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Abb. 5.13 Das Gesamtschema des Räder-
werks mit der Angabe der jeweiligen Anzahl
der Zähne (ohne Schlagwerke)
Nach der Rückgabe der Kirche an die Protestanten 1559
mussten zunächst neue Leute gefunden werden, die imstande
waren, die begonnenen Pläne und Konstruktionen weiterzu-
führen. Aufgrund verschiedener Umstände zogen sich die
Vorbereitungen für den Weiterbau bis 1571 hin.
Dann nahm Konrad Dasypodius , Herlins Schüler und
Nachfolger auf seinem Lehrstuhl, die unterbrochenen Ar-
beiten wieder auf. Er war ein berühmter Mathematiker, der
mehr als 30 mathematische und astronomische Werke ver-
fasste. Unter anderem gab er auch eine Edition der Werke
von Euklid heraus. Er berief David Wolkenstein aus Bres-
lau zu seinem Assistenten und für den Bau der Mechanik
die Brüder Isaac und Josias Habrecht , beide Uhrmacher aus
Schaffhausen. Dem ebenfalls aus Schaffhausen stammenden,
aber seit 1570 in Straßburg ansässigen Maler Tobias Stimmer
wurde zusammen mit seinem Bruder Josias die künstlerische
Gestaltung übertragen. Er übernahm nicht nur die Verzierung
des gesamten Gehäuses sowie die Bemalung der verschie-
denen astronomischen Anzeigen, sondern fertigte sogar die
Entwürfe für die Automaten an. Die Originalskizzen und
Zeichnungen beinden sich heute im Kunstgewerbemuseum
in Straßburg. Die Vollendung des steinernen Gehäuses von
18 m Höhe und mehr als 4 m Breite übernahm der Architekt
Thomann Uhlberger.
Das bereits weiter vorangeschrittene Gehäuse sowie die
zahlreichen bereits fertigen Entwurfspläne für das Werk von
Herlin führten dazu, dass Dasypodius gezwungen war, bei
der Darstellung das System des Ptolemäus - mit der Erde als
Mittelpunkt des Universums - beizubehalten ( Abb. 5.12 und
Abb. 5.13 ), obwohl bereits seit 40 Jahren die heliozentrische
Theorie des Kopernikus bekannt war und auch von Dasy-
podius vertreten wurde. Somit war nach der Vollendung des
Baus 1574 die astronomische Anschauungsweise von Beginn
an überholt. Bereits ein Jahrhundert später war auch der Ka-
lender, der auf dem von den Römern überlieferten julianischen
System beruhte, durch die gregorianische Reform hinfällig.
Was die Übersicht der Eklipsen betrifft, die für eine Dauer
von 33 Jahren dargestellt wurden, so wurden diese seit 1649
nicht mehr erneuert. Ferner beeinträchtigte die Abnutzung die
schmiedeeisernen Uhrwerke, die nach und nach nicht mehr
funktionieren wollten, bis die Uhr 1788, trotz einer Renovierung
durch Isaac Habrecht im Jahre 1669, vollständig stehenblieb.
5.3.3
Die Renovierung durch Schwilgué
Die Überlieferung besagt, dass eines Tages, als der Kirchen-
diener, nachdem er Besuchern die lautlos stillstehende Uhr er-
 
 
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