Information Technology Reference
In-Depth Information
Alto beteiligt, dem ersten Personalcomputer mit graischer Benutzerober-
läche. 1981 ging er zu Microsoft und entwickelte dort die erste Version von
Word. 287 Nach seinem Ausscheiden bei Microsoft mit einem dicken Aktien-
paket im Depot wurde er Autor, später professioneller Poker-Spieler. Auch
Richard Dawkins, der Begründer der Memetik, neigt zu Exzentrik. Als Kon-
sequenz seiner Einsicht, dass sich Religionen wie chronische Viren-
Erkrankungen als Memplexe in den Köpfen der Menschen festgesetzt hät-
ten, gründete und unterstützte er verschiedene Stiftungen, die sich explizit
der Verbreitung des Atheismus verschrieben haben. 2008 unterstützte er
eine Aktion der britischen Journalistin Ariane Sherine, die als Reaktion auf
eine ähnliche Kampagne fundamentalistischer Christen in vielen europäis-
chen Städten Busse mit der Aufschrift »Es gibt wahrscheinlich keinen Gott.
Also mach dir keine Sorgen und genieße dein Leben« 288 umherfahren ließ.
Solche teilweise etwas skurrilen Anekdoten, die sich um einige Vertreter
der Memetik ranken, haben es für die zugrunde liegenden seriösen wis-
senschaftlichen Überlegungen nicht leichter gemacht, außerhalb naturwis-
senschaftlicher Kreise als Alternative zu traditionellen Ansätzen der Kultur-
wissenschaften Fuß zu fassen. Blackmore macht in ihrem Buch etwa
Vorschläge für Erklärungen der Größe des menschlichen Gehirns, des Ur-
sprungs der Sprache, der Präferenzen bei der menschlichen Partnerwahl
oder sogar des menschlichen Bewusstseins. Dabei stellt sie auch Überlegun-
gen zur Koevolution von Memen und Genen an, die über einen Umweg doch
den Vorteil bestimmter Aspekte der kulturellen Entwicklung für den re-
produktiven Erfolg des Menschen zu zeigen vermögen, oder die Konkurrenz,
die zwischen der Welt der Gene und der Meme und ihren widerstreitenden
Reproduktionszielen besteht (etwa im Fall islamistischer Selbstmordat-
tentäter, bei denen religiöse Überzeugungen den menschlichen Lebenswillen
aushebeln).
All das sind hochinteressante und überaus anregende Themen, die wir hier
allerdings nicht vertiefen können. Andere kulturwissenschaftliche Theorien,
wie etwa die in der Einleitung dargestellte Theorie von Thomas S. Kuhn zur
Evolution in der Wissenschaft, lassen sich ohne Schwierigkeiten in die Me-
metik »übersetzen«. Für Theorien wie die von Kuhn nimmt die Memetik eine
Rolle ein wie die Genetik für die Betrachtung der Evolution der Wirbeltiere:
Sie liefert die Grundlagen. Ein besonders naheliegender, die Überlegungen
zur Evolution der Meme sehr gut unterstützender Bereich der kulturellen
Entwicklung wurde bislang aber kaum betrachtet: die Sprache. Genau das
wollen wir jetzt tun.
 
Search WWH ::




Custom Search