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Abb. 4.17 ARPANET Stand Septem-
ber 1973
des Kreises von Wissenschaftlern, die sich mit Computer-
kommunikation und Rechnervernetzung beschäftigten, nie-
mand etwas mit dem ARPANET anfangen, geschweige etwas
von diesem Projekt mitbekommen hatte. So lag die Ausnut-
zung des Netzwerkes im Durchschnitt bei 675.000 Datenpa-
keten täglich, was etwa 2,5 % seiner erreichbaren Kapazität
von ca. 30 Mio. Paketen entsprach.
Da Roberts im Programmausschuss der ersten ICCC
(International Conference on Computer Communication)
saß, wählte er diese Veranstaltung für eine Präsentation des
Netzes aus. Er beauftragte Robert Kahn , der zu dieser Zeit
von der BBN zur ARPA wechseln wollte, eine geeignete De-
monstration vorzubereiten. Mit seinem Assistenten Al Vezza
vom MAC-Projekt des MIT, plante Kahn eine interaktive
Live-Vorstellung, bei der über 40 verschiedene Rechner, die
über ein TIP verbunden waren, 3 Tage lang die Fähigkei-
ten des Netzes demonstrieren sollten. Im Oktober 1972 war
es soweit. Die ICCC fand im Hilton Hotel in Washington
statt. Für die Demonstration waren mehrere Präsentationen
geplant. Vorgestellt wurden u. a. ein interaktives Schach-
spiel, ein Geograiequiz und ein Flugsicherungssimulator,
der sich mit der Überwachung von Flugzeugen innerhalb
einer Region befasste. Verließ das Flugzeug den überwach-
ten Flugraum, übergab der Simulator die Aufgabe an einen
weiteren Computer, in dessen Reichweite sich das Flugzeug
nun befand.
Weitere Vorführungen waren z. B. eine programmierbare
Roboterschildkröte und eine Demonstration von Jos Postel,
bei der er sich in den Host der UCLA einloggte, um Zugriff
auf eine Datei in Bosten zu erhalten, um sie dann bei sich
auszudrucken. Ein weiterer Bestandteil der Veranstaltung
waren Konservationsprogramme, quasi die ersten Internet-
chats, realisiert zwischen Computerprogrammen. Zwei dieser
Programme waren PARRY , entwickelt von Kenneth Colby
von der Stanford University, und eine Weiterentwicklung
von ELIZA , welches von Joseph Weizenbaum programmiert
worden war.
Die Konferenz wurde zu einem großen Erfolg für die
ARPA und damit für das ARPANET. Die weitere Entwick-
lung gab Roberts Recht. Schon in der darauf folgenden Zeit
stieg der Datenverkehr im Netz um 67 % an.
Im Jahre 1973 wuchs die Zahl der ARPANET-Nutzer auf
über 2000 an ( Abb. 4.17 ). Mittlerweile wurden im Durch-
schnitt 3,2 Millionen Datenpakte pro Tag über das Netzwerk
befördert. Doch das Bedeutendste an der Entwicklung be-
stand sicherlich in den ersten internationalen Anbindungen
an das ARPANET. So wurden in diesem Jahr das University
College of London in England und das Royal Radar Estab-
lishment in Norwegen an das ARPANET angeschlossen.
Ein wichtiger Meilenstein innerhalb der Entwicklung des
ARPANET war die Entwicklung der Adressierungstechnik
für den Austausch von elektronischer Post. Sie wurde im
Wesentlichen von Raymond S. Tomlinson ( Abb. 4.18 ) ent-
wickelt.
Tomlinson begann seine Laufbahn mit einem Studium
am Rensselaer Polytechnic Institute und später am MIT als
Elektrotechniker. Schon während seines Studiums in den
60er-Jahren programmierte er diverse Computerprogramme.
Nach seinem Abschluss bekam er eine Anstellung als Com-
putertechniker beim Unternehmen BBN.
Bevor Tomlinson das Ziel verfolgte, eine Nachricht zwi-
schen zwei Rechnern zu verschicken, hatte er zuvor schon
zwei hilfreiche Programme programmiert. Bei dem einen
handelte es sich um ein Mail-Programm für Time-Sharing-
Systeme, das er für das von BBN entwickelte Betriebssystem
Tenex entworfen hatte.
 
 
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