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olblatt bezogenen Walze und wird als „Zinnfolien-Phono-
graph“ bezeichnet. Vor der Walze waren auf beiden Seiten
sogenannte Schalldosen angebracht. Die eine war für die
Aufnahme, die andere war für die Wiedergabe vorgesehen.
In jeder Schalldose befand sich eine dünne Membran. An
dieser war eine stumpfe Nadel befestigt. Zur Bündelung
des Schalls wurde an die zu verwendende Schalldose ein
Trichter angebracht, der anfangs noch mit der Hand festge-
halten werden musste. Je nach Betriebsart arretierte man die
gewünschte Schalldose an die Walze. Spätere Zinnfolien-
Phonographen waren mit nur einer Schalldose ausgestattet,
die sowohl für die Aufnahme als auch für die Wiedergabe
verwendet wurde.
Sprach man, während die Walze gedreht wurde, gegen die
Membran, dann wurde diese durch die den Schall bildenden
Schwingungen der Luft auf und ab bewegt, und die an ihr be-
festigte Nadel schrieb die Töne als wellenförmige Erhöhun-
gen und Vertiefungen in die Stanniolfolie. Führte man nun die
Walze wieder unter der Nadel mit der gleichen Geschwindigkeit
durch, so bewegte die aufgezeichnete Tonspur über die Nadel
die Membran, und die Schwingungen wurden wieder hörbar.
Ab dem Jahre 1888 verwendete Edison Walzen aus einem
speziellen, 5-6 mm dicken Parafinwachs. Dies verbesserte
die Klangqualität erheblich und reduzierte die Abnutzung
beim Abspielen deutlich, außerdem konnten die Wachswal-
zen auch abgeschliffen und wiederverwendet werden. Eine
der ältesten erhaltenen Musikaufnahmen - eine Aufführung
von Händels Oratorium „Israel in Ägypten“ am 29. Juni 1888
im Crystal Palace, London - wurde mit einem solchen Edi-
son-Wachswalzenphonographen aufgenommen.
Ein gleichzeitiger Erinder war Charles Cros (* 1. Okto-
ber 1842 in Fabrezan, Aude; † 9 August 1888 in Paris), der
ein sogenanntes „Paléophon“ baute. Im April 1877 reichte
er bei der Naturwissenschaftlichen Akademie in Paris eine
Arbeit ein, in der er berichtete, dass die Schwingungen von
Schallwellen durch einen auf einer vibrierenden Membran
befestigten Stift gemessen werden können.
Weiter berichtete er, dass man mit dieser Erkenntnis die
Schwingungen in Metall gravieren könnte, damit eine an ei-
ner Membran befestigten Nadel dann über die eingravierten
Schwingungen laufen und die Töne reproduzieren könnte.
Ihm fehlten jedoch die inanziellen Mittel, um seine Erin-
dung patentieren zu lassen. Im Übrigen hatte Cros an der
Vermarktung seiner Erindung kaum Interesse, ihm war mehr
an einer wissenschaftlichen Anerkennung gelegen. Cros ver-
starb im Alter von nur 45 Jahren in Paris. Die Académie de
Charles Cros in Paris ist nach ihm benannt.
Das Prinzip der magnetischen Schalltechnik wurde 1888,
nur elf Jahre später als der „Phonograph“, zum ersten Mal
von Oberlin Smith (1840-1926) beschrieben. Als Tonträger
schwebte ihm ein mit Eisenpulver imprägnierter Faden - etwa
aus Baumwolle - vor. Während dieser Faden in der Längsrich-
tung fortbewegt werde, so regte er an, könne man ihn bzw.
die Eisenteilchen permanent magnetisieren. Der Titel seiner
Veröffentlichung war Some possible forms of phonographs .
Die erste praktische Anwendung der von Smith entwickel-
ten Theorie wurde im Jahre 1898 von dem Dänen Waldemar
Poulsen ( Abb. 1.32 ) (* 23. November 1869 in Kopenhagen;
† 6. August 1942 in New York) zum Patent angemeldet. In
der Patentschrift beschreibt er sein Telegraphon in zwei Aus-
führungen: als Walzen- und Spulenmaschine. Die Walzenma-
schine bestand aus einem Messingzylinder (12 cm Durchmes-
ser, 40 cm Länge), der mit Stahldraht von 1 mm Dicke in 380
Windungen spiralförmig umwickelt war.
Abb. 1.32 Waldemar Poulsen
Eine überarbeitete Version seiner Erindung stellte er auf
der Pariser Weltausstellung von 1900 vor und gewann mit
dieser den Grand Prix, einen Preis, der an die beste Erindung
vergeben wurde.
Auf der Pariser Weltausstellung nahm Poulsen auch die
Stimme des Kaisers Franz Joseph von Österreich-Ungarn auf.
Die Aufnahme ist bis heute erhalten geblieben. Sein „Tele-
graphon“ war allerdings noch sehr primitiv. Immerhin war
das Prinzip der Umsetzung von elektrischer Energie in ma-
gnetische Kraftfelder von veränderlicher Stärke in seinem
Gerät schon voll verwirklicht. Die Magnetfelder wurden auf
einem beweglichen, magnetisierbaren Tonträger festgelegt
und später wieder in elektrische Energie umgewandelt. Das
Telegraphon ist somit der Vorläufer aller Tonbandgeräte und
Kassettenrekorder ( Abb. 1.33 ) .
Abb. 1.33 Poulsen's Telegra-
phon aus dem Jahre 1898
Poulsens Maschine bestand aus einer Trommel, auf die
Stahldraht von einigen Millimetern Dicke gewickelt war.
Als Magnetkopf diente eine Spule mit zwei Kernblechen, die
parallel zur Trommel bewegt werden konnte. Bei der Auf-
zeichnung, d. h. beim Magnetisieren des Drahtes, drückten
die Kernbleche von beiden Seiten gegen den Draht.
 
 
 
 
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