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Gestalt eines unscheinbaren Mobiltelefons erstmals direkt am menschlichen
Schreiben beteiligt.
Die Kulturtechnik des Schreibens ist über lange Zeit eine Kulturtechnik der
Hand, nicht eine des Fingers. Die älteste Art, vielleicht auch die natürlichste
Art zu schreiben besteht darin, ein Schreibgerät mit der Hand über ein Trä-
germedium zu bewegen, etwa einen Bleistift über ein Blatt Papier. Die
Finger halten den Stift, die Schrift aber wird durch die Bewegungen der
Hand erzeugt. Zeichenerzeugung per Tastatur dagegen erfolgt durch die
Bewegung der Finger. Das digitale Mit-der-Hand-Schreiben ist immer auch
Gegenstand der Technologieentwicklung gewesen. Die Steuerung eines
Punkts auf einem Computerdisplay mit der Hand wurde durch Engelbarts
Entwicklung der Maus realisiert. Aber mit einer Maus kann man nicht
schreiben. Mit einer zum Stift verkleinerten Maus geht das schon besser,
und wenn dieser Stift direkt auf dem Display aufgesetzt werden kann und
seine Bewegungen deckungsgleich mit dem durch ihn gesteuerten Licht-
punkt erfolgen, kann handschriftliches Schreiben mit einer graischen Ben-
utzeroberläche wiederauferstehen. Stiftbasierte Tablet-Computer tasten die
Position der Spitze eines Stifts auf elektromagnetischem Wege ab, so dass
man beim Schreiben ganz natürlich den Handballen aulegen kann (was bei
einem Touchscreen nicht funktionieren würde).
Aber die mit dem Stift erzeugten geometrischen Gebilde sind noch keine
digitale Schrift, keine Unicode-Kodierungen von Buchstaben, sondern di-
gitale Graiken. Das Problem, aus den geometrischen Formen der Hands-
chrift verlässlich die richtigen Schriftzeichen herauszulesen, hat die Inform-
atik lange beschäftigt (s. Abschnitt 5.2). Ein Buchstabe sieht jedes Mal,
selbst beim gleichen Schreiber, etwas anders aus, und in der Handschrift er-
scheinen die Zeichen nicht getrennt voneinander, sondern miteinander ver-
bunden. Das Problem verkompliziert sich zusätzlich, wenn der Rechner zu-
dem die doch teilweise sehr unterschiedlichen Handschriften verschiedener
Schreiber erkennen soll. Heute wird diese Herausforderung der Muster-
erkennung recht gut gemeistert, wie man bei den Stift-gesteuerten Tablet-
Rechnern sehen kann. Mittlerweile braucht man zum digitalen Schreiben
noch nicht einmal einen Computer, zumindest keinen, der größer als ein
Stift ist. Mit einem im Stift integrierten Minicomputer, an den eine winzige
Kamera angeschlossen ist, erfasst ein Gerät wie der SmartPen der Firma
LifeScribe digitale Schrift auf (fast) ganz normalem Papier. 203 Die Kamera
 
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