Information Technology Reference
In-Depth Information
wurde, nach Florenz, nachdem die europäischen Mächte im
Gewirr der Erbfolgekriege den polnischen König mit dem
Herzogtum Lothringen entschädigt und den dortigen Herzog
mit der Toskana bedacht hatten. Hierbei nahm er auf Bitten
des Herzogs einen Umweg über Wien, wo er nach dem Tod
Brauns dessen erste Wiener Maschine reparierte. Hierbei soll
er diese Reparatur in nur sechs Stunden bewältigt haben.
Details über seinen Anteil an der Entstehung der zweiten
Maschine sind jedoch nicht überliefert. Er starb 1745 in der
Toskana.
Die zweite Maschine beindet sich heute im Deutschen Mu-
seum in München. Offenbar war die Maschine völlig verges-
sen, bis sie dem Deutschen Museum 1925 aus Privatbesitz aus
Wien angeboten und verkauft wurde. Zwischen 1986 und 1996
entstanden an der Feintechnikschule Villingen-Schwenningen
drei funktionsgetreue Nachbauten dieser Maschine. Eine ist
heute im Heimatmuseum Möhringen bei Tuttlingen, die zweite
im Arithmeum in Bonn und die dritte, mit einem durchsichti-
gen Deckel aus Plexiglas ausgestattet, ebenfalls im Deutschen
Museum zu sehen. In der Literatur wird diese Maschine häuig
als „Leupold-Braun-Vayringe-Maschine“ bezeichnet.
Für seine Verdienste als „Hofopticus und mechanicae
mathematicus“ erhielt Anton Braun seinerzeit von Kaiser
Karl VI. eine Belohnung von 10.000 Gulden zugespro-
chen. Ein Ehrenzeichen mit goldenem Kaiserbild und mit
12 Brillanten besetzt ziert auch heute noch die Amtskette der
Möhringer Bürgermeister. Mit 6000 Gulden half seine Frau
mit, vor ca. 250 Jahren in Möhringen die Braun-Susannsche
Stiftung zu gründen, deren Ziel es war, ein Altenheim und ein
Krankenhaus für Möhringer Bürger zu schaffen.
Die Schieber können in Schlitzen auf- und abwärts bewegt
werden.
Abb. 7.41 Addiermaschine von Gersten
Parallel zu diesen Schlitzen liegen gleichartige Schieber,
die mit gezahnten Leisten versehen sind. Neben den Zähnen
sind der Reihe nach die Zahlen von 0 bis 9 eingraviert. Unter
den Schlitzen beinden sich Scheiben, die eine Öffnung ent-
halten, in der die durch einen Handgriff einstellbaren Zahlen
von 0-9 sichtbar sind. Durch diese Einrichtung kann man
erkennen, wie oft der betreffende Schieber bewegt worden ist,
vergleichbar mit einem Umdrehungszählwerk einer Rechen-
maschine. Oberhalb der Schlitze liegen wiederum Scheiben
mit jeweils zwei Öffnungen. Die hier sichtbaren Zahlenwerte
ergänzen sich jeweils zu 9, d. h. zeigt die untere Öffnung die
Zahl 3, so erscheint in der oberen Öffnung die Zahl 6.
7.5.5
Christian Ludwig Gersten
7.5.6
Philipp Matthäus Hahn
Christian Ludwig Gersten wurde im Februar des Jahres 1701
in Gießen geboren. In den Jahren 1733 bis 1744 war er als
Professor der Mathematik in Gießen tätig. Durch beruliche
und familiäre Streitigkeiten war er offensichtlich so erzürnt,
dass er 1744 heimlich die Universität verließ. Von Altona bei
Hamburg aus teilte er der Fakultät mit, dass er nicht mehr
nach Gießen zurückkehren wolle. Im Jahre 1748 wird er an-
lässlich einer Reise in Frankfurt am Main verhaftet und zu
12 Jahren milder Haft verurteilt. Die Haft verbringt er auf
der Marxburg am Rhein. Nach seiner Haftentlassung lebte er
noch 2 Jahre. Er starb am 13. August 1762 in den kümmer-
lichsten Verhältnissen.
Während seiner Zeit in Gießen entwickelte er eine Ad-
dier- und Subtrahiermaschine ( Abb. 7.41 ) , die mit Schieber-
einstellung ausgerüstet war. Sie wurde im Jahre 1735 fertig-
gestellt und im gleichen Jahr von Gersten der Royal Society
in London vorgeführt. Sie beindet sich heute im Hessischen
Landesmuseum zu Darmstadt. Die Maschine besitzt ein
sechsstelliges Einstell- und ein siebenstelliges Resultatwerk.
Philipp Matthäus Hahn ( Abb. 7.42 ) wurde am 25.11.1739 in
Ostildern-Scharnhausen bei Stuttgart als zweites von zehn
Kindern geboren. Von 1749 bis 1754 besuchte er die Latein-
schulen in Esslingen und in Nürtingen. Von 1756 bis 1760
Abb. 7.42 Philipp Matthäus
Hahn
 
 
 
Search WWH ::




Custom Search