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In einem Kommentarbereich werden geeignete Verwendungsweisen darges-
tellt. Die Graiken selbst transportieren gedankliche Bilder, die die Inhalte
der Präsentation gliedern sollen: Im Bereich »Beziehungen« etwa werden
Waagen, Filter, Batterien, Getriebe, schematisierte Summenformeln oder
Zwiebelmodelle zur Verfügung gestellt. Wählt der Nutzer eines dieser visuel-
len Darstellungsmittel aus, übernimmt er zugleich vorgefertigte Muster der
Argumentation. Das hat Auswirkungen auf die Strukturierung der Inhalte.
Eine graische Darstellung, in der drei inhaltliche Aspekte A, B und C wie
drei Zahnräder in einem Getriebe miteinander verbunden sind, ruft andere
Assoziationen hervor als die Formulierung »Die Aspekte A, B und C hängen
eng miteinander zusammen«. Beim Bild der Zahnräder ist der Leser ver-
sucht, weitere Eigenschaften der technischen Koniguration auf den bes-
chriebenen Inhaltsbereich zu übertragen. So könnte er sich etwa fragen,
was es zu bedeuten hat, dass sich die Zahnräder in unterschiedliche Rich-
tung drehen, dass sie unterschiedlich groß dargestellt sind und so weiter.
Je nachdem, ob wir ein sprachliches oder ein visuelles Bild in uns aufneh-
men, werden bei uns andere Assoziationen aktiviert. Deshalb verändert die
Übertragung von einem Medium in ein anderes zugleich immer auch den In-
halt. Der Autor multimedialer Texte muss sich also bewusst sein, dass er die
Inhalte nicht nur in unterschiedliche mediale Gefäße gießt, sondern dass
diese in den Gefäßen auch unterschiedliche Brechungseigenschaften für den
Sinn aufweisen. Die Tendenz zur Bildlichkeit, die gerade in wissenschaft-
lichen Lehrbüchern und Präsentationen zu verzeichnen ist und sich auch in
so abstrakten Disziplinen wie der Mathematik oder der Philosophie ausbreit-
et, erschließt also für das Dargestellte einen neuen Sinn, lässt aber auch die
rein sprachliche Sinnerschließung verarmen.
Anders als hybrides Schreiben stellt das multimediale Schreiben somit
zusätzliche Anforderungen an einen Autor. Es enthält weitaus mehr Planung-
sprobleme, die zu lösen sind, und erfordert mehr Fertigkeiten bei der Um-
setzung. Es ist von vornherein auf den Text als Fläche ausgelegt mit all sein-
en Gestaltungsmöglichkeiten, weshalb auch das Diktieren eines solchen
Textes nicht möglich ist. Die Eigenschaften der Bildlichkeit erschließen aber
neue Bezugsräume für den Sinn, wie wir gesehen haben, und bildliche
Darstellungen sind sehr schnell zu erfassen. Das wirkt auch auf den Text
zurück: Multimediale Texte kommen der Tendenz zum Scannen von Texten
entgegen, indem sie die ganzheitliche Erfassung ermöglichen. Es ist tatsäch-
lich leichter, einen Kreislauf zu erkennen, wenn er visuell durch kreisförmig
angeordnete Pfeile so dargestellt und entsprechend beschriftet ist, als wenn
man einen Absatz lesen muss, in dem der Kreislauf verbal beschrieben wird.
 
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