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So wurde er durch seine speziellen Sonnenuhren bekannt,
deren erstes Exemplar 1763 entstand. Bei diesem Typ, der
Öhrsonnenuhr ( Abb. 7.43 ) , erfolgte die Einstellung der Pol-
höhe an einem kardanisch aufgehängten Meridianring. An
einem drehbaren Rahmen, der in diesem Meridianring pa-
rallel zur Erdachse gelagert ist, ist auf einer Seite innen die
Zeitgleichungskurve angebracht.
Die gegenüberliegende Fläche besitzt zwei kleine Öffnun-
gen (Öhre), die der Uhr ihren Namen geben und durch die -
bei richtiger Einstellung - das Sonnenlicht auf die Kurve der
Zeitgleichung fällt (Monatstag), sodass Stunde und Minute
auf dem emaillierten Zifferblatt abgelesen werden können.
Diese Uhren wurden den mechanischen Großuhren zur Ein-
stellung und Kontrolle der Ortszeit beigegeben.
Die Motivation für die Konstruktion von Rechenma-
schinen lag in seinen Konstruktionen von astronomischen
Maschinen und Uhren. Diese Geräte mit den mechanisch
angetriebenen Planetensystemen erforderten eine Vielzahl
von Berechnungen zur Ermittlung der Zahnradgetriebe, ins-
besondere zeitaufwendige Multiplikationen und Divisionen
mit vielziffrigen Zahlen.
Vermutlich wurden in der Werkstatt von Hahn unter der
Leitung seines Schwagers Schuster fünf Maschinen fertigge-
stellt, je eine mit 9, 12, 14 und zwei mit 11 Stellen. Vorhan-
den sind heute noch die 11-stellige Maschine (im Besitz des
Württembergischen Landesmuseums Stuttgart), die Hahn an
den Herzog von Württemberg verkauft hat, und die 12-stellige
des Museums für Technik und Arbeit in Mannheim, die wahr-
scheinlich um 1810 an das Haus Urach verkauft wurde. Die
14-stellige Maschine wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Allerdings existiert noch ein Foto aus dem Jahre 1935. Die
9-stellige und die zweite 11-stellige Maschine gelten heute als
vermisst. Es spricht manches dafür, dass zwei alte Fotos der
11-stelligen Maschine zugeordnet werden können. Diese Ma-
schine, die in der Literatur oft als „Beireis-Maschine“ benannt
wird, ist mehrfach in Hahns Tagebüchern erwähnt und war um
1900 im Besitz der Technischen Universität Berlin. Der Preis
für eine Rechenmaschine war beachtlich. Während bei Hahn
eine Waage oder Sonnenuhr für 8 Gulden das Stück zu haben
war, sollte seine Rechenmaschine 20.000 Gulden kosten!
Abbildung 7.44 zeigt die 11-stellige Ausführung. Man
erkennt die kreisförmige Anordnung der Zählwerke um die
zentrale Antriebskurbel für die Staffelwalzen. Abbildung 7.45
zeigt den inneren Aufbau.
Die Rechenmaschinen von Hahn beruhen auf dem Prin-
zip der Staffelwalzen. Beim Drehen der Kurbel im Uhrzei-
gersinn bewegt ein Zahnbogen die Sägezahnräder, sodass
die auf den Vierkantachsen verschiebbar gelagerten Staf-
felwalzen mitgedreht werden. Die Staffelwalzen werden je
nach einzustellender Ziffer 0, 1, 2, …, 9 mithilfe von Ein-
stellstäben um entsprechende Teilstrecken angehoben. Sie
übertragen mittels der Abgreifräder den eingestellten Wert
in das Hauptzählwerk (Resultatwerk), das aus den 11 größe-
Abb. 7.43 Schema der Öhrsonnenuhr
studierte er an der Universität Tübingen Theologie. Nach dem
Vikariat erhielt er bereits 1764 im Alter von 25 Jahren seine
erste Pfarrstelle in Onstmettingen auf der Schwäbischen Alb.
Im Jahre 1774 starb seine Frau Anna Maria bei der Geburt ih-
res siebten Kindes. Ein Jahr später heiratete er Beata Regina,
eine Tochter des Pfarrer-Originals Johann Friedrich Flattich,
mit der er noch weitere Kinder hatte.
Schon früh zeigte er ein ausgeprägtes Interesse für Him-
melsbeobachtungen und technische Geräte.
In Onstmettingen richtete er sich eine Werkstatt für den
Bau von Waagen, Uhren und astronomischen Maschinen
ein. Hierbei half ihm sein Jugendfreund Philipp Gottfried
Schaudt, der die handwerkliche Umsetzung seiner Konstruk-
tionen übernahm. Die erste aus Messing und Eisen gefertigte
astronomische Uhr ließ sich der Landesherr, Herzog Carl
Eugen, vorführen, und bestellte anschließend eine größere
Maschine für die Bibliothek des Ludwigsburger Schlosses.
Herzog Carl Eugen, der ihn als „Uhrmacher Gottes“ bezeich-
nete, sorgte auch dafür, dass er 1781 eine Pfarrei in Echter-
dingen übernehmen konnte, wo er am 2. Mai 1790 verstarb.
Wie aus seinen Tagebüchern ersichtlich ist, nahm er seinen
Beruf als Pfarrer sehr ernst.
So nahm er sich die Zeit, seine theologischen Gedanken
und seine Predigten für den Druck vorzubereiten; dies auch
dann noch, als ihm von seiner Kirchenbehörde ein Publika-
tionsverbot auferlegt wurde. Die Werkstattarbeit betrieb er
nebenher als Hobby und als Ablenkung von seinen theolo-
gischen Studien, aber doch „zum Ruhme Gottes“. Er selbst
erfand, entwickelte und konstruierte die Produkte, und seine
Mechaniker setzten sie dann in konkrete Objekte um.
Es entstanden in der Werkstatt u. a. Neigungswaagen, Son-
nenuhren, Großuhren, Taschenuhren und Rechenmaschinen.
 
 
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