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Abb. 4.9 Sacsayhuaman. a die Perfektion der Steinbearbeitung, b die Größe der Bausteine
Mannschaft, und ihre Ehrfurcht vor diesem Weltwunder be-
schränkte sich auf das Bestaunen des schier unermesslichen
Goldschatzes. Mit ihren eigenen Händen rissen sie 700 gol-
dene Tafeln von je 4,5 Pfund von den Wänden (die zu Tode
erschrockenen Indianer weigerten sich, ihnen zu helfen).
Sie berichteten über einen goldenen 190-Pfund-Altar und
ein Becken, ausgeschlagen mit 120 Pfund Gold; sonst hinter-
ließen sie keinen weiteren Bericht über das Coricancha. Diese
ersten Plünderer nahmen nur die größeren, leicht zu entfer-
nenden Stücke mit. Mitglieder von Pizarros Hauptabteilung
berichteten später von einer Unmenge von Schätzen: ein Mais-
feld mit silbernen Stielen und Blättern mit Kolben aus Gold,
goldene Lamas und andere Figuren, Krüge und Kelche. Alle
diese wunderbaren Schätze endeten in den Schmelztiegeln, es
blieb nichts zurück. Die ersten drei Konquistadoren berichteten
zwar von der goldenen Sonnenscheibe, dem heiligsten religi-
ösen Symbol der Inkas, nahmen sie jedoch nicht mit. Später
war sie verschwunden; sie muss entfernt worden sein, bevor
die Hauptabteilung der Spanier eintraf. Im Jahre 1553 schrieb
Cristobal de Molina: „Die Indianer haben diese Sonne so sorg-
fältig versteckt, dass sie bis zum heutigen Tag nicht gefunden
wurde.“ Brief im Nationalmuseum von Madrid.
Nach Prescott war die Scheibe so angebracht, dass sie die
Strahlen der Morgensonne aufing, sie in den golden ausgeklei-
deten Tempel zurückwarf und diesen in gleißendes Licht hüllte.
Es gab, entsprechend der parallelen Verehrung von Sonne und
Mond, auch eine silberne Mondscheibe, von der man annehmen
darf, dass sie so angebracht war, dass sie ebenfalls das Mond-
licht in einen silbernen Tempel, den Tempel des Mondes, warf.
Es ist heute fast in Vergessenheit geraten, dass der Tempel
den Inkas auch als wichtigste astronomische Beobachtungs-
station diente. In der Kaste der Amautas (der weisen Priester)
gab es eine Unterabteilung der Tarpuntaes, der königlichen
Astronomen. Ihre Aufgabe war es, die Himmelskörper zu be-
obachten, die Phasen der Sonne zu bestimmen, Sonnenwende
und Tag- und Nachtgleiche zu berechnen, Sonneninsternisse
vorherzusagen usw. Sie hatten damit eine lebenswichtige
Funktion für viele Bereiche, von religiösen Zeremonien bis
zum Bestellen der Getreidefelder. In frühen Chroniken inden
sich Berichte über Monolithe, die auf Anhöhen am Horizont
rund um das Cuzco-Tal standen, und, vom Coricancha aus
gesehen, den Winkel der Sonne zum Zeitpunkt der Sommer-
und Wintersonnenwende markierten.
Das System war jedoch viel umfangreicher. Coricancha war
die Nabe eines imaginären Rades, des Ceque, dessen 41 Spei-
chen ringsherum bis zum Horizont verliefen. Die Ausrichtung
entsprach dem Auf- und Untergang gewisser Sterne und Stern-
bilder, der Sonne und des Mondes, jeweils zu verschiedenen
Jahreszeiten. 327 Huacas (heilige Stätten) lagen an verschie-
denen Stellen an diesen Linien entlang bis zum Horizont. Jede
Huaca war einem Tag des Jahres zugeordnet und unterlag der
Obhut eines Ayllu, einer Sippe aus Cuzco. Einige dieser Hua-
cas konnten identiiziert werden. Die Bewegungen am Himmel
waren ein Teil des Bewusstseins der Inkas, und noch heute sind
die Indianer Perus mit den Sternbildern der Ketschuas vertraut.
Oberhalb von Cuzco liegt Sacsayhuaman („Bunter Falke“)
( Abb. 4.9 ) . Dieses mächtige Gebäude war Festung und Tem-
pel zugleich. Bemerkenswert sind die Ausmaße und die Per-
fektion des Baus. Schon die Spanier staunten über das wahre
Labyrinth von Gebäuden. Noch faszinierender ist die Perfek-
tion, mit der die gewaltigen Steinblöcke bearbeitet und zu-
sammengefügt wurden. Kein Blatt Papier passt in die Trenn-
stellen der Steinblöcke. Ein weiteres Rätsel ist ihr Transport
über eine Entfernung von bis zu 40 km bergauf und bergab.
Der größte Felsblock der Außenmauer von Sacsayhuaman
ist 8,5 m hoch und wiegt 361 Tonnen. Sein Transport wäre
selbst in unserer Zeit eine technologische Meisterleistung -
für Menschen, die noch nicht einmal Eisenwerkzeuge besa-
ßen, eine unglaubliche Leistung.
4.2
Die Himmelsscheibe von Nebra
4.2.1
Der Fund
Neben den großen steinernen Monumenten zur Speicherung
von Daten aus der Himmelsbeobachtung besaßen die Men-
schen aber schon früh „miniaturisierte“ Datenspeicher. Am
 
 
 
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