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play erlaubt es dem Menschen, das digitale Mem im Computer durch Lesen
als ein neuronales Mem in seinem Kopf zu rekonstruieren. Derartige Phäno-
typen bilden also Schnittstellen zwischen den Welten der n-Meme und der d-
Meme. Manche anderen Phänotypen verbleiben jedoch in der einen oder an-
deren Welt: Durch handschriftliche Notizen an der Tafel, begleitet von er-
läuternden mündlichen Ausführungen, wandern in einem Seminar zwar n-
Meme von Kopf zu Kopf, lassen sich bislang aber nicht per Computer er-
fassen und angemessen digital repräsentieren. Gleiches gilt für den gemein-
samen Bedeutungsraum, der zwischen Menschen in einer Diskussion
entsteht. Auf der anderen Seite sind auch viele Phänotypen von d-Memen
dem Menschen nicht zugänglich: Eine DVD stellt ein Medium für digitale
Kodierungen dar, die von Computern ein- und ausgelesen werden können,
nicht aber von Menschen. Auch Listen, Tabellen oder andere Arten der sys-
tematischen Aufstellung umfangreicher Informationsbestände sind dem
Menschen in ihrer Gesamtheit selbst dann nicht zugänglich, wenn sie aus-
gedruckt auf Papier vorliegen - allenfalls in kleinen Ausschnitten.
Auch wenn n-Meme und d-Meme mit bestimmten Phänotypen einander
»begegnen«, werden sie in ihrem jeweiligen Umfeld doch auf sehr unter-
schiedliche Weise verarbeitet. Der Mensch ist sehr gut darin, Bezüge
herzustellen, Analogien auszumachen, Metaphern zu verarbeiten, größere
gestalthafte Zusammenhänge zu erkennen und emotionale Bewertungen
vorzunehmen. Diese Fähigkeiten prägen auch die Evolution von n-Memen,
indem sie zu Veränderungen führen - zielgerichtete Mutationen, die zuwei-
len auch als Kreativität bezeichnet werden. Der Computer arbeitet mit d-Me-
men ganz anders: Sie werden nach festen Regeln durchsucht und gruppiert,
es werden statistische Informationen aus ihnen abgeleitet und Ordnungen
hergestellt. Durch die »Übersetzung« von Memen aus der Sphäre des
Menschen in die des Computers oder umgekehrt werden die jeweils anderen
Verarbeitungsverfahren erschlossen: Werden etwa statistische Daten visual-
isiert, sind sie der ganzheitlich-gestalthaften, auf Analogien und Metaphern
ausgerichteten Denkweise des Menschen zugänglich. Werden andererseits
sprachliche Daten digitalisiert, kann sie der Computer auszählen, statistisch
untersuchen und nach unterschiedlichen Kriterien Listen erstellen. In
beiden Fällen entstehen neue Meme, n-Meme und d-Meme.
Richard Dawkins hatte drei Eigenschaften von Memen (und Genen) genannt,
anhand derer ihr evolutionärer Erfolg abgeschätzt werden kann: Frucht-
 
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