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Abb. 8.33 Hans Sabielny
die Wege. „Archimedes“ stand ohne Sabielnys Ver triebsnetz
vor einem großen Problem.
Ab 1930 wurde Ulrich Eichler , Schwiegersohn des Firmenin-
habers Pöthig, der neue Verkaufsleiter. Neuer Chefkonstrukteur
wurde Wilhelm Kiel . Er trat 1936 in den Dienst der Firma. Er
hatte zuvor bei Hugo Cordt in Leipzig an der Weiterentwicklung
der ersten Vierspezies-Buchungsmaschine „Cordt-Triplex“ mit-
gewirkt und dann in Glashütte einige Jahre lang die Fertigung
der „Cordt-Universal“ geleitet. Als diese Fertigung im Jahr 1936
an die Mauser-Werke verkauft wurde, blieb Kiel in Glashütte und
übernahm bei Archimedes den Posten des Chefkonstrukteurs.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte (oder konnte) Fir-
mengründer Reinhold Pöthig mit 63 Jahren seine Heimat-
stadt nicht verlassen. Die Firma wurde enteignet und zum Teil
demontiert. Etwa ab dem Jahr 1951 lief die Produktion von
Archimedes-Rechnern in der DDR unter dem neuen Chef-
konstrukteur Hänsgen wieder an. Viele Maschinen wurden
für den Export hergestellt. Im Jahr 1960 verließ die letzte
Archimedes-Staffelwalzenmaschine Glashütte.
Ulrich Eichler und Wilhelm Kiel hatten sich in den westli-
chen Teil Deutschlands abgesetzt und gründeten in Frankfurt
die „Archimedes Glashütter Rechenmaschinenfabrik Rein-
hold Pöthig“. Für diese Firma meldeten sie mehrere Patente
an, die Kiel während des Zweiten Weltkriegs entwickelt hatte.
Die Firma wurde jedoch nie aktiv, da beide als leitende
Angestellte bei der Firma „Heinrich Diel, Metall-, Guss- und
Presswerke“ tätig waren. Diese Firma begann im Jahr 1952
mit der Serienfertigung von Archimedes-Modellen. Im Jahr
1965 stellte Diehl die Produktion von Staffelwalzenmaschinen
ein. Insgesamt wurden von den Archimedes-Modellen 42 Va-
rianten und Typen in einer Gesamtzahl von ca. 85.000 Exem-
plaren gefertigt. Verkauft wurden sie in 27 Länder ( Abb. 8.34 ) .
Am 5.10.1899 trat er als Teilhaber in Constantin Fischers
Werkstatt für Präzisionsuhrmacherei und Feinmechanik in
Glashütte ein (ab dann: „Fischer & Pöthig“) und wurde am
11.4.1900 ihr Alleininhaber. Ab 1906 fertigte er Rechenma-
schinen, die alle den Namen „Archimedes“ trugen. Im Jahre
1912 benannte er seine Firma in „Glashütter Rechenmaschi-
nenfabrik Archimedes, Reinhold Pöthig“ um.
Das erste Modell, die „Archimedes A“, war ihrem Vorbild
„Burkhardt“ optisch und technisch sehr ähnlich. Das Nachfol-
germodell, „Archimedes B“, erhielt als erste Staffelwalzen-
maschine der Welt einen durchgehenden Zehnerübertrag für
das Umdrehungswerk. Seine weiteren Konstruktionen zeich-
neten sich dadurch aus, dass sie im Hinblick auf moderne
Fertigungsmethoden konstruiert waren.
Nach dem Ersten Weltkrieg geriet die Firma zunächst
in Schwierigkeiten. Die Rettung kam durch Hans Sabielny
(1882-1965) ( Abb. 8.33 ) .
Dieser hatte schon 1909 eine kleine amerikanische Zahn-
stangen-Addiermaschine umkonstruiert und unter dem eige-
nen Warenzeichen „Comptatar“ erfolgreich verkauft. Viele
Jahre lang wurde sie zunächst bei „Schubert & Satzer“ in
Chemnitz produziert, aber ab 1922 stellte Sabielny diese Ma-
schinen in Dresden selbst her. Hans Sabielny übernahm ab
dem Jahr 1920 den Vertrieb der „Archimedes“-Maschinen in
Deutschland. Später übernahm er auch über seine Firma den
Weltvertrieb der „Archimedes“-Maschinen. Da er ein guter
Vertreter war und gleichzeitig für eine Reihe von technolo-
gischen Verbesserungen sorgte, stieg der Absatz wieder an.
Sabielny war so stolz auf seine Leistungen, dass er etwa ab
1927 - zunächst nur in seiner Werbung - einen neuen Schrift-
zug entwickelte, der versteckt auf ihn als neuen Konstruk-
teur hinwies: „ArchimedeS“. Dieses große „S“ war seinem
eignen Firmenlogo entlehnt, in dem sich die Initialen H und
S erkennen lassen. Wenig später erschien diese Archimedes-
Schreibweise auch auf den Glashütter Maschinen und wurde
schnell zu einem Markenzeichen, das sich bis in die 1950er-
Jahre hinein hielt.
Als es während der Weltwirtschaftskrise zwischen Sa-
bielny und Pöthig zu Unstimmigkeiten kam, trennten sich
Abb. 8.34 Archimedes F Junior (1928)
8.7.5
Die Curta
Curt Herzstark (1902-988) war der Sohn des Wiener Rechen-
maschinen-Fabrikanten Samuel Jacob Herzstark. Auf Reisen
durch ganz Europa verkaufte er die Maschinen seines Va-
ters, die nach dem Thomas-Prinzip (Staffelwalzenmaschinen,
 
 
 
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