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Die tappings der Bäume können nicht beliebig häufig wiederholt werden, so dass sich pro Jahr
und Baum lediglich ca. 2-5 kg Latex gewinnen lassen [5], [6]. Da der Anbau geeigneter Pflan-
zen bislang im Wesentlichen nur im Bereich des Äquators möglich ist, sind die Erzeugungs-
möglichkeiten dieses Rohstoffs limitiert. Auf einem Hektar befinden sich ca. 300 Bäume,
weltweit 1,5 Milliarden Bäume auf 5,2 Millionen Hektar. Ein Baum liefert 100 g Latex pro
Zapfvorgang mit 33 % Kautschukanteil, d. h. 33 g pro Zapfung. Er wird an 150 Tagen im Jahr
angezapft und liefert so maximal ca. 5 kg Kautschuk pro Jahr bzw. ca. 130 kg in seinem Leben
von 25-30 Jahren. Der Zapfer kann pro Tag 500 Bäume anritzen und damit ca. 16,5 kg Natur-
kautschuk gewinnen. In einem Jahr macht der Zapfer ca. 100.000 tappings. 80 % der Weltpro-
duktion stammt von solchen Kleinbauern [5], die eine Fläche von 0,5-3 Hektar bewirtschaften
[18]. Ein Zapfer gewinnt eine Kautschukmenge in der Größenordnung von ca. 2-3 t/a. Andere
Quellen [5] kommen in einer Betrachtung mit vergleichbaren Zahlen zu einem Jahreseinkom-
men der Kautschukzapfer von wenigen hundert Dollar pro Jahr, der durchschnittliche Kaut-
schukzapfer ernährt damit im Durchschnitt eine Familie mit 3,2 Personen. Der Erzeugerpreis
pro Tonne Naturkautschuk lag in Indonesien im Jahr 2009 bei 564 $/t, in Malaysia bei 1960 $/t
und in Thailand bei 1706 $/t [20].
Da die Herstellung von Kraftfahrzeugreifen der größte Anwendungsbereich von Naturkaut-
schuk ist, zeigt sich bei der Produktionsmenge eine deutliche Korrelation mit der Entwicklung
der Kfz-Produktion (siehe Bild 218). Sowohl die Menge produzierten Naturkautschuks als
auch die Anzahl produzierter Fahrzeuge haben sich seit 1980 ungefähr verdoppelt, wobei der
Zuwachs beim Kautschuk noch etwas größer ist, was entweder dafür spricht, dass auch die
anderen Anwendungen zugenommen haben oder die durchschnittliche Reifengröße der Fahr-
zeuge angestiegen ist. Auch die Produktion von synthetischem Kautschuk hat zugenommen
[18], [22].
Da für den Kfz-Bestand bis 2015 mit einem Wachstum von jährlich 8 % in USA und Westeu-
ropa und von 43 % in Asien gerechnet wird [21], ist für den Bedarf an Kautschuk mit einer
vergleichbaren Entwicklung der Nachfrage zu rechnen.
Ökologische Aspekte
Betrachtet man das hauptsächlich aus Kautschuk hergestellte Produkt Kfz-Reifen, so stellt man
fest, dass auch die Ökobilanz dieses Produktes von der Nutzungsphase bestimmt wird. Reifen
können beispielsweise einen großen Beitrag zur Kraftstoffersparnis von Fahrzeugen leisten
(„Leichtlaufreifen“). Im Vergleich mit der Herstellung von Massenkunststoffen zeigt die Her-
stellung von Reifen sogar einen vergleichsweise geringen Energiebedarf von 14,4 MJ/kg, je-
doch einen großen Wasserbedarf (siehe Tabelle 77).
Tabelle 77 Ökologische Parameter der Reifenherstellung (pro Tonne hergestellter Reifen) [18].
Parameter
Größe
Einheit
Energieverbrauch
14,4
GJ
CO 2 -Emissionen
1,28
t
Wasserverbrauch
11,8
VOC-Emissionen
2,89
kg
Abfallerzeugung
110
kg
Deponierter Abfall
10
kg
 
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