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Damit die Trommel mit konstanter Geschwindigkeit an-
getrieben werden konnte, war das „Telegraphon“ mit einem
Elektromotor ausgestattet. Auf der Trommel befand sich ein
spiralförmig gewickelter Stahldraht. Das erste „Telegraphon“
von Poulsen hatte eine vertikale Trommel und wurde wahr-
scheinlich nicht elektrisch angetrieben.
Am 16. Juli 1902 reichte Poulsen ein Patent ein, das die
magnetische Aufzeichnung auf einer Stahlplatte beschrieb.
Er hatte herausgefunden, dass sich auf einer Fläche mehrere
magnetische Spuren unterbringen ließen und so arbeitete sein
Gerät mit auswechselbaren Platten ohne Rillenstruktur. Da-
mit legte er den Grundstein für unseren heutigen modernen
Platten speicher.
Poulsen gründete mit Peder O. Pedersen die amerikani-
sche Telegraphone Company . Dazu verbesserte er die ma-
gnetische Aufnahmequalität des Telegraphon mit der Ent-
wicklung einer Gleichstrom-Vormagnetisierung. Die Firma
übernahm seine Patente im Jahre 1905 und baute Diktier-
maschinen und verkaufte etwa 50 von diesen Maschinen an
DuPont. Die Geschwindigkeit des Tonträgers betrug 200 cm/
sec und die Aufnahmezeit belief sich auf 30 Minuten. Der
Draht war ungefähr 0,25 mm dick. Doch die Qualität und
die Lautstärke waren auch hier bescheiden bis unbrauchbar,
und so war die Konkurrenz der Wachsplatten von Ediphone
and Dictaphone übermächtig und auch deutlich billiger. Tele-
graphone meldete im Jahre 1918 Konkurs an und stellte den
Betrieb 1924 ganz ein.
Als eine Ironie der Geschichte kann man es sehen, dass
deutsche U-Boote schon 1914 mithilfe von Telegraphone-
Geräten wichtige Kriegsinformationen an eine (deutsche)
Station in New York sendeten. Auf diesen angeblich für
meteorologische Zwecke angeschafften Rekordern wurden
Schiffspositionen sehr schnell nach Deutschland weiter gege-
ben. Dazu wurden die (Sende-)Geräte während der drahtlosen
Übertragung sehr schnell laufen gelassen und die Nachricht
konnte nur mit einer ebenfalls sehr schnell laufenden Ma-
schine in Deutschland aufgezeichnet und dann wieder normal
langsam abgehört werden.
Öffentlich wurde dies erst, als ein gewisser Charles Apgar ,
ein Mitarbeiter von American Marconi, diese Sendungen mit
seiner Amateur-Radiostation aufgefangen, auf ein Dictaphone
Zylinder aufgenommen und so an die US Regierung weiter-
geben hatte. Der Marineminister ließ daraufhin die deutsche
Radiostation in Sayville NY am 8. Juli 1915 „ausheben“, um
die „Missnutzung“ ihrer Telegraphone-Geräte durch „diese
deutschen Spione“ zu unterbinden.
Allerdings war Poulsen nicht der erste, der die Idee hatte
Eisendraht als Datenträger zu verwenden. Diese Ehre ge-
bührt Oberlin Smith (* 22. März 1840 in Cincinnati, Ohio;
† 18. Juli 1926).
Als Oberlin Smith ( Abb. 1.34 ) Anfang 1878 Thomas Alva
Edison in seinem Labor in Menlo Park NJ besucht hatte, be-
wegte ihn danach nur noch ein Gedanke: Wie kann man die-
sen Phonographen mit einer anderen Methode verbessern?
Er wollte - anstelle Edisons Methode mit der Nadel auf dem
Wachszylinder - einen magnetischen Draht auf einer Spule
benutzen. Er hatte zwar am 23. September 1878 alles prä-
zise aufgeschrieben und auch einen Artikel in der „Electrical
World“ ( Abb. 1.35 ) im September 1888 veröffentlicht, der
sogar auch in Frankreich bei „Lumiere Electrique“ veröffent-
licht wurde, allerdings hat er seine Idee nie in die Tat umge-
setzt. Doch die Idee war geboren.
Abb. 1.34 Oberlin Smith, 1888
Abb. 1.35 Zeichnung aus der
Electrical World
Im gleichen Jahr, in dem Poulsen auf der Pariser Welt-
ausstellung ausgezeichnet wurde, stellten Mix und Genest in
Berlin ein weiteres Magnettongerät vor. Es verwendete eben-
falls Draht als Tonträger. Die Drahtgeschwindigkeit betrug
200 cm/sec und die maximale Aufnahmezeit war nur kurz:
ca. 50 Sekunden.
Kurz darauf stellten die beiden Deutschen der Öffentlich-
keit eine weitere Entwicklung vor: ein „Stahlband-Tongerät“.
Das Band war 3 mm breit und 0,5 mm dick und lief mit der
gleichen Geschwindigkeit wie der Draht ihres ersten Geräts,
nämlich 200 cm/sec. Die Aufnahmezeit war jedoch mit un-
gefähr 20 Minuten schon erheblich länger. Dennoch ließ die
praktische Brauchbarkeit noch viel zu wünschen übrig. Die
Wiedergabe war noch mangelhaft und wurde insbesondere
durch starkes Rauschen gestört.
Im Jahre 1928 gründeten Dr. Kurt Stille und Karl Bauer
in Deutschland die Firma Echophone und produzierten die
gleichnamige Stahldrahtmaschine „Echophone“ ( Abb. 1.36 )
mit 0,2 mm Stahldraht. Diese Maschine wurde auch unter der
 
 
 
 
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