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barkeit, Wiedergabetreue (Kopiergenauigkeit) und Langlebigkeit. Auch d-
Meme können wir danach beurteilen. Die Voraussetzung ihrer Fruchtbarkeit
ist der Zusammenschluss von Computern zu Netzwerken. Ein d-Mem, beis-
pielsweise ein Foto, könnte sich ohne das Internet kaum von Computer zu
Computer bewegen. Das Internet hat jedoch eine sehr schnelle Verbreitung
an eine Vielzahl von Empfängern möglich gemacht, so dass manche d-Meme
eine sehr große Fruchtbarkeit erzielen können - eine viel größere, als sie n-
Meme ohne digitale Verbreitungsverfahren erreichen könnten.
D-Meme können außerdem von einer hohen Kopiergenauigkeit proitieren,
die durch ihre digitale Kodierung bei der Reproduktion gegeben ist. Beim
Kopieren digitaler Daten werden Fehlererkennungs- und Korrekturtechniken
eingesetzt, die eine sehr weitgehende Resistenz gegen die Entstehung von
Kopierfehlern auch über viele »Generationen« hinweg ermöglichen. Zusam-
men mit einer potentiell hohen Fruchtbarkeit können digitale Informationen
in einem kurzen Zeitraum in identischer Form weltweite Wahrnehmung er-
langen. In memetischer Interpretation heißt das, dass manche d-Meme sehr
erfolgreich in anderen Computern reproduziert werden. Wir kennen solche
Phänomene aus dem Nachrichtenbereich, wo Bilder traditionell eine große
Rolle spielen: Durch das Internet sind Fotos manch aktueller Ereignisse
nach wenigen Minuten, ja Sekunden auf Millionen von Computern, Smart-
phones oder Tablets weltweit.
Der dritte Aspekt des evolutionären Erfolgs von Memen, die Langlebigkeit,
ist auf den ersten Blick bei d-Memen weniger gut ausgeprägt. Ein d-Mem
wird nur selten physisch gesichert, es vergeht vielmehr beim Ausschalten
des Computers oder bei einer Neubelegung des begrenzten Speichers. Ähn-
liches gilt allerdings auch für Gene und n-Meme: Genkopien verschwinden
beim Tod des Individuums, n-Meme werden vergessen. Allenfalls mediale
Speicherungsformen auf solider materieller Basis - Stein, Metall und ähn-
liches - stellen die langfristige Speicherung von n-Memen sicher. Aber dar-
um geht es auch gar nicht: Die Langlebigkeit von Genen und Memen
bezeichnet die Lebensdauer über die einzelnen Generationen hinweg. Viele
n-Meme, etwa die sprachlichen, »leben« schon seit Jahrhunderten, weil sie
von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Manche Gene in unserem
Körper gibt es seit Millionen von Jahren. Und ein ähnliches Prinzip gilt auch
für d-Meme: Aufgrund ihrer sehr kurzen individuellen Lebensdauer in
Speicherchips, auf Festplatten und DVDs werden digitale Daten ständig
umkopiert und auf anderen Rechnern gesichert. Dadurch können auch sie
eine hohe Lebensdauer erlangen - Informationen aus der Frühzeit des World
Wide Web lassen sich noch heute in unveränderter Form abrufen, etwa die
 
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