Environmental Engineering Reference
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Wie bei allen Produkten mit einer heterogenen Zusammensetzung (wie auch Verbundwerkstof-
fe) gestaltet sich bei Reifen eine stoffliche Wiederverwertung schwierig. Zunächst ist eine
Runderneuerung der Reifen möglich. Bei PKW ist der Anteil runderneuerter Reifen sehr nied-
rig (Sommerreifen 0,5 %, Winterreifen 5 %) bei LKW allerdings liegt der Anteil bei ca. 40 %
[23]. Der jährlich entstehende Reifenabrieb wird in Deutschland auf 120.000 t geschätzt [1].
In Deutschland fallen pro Jahr ca. 550.000 t Altreifen an, die überwiegend (ca. 55 %) einer
thermischen Nutzung in der Zementherstellung zugeführt werden. Durch Füllstoffe wie Kreide
(Calciumcarbonat, CaCO 3 ) erfolgt dabei zumindest teilweise eine stoffliche Nutzung, da Cal-
ciumoxid (CaO) entsteht, eine erforderliche Komponente des Zements. Nur geringe Mengen
werden stofflich wiederverwertet z. B. in Form von Belägen für Sportplätze. Ein Problem beim
stofflichen Recycling vom Altreifen ist, dass toxische Eluenten aus den Recyclaten austreten
können. Europaweit werden 95 % der Altreifen wiederverwertet, im Jahr 2011 waren das
3,3 Millionen Tonnen Altreifen [24].
Ein cradle-to-cradle-Produktdesign eines so anspruchsvollen Produkts würde mit erheblichen
Veränderungen an der Rezeptur einhergehen, die wahrscheinlich Herstellern und Verbrauchern
nicht ohne weiteres hingenommen werden würden, da sie mit Einbußen bei der Leistungsfä-
higkeit der Produkte einhergehen.
Tabelle 78 Werkstoffprofil Kautschuk.
Stärken
Schwächen
selbstverstärkender Effekt (Dehnungskristallisation)
schlechte Medienbeständigkeit (Öle, Fette, or-
ganische Substanzen)
geringer Verlustfaktor und geringe Wärmeentwick-
lung bei mechanischer Belastung (geringe Neigung
für innere Verbrennung)
geringe Temperaturbeständigkeit
hohe Reißfestigkeit und Weiterreißfestigkeit
schlechte Witterungs- bzw. UV-Beständigkeit
hohe Elastizität
überwiegend Gewinnung in Kleinstplantagen
geringe bleibende Verformung
gutes Kälteverhalten
lebensmittelverträglich
biologisch abbaubar
niedriger Preis
6.1.2 Guttapercha
Guttapercha kommt wie Kautschuk im Exsudat bestimmter Pflanzen vor und wird in Sumatra
und Java aus dem Milchsaft von Bäumen der Spezies Palaquium gutta und Palaquium oblon-
gifolia gewonnen. Der schnell gerinnende Saft wird verknetet und in roher Form in den Handel
gebracht [1]. Die Aufarbeitung erfolgt teils in den Gewinnungsländern oder in den Ländern der
Weiterverarbeitung.
Guttapercha ist das all-trans-Isomer des 1,4-cis-Polyisoprens im Kautschuk und besitzt die in
Bild 219 gezeigte Struktur. Die Molmasse beträgt ca. 100.000 g/mol [25].
 
 
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