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Abb. 4.10 Die Himmelsscheibe von Nebra
bekanntesten ist die Himmelsscheibe von Nebra ( Abb. 4.10 )
Ihre Entdeckung liefert Stoff für einen Kriminalilm.
Am 23. Februar 2002 trafen sich in der Kellerbar des Hil-
ton-Hotels in Basel einige Herren. Einer von ihnen war Ha‑
rald Meller , der Leiter des Landesmuseums für Vorgeschichte
in Halle. Ihm war im Januar 2002 eine Bronzescheibe, datiert
1600 v. Chr., mit der frühesten bekannten Darstellung des
Kosmos angeboten worden. Er erinnerte sich an ein Gespräch
mit Wilfried Menghen, dem Direktor des Berliner Museums
für Vor- und Frühgeschichte, der ihm erzählt hatte, dass ihm
im Jahr 2000 Fotos dieser Scheibe gezeigt wurden und sie
ihm für eine Million Mark zum Erwerb angeboten wurde.
Da sie als Fund von erheblicher wissenschaftlicher Bedeu-
tung Eigentum des Landes Sachsen-Anhalt war, lehnte er das
Angebot ab. Meller setzte sich jedoch mit dem Kultusminis-
terium und dem Landeskriminalamt in Verbindung und ge-
meinsam beschlossen sie, den Fund zu sichern. Ein ingiertes
Kaufgespräch wurde vereinbart, um die Echtheit des Fundes
zu prüfen und das Geschäft abzuwickeln. Um zu verschleiern,
dass deutsche Behörden involviert waren, wurde als Treff-
punkt Basel in der Schweiz gewählt.
Wie in den Vorgesprächen besprochen, präsentieren die
Hehler zunächst ein wunderbar tauschiertes Bronzeschwert,
das sie zusammen mit der Scheibe gefunden hatten. Meller
erkennt sofort, dass es original ist und auf 1600 v. Chr. datiert
werden kann. Dennoch gibt er vor, es mittels zweier Chemi-
kalien auf seine Echtheit prüfen zu wollen. Das Experiment
geht beim ersten Mal schief, da er in seiner Aufregung die
Reihenfolge der Anwendung vertauscht. Er musste dauernd
an den Hinweis eines Schweizer Polizeibeamten denken, der
dieses Treffen überwachte: „In solchen Situationen ist schon
Schlimmes passiert. Seien Sie vorsichtig.“
Meller drängt jedoch auf die Präsentation der Scheibe,
von der er weiß, dass sie bei Echtheit eine der wichtigsten
archäologischen Funde des 21. Jahrhunderts wäre. Endlich
übergibt ihm einer der Hehler ein Päckchen. Es ist tatsächlich
eine Scheibe, grob gereinigt und von der Größe eines Tellers.
Man erkennt eine goldene Sonne, einen goldenen Mond und
ein Feld goldener Sterne, die die Plejaden darstellen könnten.
Falls die Scheibe genauso alt ist wie das Schwert, wäre sie drei
Jahrhunderte älter als die berühmten ägyptischen Sonnenkar-
ten. Nach einer eingehenden Untersuchung der Scheibe wird
der zuvor telefonisch abgesprochene Preis von 333.000 Euro
für den kompletten Fund (Scheibe und die Beigaben aus dem
Fund, drei Schwerter, zwei Beile, zwei Spiralarmreife und ein
Meißel) akzeptiert. Auf ein vereinbartes Zeichen hin nehmen
dann sechs Polizeibeamte die Hehler fest.
Die anschließenden Untersuchungen ergaben ein ziemlich
genaues Bild vom Zeitpunkt des Fundes bis zur Verhaftung.
Die beiden Grabräuber Henry Westphal und Mario Renner
hatten am 4. Juli 1999 auf der Suche nach Militaria mit ih-
ren Metallsuchgeräten die Scheibe und die Beigaben in einer
Steinkammer auf dem Mittelberg bei Nebra in Sachsen-An-
halt gefunden. Sie verkauften den Fund für 31.000 Mark an
 
 
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