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en Systemen, lässt sich leichter umsetzen, wenn Kopien einfach herzustellen
sind.
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich auch noch das zur Schreib-
maschine passende Berufsbild: die Stenotypistin, die nach Diktat in Firmen
oder Behörden Texte tippt. Größere Unternehmen betrieben bereits in
dieser Zeit spezialisierte Schreibbüros, in denen zum Teil sogar schon mit
Tonaufzeichnungsgeräten gearbeitet wurde. Vor allem die Firma IBM trieb
diese Entwicklung in den 1960er Jahren voran, als sie mit ihren elektrischen
Schreibmaschinen, Diktiergeräten und Tonbandsystemen in Gestalt von typ-
ing pools gleich eine ganze Organisationsstruktur in die Unternehmen ein-
zubringen versuchte. 97 Restbestände davon inden sich noch heute in den
Büros von Führungskräften, in denen das technisch unterstützte Diktieren
noch immer eine wichtige Rolle spielt. Während die Infrastrukturen für die
Massenherstellung von Texten heute also weitgehend automatisiert sind und
auch die Technisierung des Satzes die Notwendigkeit der Arbeitsteilung in
diesem Bereich weiter reduziert hat, ist mit dem Büro eine Infrastruktur des
Schreibens entstanden, die optimiert war für die individualisierte Produktion
von Texten mit einer geringen Zahl an Kopien. 98 Kosten konnten auch hier
von Anfang an durch Arbeitsteilung, später durch die Einführung der
Schreibmaschine und des Diktiergeräts erheblich reduziert werden. 99
Für die Distribution von Büchern haben sich noch vor der Einführung des
Buchdrucks Verlage als Infrastruktureinrichtungen gebildet. Schon in der
Manuskriptkultur gab es im Umfeld der frühen Universitäten private Skrip-
torien, die auf eigene Rechnung Kopien von begehrten Werken herstellten
und vertrieben. 100 Nach Einführung des Buchdrucks fungierten zunächst
viele Drucker gleichzeitig als Universalverleger, die neben Satz, Druck und
Illustration der Bücher auch deren Vertrieb und Verkauf vornahmen. Bedingt
durch einen immer größeren Konkurrenzdruck bildete sich nach und nach
das Modell des reinen Verlegers heraus, der selbst nicht mehr an der physis-
chen Herstellung von Büchern beteiligt ist, sondern sich auf deren Vermark-
tung spezialisiert: Zunächst aufgrund von Tauschgeschäften mit anderen
Verlegern, schließlich auf eigenes wirtschaftliches Risiko boten die Verleger
ihren Kunden gleich ein ganzes Büchersortiment an.
Auch der Vertrieb wurde schließlich ausgelagert. Den »Endkunden« bedi-
enten »Buchführer« auf Jahrmärkten und reisende »Kolporteure«. Erst 1796
öfnete Julius Perthes in Hamburg die erste Buchhandlung, wo Bücher unter-
schiedlicher Verlage erworben werden konnten. Buchmessen waren der
Hauptumschlagplatz für Druckwerke, vor allem in Frankfurt am Main ab
 
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