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Bezeichnung „Dailygraph“ vertrieben. Bei einem Gewicht
von nur 1 kg und einer Drahtlänge von 4400 m besaß das
Gerät rund zwei Stunden Diktierzeit.
Die zündende Idee hatte der junge Ingenieur Fritz Pleu-
mer im Jahre 1927. Angeblich in einem Pariser Café kam ihm
der Gedanke, dass man, wie bei dem (damaligen) Zigaretten-
mundstück, anstelle von Bronzepuder einfach eine Schicht
magnetisches Eisenpulver auf das Papier aufkleben könnte.
Am 31. Januar 1928 meldete er sein Patent an. Der Fachwelt
führte er nicht nur seinen Bandtonträger vor, sondern auch
das von ihm gebaute Tonbandgerät. Pleumers neuartiges
Schallband bestand aus mit Stahlpulver beschichtetem Per-
gamynpapier in einer Stärke von 1/40 mm und einer Breite
von 16 mm. Die Breite kam von der 16-mm-Filmtechnik.
Der große Vorteil bestand darin, dass es sich schneiden und
wieder zusammenkleben lies, praktisch ohne Verlust der auf-
gesprochenen Information.
Am 17. November 1930 meldete Pleumer ein erwäh-
nenswertes Zusatzpatent an, das auch andere magnetisierbare
Stoffe an die Stelle von Stahl setzte. Hierbei dachte er u. a.
an diverse magnetische Oxide. Das Problem war das hohe
Grundrauschen, hervorgerufen durch die noch zu groben
Stahlpartikel.
Für die Weiterentwicklung seiner Erindung schloss Pleu-
mer mit der AEG in Berlin einen Vertrag. Als man die Nach-
teile des Papierbandes erkannte, beauftragte man schließlich
die BASF in Ludwigshafen mit der Entwicklung eines Ma-
gnetilms auf Kunststoffbasis. Die ersten Versuche zur Her-
stellung von Acetylzellulose-Bändern mit Carbonyleisenbe-
schichtung startete man 1932.
Ein entscheidender Schritt war auch die Entwicklung des
Luftspalt-Magnetkopfes. Geheimrat Hermann Bücher (Vor-
stand bei der AEG) beauftragte am 28. November 1932 einen
jungen Dipl.-Ing. mit Namen Eduard Schüller (1904-1976)
damit, für das Papierband von Pleumer ein richtiges Auf-
nahme- und Abspiel-Gerät zu entwickeln. Eduard Schüller
fand heraus, dass man überhaupt erst mit einem Ring(magnet)
Kopf mit Luftspalt ein brauchbares Magnetfeld aufbauen
musste, um damit Töne auf ein Magnetband vernünftig auf-
nehmen zu können. Der Ringkopf konzentriert die Kraft des
gesamten Magnetfeldes in und um den kleinen Luftspalt, an
dem das Magnetband gleichmäßig vorbei läuft. Das war der
eigentliche Durchbruch und die AEG ließ sich dies sofort
patentieren (patentiert am 24. Dezember 1933). Auf dem
Grundprinzip des Ringspalts basieren noch heute alle Mag-
netbandgeräte dieser Welt.
Ab Mitte 1934 wurden vermutlich die ersten BASF
Versuchstonbänder an die AEG nach Berlin geliefert. Für
die Funkausstellung in Berlin 1935 konnte ein Gerät mit
Namen Magnetophon gefertigt werden. Das Modell „K1“
besaß Dreimotorenantrieb, einen schnellen Rücklauf und
Drucktastensteuerung sowie ein 6,5 mm breites Ton-
band, das mit 1 m/sec gefahren wurde und Frequenzen bis
6000 Hz aufzeichnete. Eine 30 cm-Spule ergab jetzt eine
Spieldauer von 20 Minuten. Das Nachfolgemodell „K2“
aus dem Jahre 1936 lief hingegen schon mit der verringer-
Abb. 1.36 Stahldrahtmaschine
„Echophone“
Die entsprechenden Patente stammen aus den Jahren
1918/19. Dieser „Dailygraph“ war die erste magnetische
Stahlband-Diktiermaschine, die in Serie gefertigt wurde.
Viele Fernsprechgesellschaften schafften sie zur Aufzeich-
nung von Telefongesprächen an. Er war auch gleichzeitig
der erste magnetische Kassettenrekorder mit Verstärker und
Entzerrer.
Stille hatte auch die Idee, den lippensynchronen Ton zum
Film auf einer eigens dafür konstruierten Stahlbandmaschine
zu speichern. In England fand er einen begeisterten Fürspre-
cher dieser Idee, Lois Blattner , Inhaber der „Blattner Colour
and Sound Studios“ in Elstree bei London. Im Jahre 1929
wurde die von Stille gebaute und für Synchronton herge-
richtete Stahlbandmaschine, das Blattnerphone , in Blattner's
Studio der Fachpresse vorgeführt. Die Maschine arbeitete mit
6 mm breitem Stahlband und besaß bereits in getrennten Aus-
führungen Lösch-, Aufnahme- und Wiedergabekopf.
Als erste kommerziell verwertbare Aufzeichnung wurde
am 12. November 1930 auf einem von der „British Broad-
casting Corporation“ (BBC) geliehenen Blattnerphone die
Ansprache von König Georg V. mitgeschnitten und am selben
Tag zu verschiedenen Zeiten gesendet.
Obwohl Drahtbandgeräte nach der Entwicklung von Ma-
gnetbändern schnell durch diese verdrängt wurden, fanden
sie noch bis in die 1970er-Jahre in Satelliten und anderen
unbemannten Raumschiffen Verwendung.
Magnetbandspeicher
Mit dem Stahldraht konnte man jedoch trotz aller Versuche
keine befriedigenden Ergebnisse erzielen. Das Trägermate-
rial Stahl setzte dem mit ca. 4000 Hz als der höchsten über-
tragbaren Schwingung bei einer Dynamik von nur 25-30 dB
physikalische Grenzen.
Bereits Oberlin Smith hatte vorgeschlagen, Eisenpulver
in eine lexible Unterlage einzuarbeiten. Ähnliche Gedanken
inden sich 1921 bei dem Russen Nasarischwily, der verni-
ckelte Papierstreifen als Trägermaterial andeutete. Von ihm
stammt übrigens der seltsam anmutende Vorschlag, Eisen-
bahnschienen als Tonträger zu verwenden, um dem Zugführer
während der Fahrt Signale und Texte zu übermitteln. Sogar
erfolgreiche Versuche mit der Kaukasusbahn sollen 1920 ab-
geschlossen worden sein.
 
 
 
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