zu ersetzen.
Dies änderte sich erst im 19. Jahrhundert, als ein Wunderwerk der Fein-
mechanik seinen Siegeszug antrat, Satzgerät und Druckmaschine in einem,
geeignet zur schnellen Produktion von Kopien eines Textes in kleiner Au-
lage: die Schreibmaschine. 96 Mit der Schreibmaschine lässt sich die
Geschwindigkeit der Textproduktion deutlich erhöhen - geübte Schreiber er-
reichen auf mechanischen Geräten im Zehningersystem 200 bis 400
Zeichen pro Minute, auf elektrisch angetriebenen Maschinen waren sogar
noch weitaus höhere Geschwindigkeiten zu erzielen, die das Maschines-
chreiben sogar mit der Stenograie in Konkurrenz treten ließ. Gleichzeitig ist
das Schriftbild von jeglichem individuellen Schreibstil befreit, es erfährt
dadurch eine Standardisierung und ist leichter zu lesen. Mittels Durchsch-
lagpapier konnten zudem bis zu vier Kopien eines Textes hergestellt werden.
Das Schreiben mit der Schreibmaschine weist also alle Eigenschaften des
Druckens auf, die in einem Arbeitsprozess zusammenfallen und von einer
Person ausgeführt werden konnten. Damit war die Schreibmaschine von An-
fang an ideal für Verwaltungszwecke geeignet. Doppelte Buchführung, die
Verrechnung und Ablage von geschäftlichen Vorgängen in zwei verschieden-
 
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