Environmental Engineering Reference
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1.5 Der zweite Innovationszeitraum und die
volle Kommerzialisierung: 1960 bis
heute
Fast alle wichtigen technologischen Entwicklungen in der Windkraft wurdenMitte der 1960er-
Jahre beendet. Fossile Brennstoffe waren reichlich vorhanden und sehr billig und Atomkraft
wurde als Lösung für alle zukünftigen Energieprobleme angesehen. Zwar gab es im Kreise der
Entscheidungsträger nur wenige Diskussionen sowohl über Versorgungssicherheit als auch
über Umwelt- und Sicherheitsbelange, aber die Gesellschaft hegte Bedenken bezüglich des
grenzenlosen Wirtschaftswachstums und seinen Einflüssen auf Entwicklungsländer und dau-
erhaft erhältliche Ressourcen. Die Veröffentlichung der Studie The Limits to Growth 1971/1972
im Auftrag des Club of Rome [15] , die anschließend entfachten Diskussionen und der Aus-
bruch der Ölkrise 1973 als Ergebnis eines weiteren Nahostkonflikts machten die angenomme-
nen zukünftigen Probleme zu aktuellen, gegenwärtigen Problemen.
Die politischen Reaktionen auf die Krise mündeten in einer neuen Energiepolitik, die auf den
folgenden Schlüsselproblemen basierte:
Die Abhängigkeit von Energiemonopolen (Öl) sollte durch Änderung der Energiebereit-
stellungsalternativen limitiert werden, unter anderem durch die Nutzung von heimischen
Energiequellen mit gleichzeitiger Steigerung der Energieeffizienz.
Á
Fossile Energiequellen sollten der Herstellung von Werkstoffen vorbehalten sein und nicht
schneller für die Energiegewinnung verbrannt werden, als sie sich regenerieren können.
Etwa ein Jahrzehnt später wurden Umweltbedenken (fossile Brennstoffe, Atommüll) und Si-
cherheitsbedenken (Atomenergie; Three Miles Island, Tschernobyl) in der politischen Debat-
te laut. Im Rahmen der neuen Energiepolitik wandten sich viele Länder sofort erneuerbaren
Energiequellen zu. Dazu zählen die Solarenergie und weitere Energiequellen wie Windener-
gie, Biomasse und die Gewinnung von Energie aus Meereswärme. Auch im Bereich weiterer
Quellen wie Geothermie und Gezeitenenergie wurde geforscht. Bereits 1973 wurden die ers-
ten Forschungsprogramme auf nationaler Ebene eingeleitet und Windkraft spielte in vielen
von ihnen eine wichtige Rolle. Es gab viele Ähnlichkeiten in den Programmen: Ressourcen-
vorkommen, Standortwahl, technologische Optionen, Bedarf nach Forschung und Entwick-
lung, potenzielle Einflüsse auf die nationale Energiebilanz, (makro-)ökonomische und soziale
Einflüsse und Umsetzungsstrategien. Allerdings unterschieden sich die spezifischen Ansätze
und Projekte erheblich von Land zu Land. Rückblickend kann gesagt werden, dass dort, wo
hinsichtlich Zeit und Geld, ein Gleichgewicht zwischen technologischer Entwicklung, Markt-
entwicklung (sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite) und politischer Un-
terstützung (Fördergelder, Verordnungen, Infrastruktur) hergestellt wurde, die erfolgreichsten
Projekte verwirklicht wurden. Allerdings war das Mitte der 1970er-Jahre noch nicht abzusehen.
Einige Länder begannen Windkraftanlagen von Grund auf neu zu entwickeln und führten al-
lerhand Analysen durch, ohne auf den Markt und die Infrastruktur zu achten. Beispiele dafür
sind Großbritannien, die Niederlande, Deutschland, Schweden, die USA und Kanada. Sie alle
setzten ausnahmslos auf große Windkraftanlagen als Basis für langfristige Energieszenarien.
Aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit war dies jedoch nicht besonders überra-
schend. Obwohl sie nicht alle erfolgreich waren, wiesen die Experimente und Analysen von
Hütter, Kleinhenz, Palmer Cosslett Putnam, Juul, Vadot, Honnef, Golding und anderen alle in
Á
 
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