Information Technology Reference
In-Depth Information
Eine rafinierte Methode für die Texteingabe stellte in der Prä-
Smartphone-Ära auch das T9-System dar. Dabei ging es darum, mit nur
zwölf Tasten eines Mobiltelefons (zehn Ziferntasten sowie die Stern- und
Raute-Tasten) alle Zeichen des Alphabets in Groß- und Kleinschreibung
inklusive sprachspeziischer Sonderzeichen (im Deutschen die Umlaute Ä, Ö
und Ü sowie ß) und einiger Interpunktionszeichen zu erzeugen, um auf diese
Weise Textnachrichten erstellen zu können. Die Tasten sind deshalb mehr-
fach belegt nach einem System, das man in den USA schon lange auf Tele-
fonen eingesetzt hatte, um sich Telefonnummern besser merken zu können.
Die Taste »2« etwa ist dabei mit den Buchstaben A, B und C belegt, die Taste
»3« mit D, E und F. Muss man sich die Nummer »233« merken, kann man
sich auch »BEE« (deutsch »Biene«) einprägen und dafür eine Eselsbrücke
bilden. Servicerufnummern werden bis heute extra so ausgewählt, dass de-
rartige Eselsbrücken möglich werden. Dreht man dieses System um und ver-
sucht nicht mehr, Zifernfolgen durch Buchstaben, sondern Buchstabenfol-
gen durch Zifern festzulegen, stellt sich das Problem, dass die Belegung
nicht mehr eindeutig ist. Soll beim Drücken von »2« nun ein A, ein B oder
ein C geschrieben werden? Die Lösung, die man zunächst für Handys fand,
bestand darin, die Tasten mehrfach zu drücken - für »A« einmal die »2«, für
»B« »22«, für »F« »333« und so weiter. Geübte »Simser« konnten auf diese
Weise recht schnell schreiben, 201 benutzerfreundlich aber war das trotzdem
nicht.
Das patentierte System T9 202 war deshalb mit einem Sprachmodell aus-
gelegt, das die wahrscheinlichen von den weniger wahrscheinlichen Buch-
stabenfolgen unterscheidet. Wenn man nämlich ein deutsches Wort mit der
Tastenfolge »23« beginnt, dann kann man annehmen, dass die Buchstaben-
folgen »AE«, »BD« »BF« und »CF« wohl nicht gemeint sind, denn so fängt
kein Wort der deutschen Sprache an. Es verbleiben »AD« (wie in »Ader«),
»AF« (wie in »Afe«), »BE« (wie in »besser«) und »CD«. Und wird das Wort
nach der Eingabe von »23« schon durch ein Leerzeichen beendet, ist es sich-
er, dass das Wort »CD« geschrieben werden soll - die anderen Buchstaben-
kombinationen erfordern eine Weiterführung. Das Schreiben von Texten per
Zwölfertastatur ist mit dieser intelligenten Erweiterung erstaunlich efektiv,
da man die Tastatur beim Tippen nicht ansehen muss. Tatsächlich geschah
es mit T9 das erste Mal, dass die Eingabe von digitaler Schrift über die
mechanische Erfassung hinausging - die Eingabesignale des Schreibenden
werden zunächst vom Rechner algorithmisch interpretiert, bevor sie als
bestimmte Zeichenfolge »freigegeben« werden. Der Computer hat sich in
 
Search WWH ::




Custom Search