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läutert hatte, zusammenfassend bemerkte, niemand vermöge
sie je wieder instand zu setzen, ein Junge ihm zurief: „Nun
gut! Ich werde sie zum Gehen bringen.“ Es soll der junge
Jean-Baptiste Schwilgué gewesen sein ( Abb. 5.34 ) .
Tatsache ist, dass er als Feinmechanikingenieur im - für
die damalige Zeit bereits stolzen - Alter von 61 Jahren mit
der Renovierung der Uhr beauftragt wurde, die er von 1838
bis 1842 vornahm. Offensichtlich hatte er sich aber bereits
seit Jahren auf diese Arbeit vorbereitet, denn er hatte mehrere
fähige Helfer ausgebildet, die in der Lage waren, ihm zu assis-
tieren und darüber hinaus begonnen, Maschinen zu bauen, die
ihm die Anfertigung äußerst präziser Uhrenteile zu erleichtern
vermochten. Darunter sogar eine Holzschnitzmaschine, die es
erlaubte, die Automaten nach Gipsmodellen aus dem Groben
zu arbeiten. Er selbst hätte gern auf diese beweglichen Figuren
verzichtet, zu denen er bemerkte, „dass sie dem Zeitgeschmack
nicht mehr entsprechen und dass sie allein das am wenigsten
gebildete gemeine Volk interessieren.“ Ihm schwebte vor, eine
ganz neue Uhr zu bauen, mit einem in weiten Teilen verglasten
Gehäuse, was es gestattet hätte, die Mechanik zu bewundern.
Aufgrund der Kosten, die dieses Vorhaben verursacht hätte,
zog es die Stadt vor, ihn lediglich zu bitten, die verschiedenen
Funktionen der alten Uhr wiederherzustellen. Dieser klugen
Entscheidung verdanken wir es, dass das Gehäuse uns als eines
der Meisterwerke der Renaissance erhalten blieb.
Nach der von ihm durchgeführten Renovierung zeigt sich
die astronomische Uhr des Straßburger Münsters wie folgt
( Abb. 5.14 ): Über einen Sockel von 7,30 m Breite und mehr als
4 m Höhe erheben sich drei Türme. Im rechten Teil des Sockels
beindet sich der Mechanismus, der die Sonnen- und Mond-
bahn berechnet. In der Mitte sind der immerwährende Kalen-
der sowie die Anzeige der wahren bzw. scheinbaren Sonnenzeit
angeordnet. Im linken Teil beindet sich der von Schwilgué ent-
wickelte Kirchenrechner, der in seiner Art weltweit einzigartig
ist und in Abschn. 5.4 ausführlicher beschrieben wird. Dieser
hölzerne Sockel wurde erst nach 1571 hinzugefügt.
Der linke der drei Türme dient der Aufhängung der fünf
Gewichte, die den Antrieb der Uhrwerke bewerkstelligen und
jede Woche aufgezogen werden. Rechts gestattet eine Wen-
deltreppe den Zugang zu den oberen Partien und dem äußeren
Zifferblatt: Der 18 m hohe Hauptturm, der sich über einem
im Sockel verborgenen gewölbten Erdgeschoss erhebt, liefert
die wissenschaftlichen Angaben, lässt die Automaten in Er-
scheinung treten und enthält die Uhrwerke. Die Treppe und
der Hauptturm - beide aus Stein - stammen zum größten Teil
aus dem Jahr 1547. Schwilgué veränderte das Gehäuse nur
geringfügig. Vor der oberen Etage fügte er zwei geschwun-
gene Verblendungen hinzu, um die Automaten vor ihrem Er-
scheinen besser zu verbergen. Ferner wurden die Skulpturen
der Spitze in ihrer Anordnung geändert und erweitert.
An verschiedenen Stellen der Uhr sind Würdigungen für
ihre Erbauer angebracht. So sind das Datum der Fertigstel-
lung und die Namen der Ausführenden im Kalender von 1574
Abb. 5.14 Gesamtschema der heutigen astronomischen Uhr
aufgeführt. Das Datum der Renovierung durch Isaac Hab-
recht im Jahre 1669 erscheint am Gesims des Hauptturms,
während die Daten der von Schwilgué vorgenommenen Ar-
beiten über der Planetenskala eingefasst sind.
Besonders bemerkenswert ist ein Bildnis von Nikolaus
Kopernikus, der in keiner Weise an der Erstellung der Uhr
beteiligt war. Dass Dasypodius dennoch sein Bild anbrin-
gen ließ, zeigt, wie sehr er sich innerlich dagegen wehrte,
bei der Fertigstellung der Uhr das System des Ptolemäus
beizubehalten. Aus Danzig ließ er ein Selbstbildnis von Ko-
pernikus kommen, das Stimmer kopieren konnte, um den
Gelehrten stehend und zum Zeichen dafür, dass er auch
 
 
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