Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
die gleiche Richtung: Die Einführung der Windenergie in größerem Umfang wäre nur dann
wirtschaftlich realisierbar, wenn sehr große Windkraftanlagen mit einer Leistung von mehre-
ren Megawatt eingesetzt würden. Den Bau solch großer Anlagen betrachtete man nicht nur
als technisch machbar, man war auch optimistisch bezüglich der Wirtschaftlichkeit. Dies wird
unter anderem anhand der Sitzungsberichte des amerikanischen Kongresses aus dem Jahre
1971 deutlich, die einen Hinweis auf eine entsprechende Studie von 1964 [6] enthalten. Ei-
ne von der Regierung im selben Jahr geförderte Forschungsgruppe unter der Leitung von Ali
B. Cambel kam zu folgenden Erkenntnissen:
Es sind ausreichend Kenntnisse vorhanden, um einen Prototypen mit einer Leistung von
5 000 bis zu 10 000 kW zu bauen, der eine realistische Einschätzung der Windenergienut-
zung zulässt. Eine Konstruktionsstudie der Anlagen und eine meteorologische Untersu-
chung der möglichen Standorte müsste dem eigentlichen Bau vorausgehen. Solch ein Pro-
gramm würde wichtige Informationen über die Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen
und ihre Einbindung in das Stromnetz liefern [...] Auch auf lange Sicht stellt die Windener-
gie eine verlässliche Energiequelle dar [...] Sie ist unerschöpflich und wirkt sich nicht nega-
tiv auf die Umgebung aus, da sie keine schädlichen oder unerwünschten Nebenprodukte
produziert.
Aufgrund dessen war die Multimegawatt-Windkraftanlage die technische Grundlage aller
staatlich geförderten Entwicklungen. Das einzige Land, das diesem allgemeinen Trend der
Fokussierung auf Großwindkraftanlagen nicht folgte, war Dänemark. Dort wurden von Anfang
an risikoreiche technische Experimente vermieden, die Markteinführung wurde angekurbelt
und die Politik unterstützte die Einführung institutioneller Rahmenbedingungen.
Unabhängig von den parallel stattfindenden, staatlich geförderten Programmen begannen
wegweisende Unternehmen mit der Entwicklung und dem Verkauf von kleinen Windkraft-
anlagen zur Wasserversorgung, zum Laden von Batterien und zur Anbindung ans Stromnetz.
Viele dieser Unternehmen wurden von E. F. Schuhmachers „Small is Beautiful“-Vision aus
dem Jahre 1973 inspiriert. In den frühen 1980er-Jahren waren allein in Dänemark ungefähr 30
und in den Niederlanden etwa 20 Unternehmen auf demMarkt aktiv.
Auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) beteiligten sichmit demZiel, denWind zur Was-
serversorgung von Haushalten, zur Bewässerung der Felder und zum Tränken des Nutzviehs
in Entwicklungsländern zu nutzen. Die Verwendung einer eigenen Energiequelle zur Deckung
des Hauptbedarfs war für die weiteren Entwicklungen wichtig und erforderte kaum fremdes
Kapital. Diese Organisationen besaßen oft Verbindungen zu Universitäten. Beispiele dafür
sind die SWD/CWD in den Niederlanden, die ITDG in Großbritannien, das BRACE-Institut in
Kanada, das Folkecenter in Dänemark, die IPAT in Berlin sowie mehrere Verbände in verschie-
denen Staaten sowie die USA, die mit Universitäten vernetzt waren.
Im folgenden Abschnitt sollen die verschiedenen technischen Entwicklungen einmal genauer
betrachtet werden. Da die Entwicklungen, die nach der Ölkrise stattfanden, so weitreichend
und unterschiedlich waren, ist es nicht möglich, diese genauso detailliert zu beschreiben wie
die Entwicklungen in den historischen Epochen. Die nachfolgende Beschreibung beschränkt
sich auf die allgemeinen Tendenzen und stellt die wichtigsten Fälle dar.
Zuerst werden die staatlich geförderten Entwicklungen von Windkraftanlagen beschrieben.
Die beste Quelle für die historischen Details stellen die seit 1985 jährlich herausgegebenen
 
Search WWH ::




Custom Search