Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
monartig wirkenden Bisphenol-A komplett zu eliminieren. Deshalb ist insbesondere der Can-
coating-Markt ein vielversprechendes Anwendungsgebiet für biogene duroplastische Beschich-
tungsharze.
Epoxidharze werden ebenfalls als Bindemittel für Terrazzo-Fußböden eingesetzt [52], [82]. Zur
Herstellung werden Marmor- und Granitstücke - Abfälle aus der Produktion größerer Blöcke
im Steinbruch - mit dem Bindemittel vermengt, vergossen, ausgehärtet und die Oberfläche
bearbeitet. Auf die gleiche Weise sind auch Kunstmarmor- bzw. Kunstgranit-Platten zugäng-
lich, die aus ausgehärteten Blöcken ausgeschnitten werden können. Anteile des Bindemittels
können bei diesen Rezepturen ca. 8 % betragen, bei Epoxidharz-Industriefußböden ca. 15-
25 % [82]. Da insbesondere für Innenraumanwendungen niedrige VOC-Emissionen wün-
schenswert sind, werden biogene duroplastische Harze als Alternative für diese Anwendungen
immer interessanter.
Tabelle 125 Werkstoffprofil Verbundwerkstoffe auf Pflanzenölbasis.
Stärken:
Schwächen:
biogene Duroplaste (nur wenige bekannt)
Öle: Meist Nahrungsmittelkonkurrenz
äußerst emissionsarm
Öle: Treibhausgasbilanz nicht immer vorteilhaft
gute mechanische, thermische, chemische Bestän-
digkeit
langfristige CO 2 -Bindung
16.6 Pflanzenöle als Bindemittel für Farben, Lacke und
Druckfarben
Farben und Lacke
Pflanzenöle werden wie Casein (siehe Kap. 3.4) schon seit Jahrtausenden als Bindemittel ein-
gesetzt [14]. Die C=C-Doppelbindungen sind in der Lage, unter dem Einfluss von Licht, Luft-
sauerstoff, Wärme und Luftfeuchtigkeit Vernetzungsreaktionen einzugehen. Dabei lagert sich
Luftsauerstoff an die Doppelbindungen an und in der Folge laufen komplexe chemische Ver-
netzungsreaktionen ab [18]. Diese Reaktion kann man z. B. auch nutzen, um Leder haltbarer zu
machen, in dem das Leder beispielsweise mit Leinöl getränkt und an der Luft getrocknet wird.
Auch die Vernetzungsvorgänge bei der Herstellung von Linoleum (Kap. 16.4) werden so aus-
gelöst; bei der Linoleum-Herstellung werden zusätzlich noch sogenannte Sikkative (Trock-
nungsmittel) eingesetzt, um die Vernetzung zu beschleunigen. Pflanzenöle besitzen neben der
Fähigkeit, dreidimensionale Netzwerke auszubilden, niedrige Viskositäten in unverdünntem
Zustand und gute Benetzungseigenschaften. In heutigen Anwendungen werden sie meist che-
misch modifiziert, um ihre Trocknungsgeschwindigkeit und Korrosionsbeständigkeit zu erhö-
hen sowie die Verseifungsanfälligkeit (Spaltung der Esterbindungen, siehe Bild 316) zu verrin-
gern [14].
Farben und Lacke sowie Druckfarben unterscheiden sich teilweise in Bezug auf ihre Anwen-
dungen und auch bezüglich der Rezeptur; so sind beispielsweise die Pigmentanteile bei Farben
deutlich höher, so dass sie hier separat vorgestellt werden. Allerdings ist die Motivation, bio-
gene Bindemittel einzusetzen, bei Farben und Lacken vergleichbar [19].
 
 
Search WWH ::




Custom Search