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Entwicklungen jener Zeit. Das betrachtet der Mann, den manche in den
1940er Jahren in den Vereinigten Staaten für den zweitwichtigsten
Menschen nach dem Präsidenten hielten, 351 für die vorrangigste Aufgabe
der Zukunft.
Was ist ein Memex? Bush beschreibt es als eine Maschinerie, die einen
Menschen bei seiner geistigen Arbeit unterstützt. Sämtliche für diese Arbeit
benötigten Informationen - Bücher, Reports, Bilder, Briefe, Notizen - sind im
Memex auf Mikroilm gespeichert und können in Sekundenschnelle
abgerufen werden. Neue Informationen werden abfotograiert und sofort als
Mikroilm in der Bibliothek abgelegt. Auch Notizen und Zeichnungen können
per Stift eingegeben werden, selbst eine Diktiermechanik ist Teil des Me-
mex. Die Mikroilm-Informationen werden über einen per Tastatur
eingegebenen Code aus dem Speicher geholt und auf Bildschirme projiziert,
von denen mehrere in den Schreibtisch eingebaut sind. Ausführlich bes-
chreibt Bush, wie all dies verwirklicht werden kann, ausgehend von
neuesten Entwicklungen seiner Zeit wie etwa Fotozellen, Sofortbildfoto-
graie, Elektronenröhren, Relaisvermittlung und mechanisiertes Rechnen.
Lochkarten- oder Magnetbänder sollen eingesetzt werden, um die
Zusammenarbeit der Komponenten zu realisieren. An das, was schon sehr
bald »Computer« genannt werden sollte, dachte Bush noch nicht, und das ist
der Grund, warum ein Memex in der vorgeschlagenen Form nie hergestellt
wurde.
Mit seiner Vision, wie man mit einem Memex arbeiten könnte, hatte Bush
allerdings Ideen in die Welt gesetzt, hinter die man nicht mehr zurückfallen
konnte. Dies war zum einen der Gedanke, Teile der geistigen Arbeit vom Me-
mex automatisch ausführen zu lassen, etwa die Auswertung von langen Zah-
lenreihen. Zweitens der, nicht nur Text zu erfassen, sondern auch Bilder und
Graiken und sogar handschriftliche Notizen. Diese verschiedenen Arten von
Medien sollten nach Bush' Vorstellung auch integriert werden können. Die
berühmteste Idee aber wurde die, Informationen im Memex nicht wie in
einem Archiv systematisch zu speichern, sondern nach dem Prinzip der As-
soziation, das der Memex-Nutzer nach Belieben auf seinen ganzen Informa-
tionsbestand anwenden können sollte. Der »Hyperlink« war geboren, das,
was wir heute als ein markiertes Textstück auf Webseiten kennen, auf das
man klicken kann, um auf eine andere Seite zu gelangen. Für Bush war die
Verlinkung der Informationen (er selbst nannte das noch nicht so) der ei-
gentliche Mehrwert des Memex - damit sollte die assoziative Kraft des
menschlichen Geistes unterstützt, ja vervielfacht werden, so ähnlich wie das
Mikroskop das Auge in seiner Leistung vervielfacht. Deshalb hatte Bush
 
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