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alle Zahnräder Stirnräder (normale Zahnräder), deren Zähne
senkrecht zur Drehachse des Zahnrads stehen. Das Zahnrad,
das mit der Kurbel in Verbindung stand, war ein Kronrad.
Kronräder sind Zahnräder, deren Zähne parallel zur Dreh-
achse des Zahnrads stehen. Die Zähne aller Zahnräder wur-
den in gleicher Form (gleichschenklige Dreiecke) mit glei-
chem Winkel (60°) und in derselben Größe (circa 1,5 mm)
angefertigt, sodass jedes Zahnrad in jedes andere Zahnrad
ineinander greifen konnte.
Die Abb. 2.16 zeigt einen Teilausschnitt aus dem Aufbau
des Räderwerks, wie er sich aus dem aktuellen Stand der
Erkenntnisse ergibt. Die Buchstaben bezeichnen die einzel-
nen Zahlräder und die Zahlen die Anzahl der Zähne. Gut
zu erkennen ist die Position des bereits erwähnten Diffe-
renzialgetriebes. Es wurde z. B. benötigt, um die Zyklen
der Sonne von denen des Mondes zu subtrahieren, da diese
Subtraktion zur Berechnung des Laufs der Sonne durch die
Tierkreiszeichen, zur Berechnung der einzelnen Phasen des
Mondes sowie zur Berechnung der Auf- und Untergangs-
zeiten beider Gestirne über das Jahr hinweg benötigt wird.
Man sieht auch, wie die Erbauer ineinander geschachtelte
Achsen verwendet haben, um einzelne Teilsegmente des
Geräts über größere Entfernungen miteinander verbinden
zu können.
Abb. 2.16 Der Aufbau des Räderwerks nach dem aktuellen Stand der Untersuchungen
Inzwischen darf als gesichert angenommen werden, dass
es sich bei dem Räderwerk von Antikythera um ein kompli-
ziertes mechanisches Kalendarium handelt.
• Auf der Vorderseite beindet sich ein Sonnenkalender
mit Datums- und Tierkreisanzeige (Zodiakanzeige).
• Oben auf der Rückseite beindet sich ein Mondkalender,
der das vorn im Sonnenkalender angezeigte Datum im
Mondkalender wiedergab.
• Unten auf der Rückseite beindet sich ein Eklipsenkalen-
der, der die Monate mit den Sonnen- und/oder Mond-
insternissen angab, auf denen dann Tag und Stunde der
Finsternis vermerkt waren.
• Zusätzlich gibt es noch innerhalb des Mondkalenders
einen kleineren Olympiadenkalender, der die beiden
jährlichen Austragungsorte der panhellenischen Spiele
anzeigte.
Vorausberechnet werden konnten mit dem Räderwerk
z. B. Datum und Uhrzeit der nächsten Sonnen- und Mond-
insternisse. Da die Übersetzungen der Zahnräder Rechen-
operationen (Multiplikationen und Divisionen) durchführen,
handelt es sich um einen Analogrechner. Damit ist der Me-
chanismus von Antikythera der älteste erhaltene Analogrech-
ner der Welt.
Ferner konnten die Forscher auf dem Räderwerk über
2000 bisher unlesbare Schriftzeichen aufspüren und zum
größten Teil entschlüsseln. Besonders bemerkenswert ist,
dass sich darunter ägyptisches Kalendervokabular bein-
det, welches in griechischen Buchstaben geschrieben ist.
Außerdem fanden sich Beschreibungen zum Gebrauch des
Räderwerks. Da das Wrack an einem Abhang liegt, der sich
bis in Hunderte Meter Tiefe erstreckt, könnten Teile des Rä-
derwerks dorthin abgerutscht sein, sodass evtl. durch den
 
 
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