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mittelalter, wo Schriftverkehr, Buchhaltung und Beurkundungen aller Art zu
organisieren waren. Vorläufer dazu hatte es schon beim Adel in der Verwal-
tung ihrer Güter gegeben. Auch die Ausbreitung der Literalität unterstützte
diese Entwicklung. Ein steigender Bedarf an weltlichen Büchern, vor allem
im Zusammenhang mit der Gründung und dem Aufstieg der Universitäten,
führte zu einem Schreibgewerbe, das als ein frühes kommerzielles Verlag-
swesen angesehen werden kann. Sogar die Klöster mit ihren etablierten
Skriptorien beteiligten sich schließlich daran und versuchten, damit ihre
Einkünfte zu erhöhen.
In der Druckerei wurde der Produktionsvorgang von Texten ebenfalls arbeit-
steilig organisiert: Der Setzer war für die Erstellung der Druckformen
zuständig, der Drucker für das Bedrucken von Papier mit der Druckpresse.
Gutenberg selbst schuf um 1450 mit sechs Setzern und sechs Druckern ver-
mutlich etwa 180 Exemplare seiner knapp 1.300 Seiten umfassenden
42-zeiligen Bibel. 91 Die Drucktechnologie war von Anfang an ausgereift, so
dass sie sich innerhalb weniger Jahre auf ganz Europa, später in andere
Teile der Welt ausbreiten konnte. 1470 gab es 16 Druckorte in Europa, 1490
waren es bereits 105, zehn Jahre später möglicherweise 265. Druckereien
wie die des Nürnbergers Anton Koberger betrieben in dieser Zeit 24 Druck-
pressen und hatten hundert Gesellen als Mitarbeiter. 92 An der Arbeitsweise
in einer Druckerei änderte sich jahrhundertelang nichts. Erst 1812 stellte
der Thüringer Friedrich Koenig in London die erste mit Dampfkraft be-
triebene Druckmaschine vor, die sensationelle achthundert Blätter pro
Stunde bedrucken konnte. Bis zur Jahrhundertmitte wurde davon ausgehend
die Rotationsdruckmaschine entwickelt, bei der die Druckform auf einem
Zylinder angebracht ist und die schließlich sogar unbeschnittenes Papier,
das auf Rollen angeliefert wurde, bedrucken konnte. Etwa 12.000 Drucke
stündlich waren so möglich. 93 Ab 1848 wurde die Londoner Times auf diese
Weise hergestellt; es ist klar, dass erst die Automatisierung des Druckvor-
gangs und eine derartige Geschwindigkeitserhöhung die Entstehung von au-
lagenstarken Tageszeitungen und anderen Periodika ermöglichten. Heute
erzielen die schnellsten Ofsetdruckmaschinen wie die Speedmaster XL 106
der Firma Heidelberger Druckmaschinen eine Geschwindigkeit von 18.000
Bögen pro Stunde - beidseitig farbig und in höchster Qualität bedruckt im
Format 75 mal 106 Zentimeter. 94
Einen Engpass bildete bis Ende des 19. Jahrhunderts jedoch der Satz : Auf
einen Drucker kamen sechs Setzer. Erst mit der Linotype genannten Set-
zmaschine, die als amerikanische Entwicklung ab 1894 in Europa verfügbar
 
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