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Ausbildung ist fast nichts bekannt. Im Jahre 1712 heiratete
er Maria Magdalena Stein aus Ettlingen. Belegt sind danach
Aufenthalte in Prag um 1719 und in Mailand um 1720. Dort
war er jeweils als Instrumentenmacher tätig. Danach ging er
nach Wien, wo er ab 1724 die Stellung des „Kammeropticus“
innehatte. Drei Jahre später setzte er sich als Bewerber um
die Stelle des kaiserlichen Instrumentenmachers gegen eine
stattliche Anzahl von Konkurrenten durch.
Offensichtlich konstruierte er am Hof in Wien zwei auf
verschiedenen Prinzipien beruhende Rechenmaschinen.
Beide Maschinen sind äußerlich und innerlich völlig ver-
schieden aufgebaut und gestaltet. Als einzige Gemeinsamkeit
erscheint die runde Form mit der Kurbel in der Mitte und den
konzentrisch angeordneten Ziffernfenstern.
In Zusammenarbeit mit seinem Sohn Anton Braun d.J.
(1708-1776) entstand im Jahre 1727 eine trommelartige
Sprossenradrechenmaschine nach den Ideen von Giovanni
Polinenius ( Abb. 7.39 ) . Sie ist Kaiser Karl VI gewidmet und
beindet sich heute im Technischen Museum Wien. Von dieser
Maschine existiert ferner ein exakter Nachbau im Arithmeum
Bonn. Über die Einsatzfähigkeit der Maschine für den All-
tagsbetrieb hat man beim Vermessen und Replizieren festge-
stellt, dass sie nur über drei bis vier Stellen fehlerlos arbeiten
konnte: Der Zehnerübertrag funktionierte nicht über eine
größere Anzahl von Stellen.
Rechenmaschine in dem 1727 erschienenen Band Theatrum
Arithmetico‑Geometricum von Jacob Leupold (1674-1727),
die dieser als seine eigene Erindung bezeichnet. Man ver-
mutet, dass Braun die leupoldsche Konstruktion schon vor
Erscheinen dessen Buches detailliert kennengelernt hatte.
Dieser teilte selbst mit, dass er sich seit mehr als 20 Jah-
ren mit Rechenmaschinen beschäftigt hätte, dass er „vier
bis fünf Arten herausgebracht“ hätte und dass er „deren Effect
unterschiedlichen Freunden zeigen konnte“.
Abb. 7.40 Stellsegmentmaschine von Braun
Über das Datum und die genauen Umstände der Herstel-
lung dieser Maschine gibt es zwei Theorien. Die eine besagt,
dass er mit der Konstruktion 1727 begann, aber sie nach sei-
nem Tod unvollendet hinterließ. Belegt ist, dass es in Brauns
Werkstatt noch eine zweite, unfertige Maschine gegeben hat.
Sein Sohn soll sie dann bis zum Jahr 1736 fertiggestellt ha-
ben. Als sie kurz danach wieder funktionsuntüchtig wurde,
erfolgte ihre Reparatur durch Philippe Vayringe .
Die zweite Theorie besagt, dass sein Sohn an der Maschine
weiterarbeitete, sie aber nur mithilfe von Philippe Vayringe
fertigstellen konnte.
Unbestritten ist, dass Philippe Vayringe einen maßgebli-
chen Anteil an dieser zweiten Maschine besessen haben muss.
Dies zeigt die auf dem Deckel gravierte Inschrift „ BRAVN
INVENIT / VAYRINGE FECIT“ , die leider keine Jahreszahl
enthält. Philippe Vayringe wurde im Jahr 1684 als Sohn ei-
ner armen Bauernfamilie geboren. Nach dem Schulbesuch in
Meuse ging er nach Nancy, wo er das Kunstschmiedehand-
werk erlernte. Schon früh beschäftigte er sich mit Uhren und
mechanischen Geräten. Nachdem er die Tochter einer ver-
mögenden Familie geheiratet hatte, trat er in die Dienste des
Herzogs Léopold von Lothringen, der ihm den Titel „Uhr-
macher und Maschinenhersteller seiner Majestät“ verlieh.
Im Jahre 1731 wurde er Professor für Experimentalphysik
an der Akademie in Lunéville. Vom Hof von Lunéville ging
er auf Anweisung von Franz Stephan von Lothringen, der
später als Franz I. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Abb. 7.39 Sprossenradmaschine von Braun
Nur ein Jahr vor seinem Tod hatte er sich mit dieser Kon-
struktion die besondere Gunst des Kaisers erarbeitet. Sie ent-
hält eine vielzeilige gravierte Widmung an den Kaiser und
auch die selbstbewusste Signatur „Antonius Braun S.C.M.
Opticus et mathematicus“ mit dem Jahr der Fertigstellung
1727 fällt auf.
Seine zweite Rechenmaschine arbeitete nach dem Stell-
segmentprinzip und war offenbar nach dem Entwurf der
leupoldschen Maschine konstruiert ( Abb. 7.40 ). Auch an
ihrer Konstruktion war sein Sohn beteiligt. Eindeutig ist die
Übereinstimmung der Maschine mit der Beschreibung einer
 
 
 
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