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Die Zuckerrohr-Erzeugung betrug 715 Millionen t im Jahr 2012, der Hektarertrag stieg in den
vergangenen Jahren deutlich an und betrug 2012 76,9 t/ha und die Anbaufläche liegt bei rund
10,7 Millionen ha [35]. In Bezug auf die gesamte landwirtschaftliche genutzte Fläche von
264,5 Millionen ha [43] wird Zuckerrohr auf rund 4 % dieser Fläche angebaut. Der Anbau von
Nutzpflanzen erfolgte auf rund 65,4 Millionen ha, so dass Zuckerrohr auf rund 16,4 % dieser
Fläche angebaut wird.
Bei einer Bioethanol-Erzeugung von rund 27,5 Milliarden Liter im Jahr 2009 [57] entspre-
chend 21,7 Millionen t ergibt sich bei einer Konversionsrate von 51 % (ein Molekül Glucose
ergibt bei der alkoholischen Gärung zwei Moleküle Ethanol und zwei Moleküle Kohlendioxid)
ein Zuckerbedarf von 42,5 Millionen Tonnen Zucker für die Bioethanol-Herstellung. Bei ei-
nem Zuckergehalt von 25 % wären bei einer Erzeugung von 715 Millionen t Zuckerrohr etwa
24 % der Zuckerrohranbaufläche für die Bioethanol-Herstellung erforderlich - und damit le-
diglich ca. 1 % der Anbaufläche Brasiliens.
Die Berechnung auf Grundlage einer anderen Datenbasis führt mit einem Anteil von 2,3 % zu
einem Ergebnis in der gleichen Größenordnung. Dieses ist in Tabelle 1 und Bild 14 dargestellt
und beruht auf der Anzahl zugelassener PKW im Jahr 2012 und den Hektarerträgen für Bio-
ethanol aus Zuckerrohr in Brasilien. In erster Näherung wurde für Brasilien eine jährliche Fahr-
leistung und ein Durchschnittsverbrauch wie in Deutschland zugrunde gelegt.
Dies scheint noch ein kleiner Teil der Anbaufläche zu sein, allerdings planen inzwischen ver-
schiedene sehr große Chemieunternehmen, in Brasilien Produktionsstätten zu errichten, um auf
Basis von Bioethanol Grundchemikalien und Biokunststoffe in großem Maßstab herzustellen
(siehe Kap. 11 und 12). Extrapoliert man diese Entwicklung, so ist offensichtlich, dass selbst in
dem wahrscheinlich zur Erzeugung biogener Rohstoffe und Energieträger weltweit am besten
geeigneten Land (Brasilien) die Erzeugung zur Deckung von Bedarfen außerhalb des Landes
nicht beliebig gesteigert werden kann.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der hier schließlich betrachtet werden soll. Die Weltbe-
völkerung wird weiter wachsen und - je nach Prognose - bis im Jahr 2050 die Größenord-
nung von 8-9 Milliarden Menschen erreichen [4]. Der Anbauflächenbedarf wird zwar nach
diesen Prognosen weniger stark wachsen, da die Flächenerträge durch bessere Düngung und
transgene Pflanzen, die höhere Erträge bringen, ansteigen werden. Allerdings wird der Fehlbe-
darf an Anbauflächen zunehmen, da durch klimatische Veränderungen zunehmend Ackerflä-
chen (z. B. durch Versteppung) verloren gehen (siehe Bild 18) [58]. Dies ist eine Entwicklung,
die auch von Finanzinvestoren erkannt worden ist und schon zu entsprechenden Spekulationen
geführt hat.
 
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