Information Technology Reference
In-Depth Information
stattdessen aus stilisierten Bildzeichen mit konkreten Bedeutungen entwick-
elt (Piktogramme), ein Prinzip, das nach und nach auch auf abstraktere
Bedeutungen übertragen wurde (Ideogramme). Erst am Ende einer langen
Entwicklung standen Wortzeichen (Logogramme), wie sie noch heute in der
chinesischen Schrift verwendet werden. 15 Wir nutzen diese verschiedenen
Zeichenarten ebenfalls, auch wenn sie nicht in unserem Alphabet vorkom-
men. Das Smiley-Zeichen » « ist beispielsweise ein Piktogramm, denn es
stellt ein lächelndes Gesicht dar. Das Zeichen »♫« steht oft für Musik, stellt
diese selbst aber nicht graisch dar, sondern nur durch zwei Achtelnoten aus
der Notenschrift; es handelt sich somit um ein Ideogramm. Für das Zahlsym-
bol »8« hingegen haben wir nicht nur eine Bedeutung gelernt, die sich aus
dem Zeichen selbst nicht ableiten lässt, sondern wir verbinden damit auch
eine ganz bestimmte Lautfolge, nämlich /a/-/ch/-/t/ 16 . Nur mit einem solchen
Logogramm kann man auch lautsprachlich neue Wörter bilden, und das geht
sogar im Deutschen: »8ung« wäre so eins, »ver8en« oder »Gute N8« (»Ach-
tung«, »verachten« und »Gute Nacht«). Mit » « oder »♫« funktioniert das
nicht - wer würde schon darauf kommen, was » d« oder »♫alisch« bedeu-
ten soll (nämlich »lächelnd« und »musikalisch«)? Und dabei bringen die
beiden Zeichen, anders als im Beispiel mit der »8«, sogar noch ihre
ursprüngliche Bedeutung ein und nicht nur eine Lautfolge.
Logogramme waren auch der Ausgangspunkt für die Entstehung von Sil-
ben- und Alphabetschriften. Wie wir die Silbe »acht« durch das Zeichen »8«
ausdrücken können, ohne zugleich die Bedeutung (die Zahl 8) zu meinen,
haben wir gerade gesehen. So gehen alle logograischen Schriftsysteme vor,
um mit vorhandenen Schriftzeichen weitere Wörter zu schreiben, beispiels-
weise solche mit zusammengesetzten Bedeutungen oder Fremdwörter. Über-
haupt hat sich der Kulturkontakt als überaus fruchtbar für die Entwicklung
der Schrift erwiesen - wenn etwa fremde Orts- oder Personennamen ges-
chrieben werden mussten. Die Übertragung ganzer Silben stößt dabei
schnell an Grenzen, denn der Aufbau von Silben unterscheidet sich zuweilen
von Sprache zu Sprache sehr. Schon in der ägyptischen Hieroglyphen-
Schrift wurde deshalb ein Trick angewandt: Bestimmte Zeichen wurden
nicht »normal« gelesen, sondern nur mit ihrem ersten Laut. Unser Logo-
gramm »8« würde dann nicht die Lautfolge »acht« wiedergeben, sondern
nur den Vokal »a«. Wählt man die Logogramme so aus, dass die Anfang-
slaute ihrer Lesungen möglichst das ganze Lautspektrum der Sprache ab-
decken, bekommt man eine Schrift für die Laute einer Sprache - eine Art
Alphabet. Erkennen Sie, welches Wort sich nach diesem Prinzip hinter
Search WWH ::




Custom Search