Environmental Engineering Reference
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Während Farben im Wesentlichen im Bausektor (Innenwandfarben und Fassadenfarben) zur
Anwendung kommen, werden Lacke im Bauwesen und industriellen Anwendungen wie z. B.
der Automobilindustrie oder im Maschinenbau eingesetzt. Die verwendeten biogenen Binde-
mittel sind vor allem Leinöl und Sojaöl. Sojalecithin wird darüber hinaus in geringem Umfang
als Emulgator und Benetzungsadditiv verwendet [19].
In Deutschland hat sich die Produktion umweltschonender Farben und Lacke (nicht notwendi-
gerweise auf biogener Basis) zwischen 1999 und 2008 von 186.000 t/a auf 234.000 t/a erhöht.
Bei einer Gesamtmenge von 1,85 Millionen t/a im Jahr 2008 ist dies ein Anteil von mehr als
12 % am Gesamtmarkt. Allerdings sind diese umweltschonenenden Produkte nicht unbedingt
auf Basis oder unter Verwendung nachwachsender Rohstoffe hergestellt, sondern erfüllen in
erster Linie strengere Richtlinien hinsichtlich der VOC-Emissionen. Die Menge verwendeter
biogener Bindemittel auf Basis von Pflanzenölen wird auf 83.000 t/a geschätzt [19].
Triebfeder für den Einsatz biogener Bindemittel auf Pflanzenölbasis ist ungeachtet der höheren
Preise also die Notwendigkeit, Emissionen, sogenannte Volatile Organic Compounds (VOC) zu
reduzieren [19]. Abgesehen von einem erhöhten Bewusstsein der Verbraucher für diese Pro-
blematik schreibt die EU-Richtlinie 1999/13/EG [85] die Verminderung der VOC-Emissionen
bei Beschichtungen, Lackierungen, Druckverfahren und diversen anderen Verarbeitungsver-
fahren vor. Obwohl die Emissionsverminderung auch durch Anpassungen von petrochemi-
schen Rezepturen erreicht werden kann, hat die Verwendung von Pflanzenölen als Bindemittel
den Vorteil, dass schon durch den niedrigen Dampfdruck dieser Stoffe zwangsläufig die VOC-
Emissionen gegenüber klassischen Bindemitteln reduziert werden. Darüber hinaus wächst das
Interesse der Verbraucher für die Verwendung nachwachsender Rohstoffe insbesondere bei
Farben für Innenanwendungen.
Trotz der grundsätzlich positiven Ausgangslage ist die Einführung biogener Bindemittel in der
Breite eine schwierige Aufgabe. Bei den Herstellern von Farben und Lacken existieren typi-
scherweise eine Vielzahl von Rezepturen und der Austausch einer grundlegenden Komponente
wie dem Bindemittel ist nicht ohne Risiko im Hinblick auf das Anwendungsverhalten. Hinzu
kommt, dass durch die europäische Chemikalienverordnung REACh [86] die Zulassung neuer
Chemikalien in Abhängigkeit von der Jahresnutzungsmenge und Gefahrenpotential, aufwendig
geworden ist [87]. Weiterhin spielt der immer noch höhere Preis der biogenen Bindemittel eine
größere Rolle, weil Endverbraucher trotz der grundsätzlich vorhandenen Nachfrage nach um-
weltfreundlicheren Produkten nicht bereit sind, höhere bzw. deutlich höhere Preise für ökolo-
gisch überlegene Produkte zu akzeptieren. Auf Basis dieser Gegebenheiten wird für umwelt-
freundliche Farben und Lacke auf Basis biogener Bindemittel ein weiteres Wachstum von ca.
2 % pro Jahr erwartet [19].
Druckfarben
Auch in diesem Anwendungsbereich wurden traditionell Öle als Bindemittel eingesetzt; aller-
dings nicht ausschließlich, weil die Breite der anwendungstechnischen Anforderungen den
Einsatz petrochemischer Lösungsmittel notwendig macht. Außerdem existieren umweltfreund-
lichere Druckfarben, die nur auf petrochemischen Lösungsmitteln basieren und solche auf
Wasserbasis, die ebenfalls ohne natürliche Rohstoffe hergestellt werden [19].
Der Markt für Druckfarben reagiert sehr empfindlich auf konjunkturelle Schwankungen und
wird in Deutschland auf 320.000 t/a und in Europa auf 1,2 Mio t/a geschätzt. Der Anteil von
Pflanzenölen und Harzen wird für Deutschland auf knapp 80.000 t/a und für Europa auf
80.000-120.000 t/a beziffert. Der Einsatz von Ölen und Harzen als Bindemittel erfolgt nur in
Offset-Druckfarben (pastöse Druckfarben), da wichtige Eigenschaften wie Rheologie, Wasser-
 
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