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Bild 125 Billardkugeln aus Celluloid. © Korbi21
Celluloid ist eine Mischung aus 70-75 % Cellulosenitrat und 25-30 % Campher. Beim Cellu-
losenitrat handelt es sich um das Dinitrat mit einem Stickstoffgehalt von 10,5-11 %, das aus
Zellstoff oder Baumwolle durch Behandlung mit Nitriersäure (Mischung aus Salpetersäure,
Schwefelsäure und Wasser in geeigneter Zusammensetzung) erhalten werden kann [2]. Der
erforderliche Nitrierungsgrad kann über die Zusammensetzung des Mischungsverhältnisses
von Salpeter- und Schwefelsäure eingestellt werden [68]. Campher dient als Weichmacher und
kann synthetischen Ursprungs sein oder aus der Natur, z. B. aus Rinde oder Harz des
Campherbaums ( Cinnamonum camphora ) gewonnen werden [14].
Bild 126 Die beiden Enantiomere von Campher: (+)-Campher (links) und (−)-Campher (rechts) [77].
Cellulosenitrat ist seit 1832 bekannt und damit das älteste Cellulose-Derivat. Bei der Entde-
ckung kam der Zufall zu Hilfe, als der Chemie-Professor C. F. Schönbein beim Experimentie-
ren in der Küche Schwefel- und Salpetersäure verschüttete und die Baumwoll-Küchenschürze
seiner Frau zum Aufwischen benutzte. Nach dem Auswaschen hing er die Schürze zum Trock-
nen über dem Ofen auf - wo sie verpuffte [75]. Er hatte sogenannte „Schießbaumwolle“ herge-
stellt, die sich in trockener Form selbst zersetzt [68] und nur wasser- bzw. alkoholfeucht oder
mit Weichmachern phlegmatisiert vermarktet werden darf [2]. Diese Nitrocellulose mit nahezu
vollständiger Nitrierung und einem Substitutionsgrad DS (degree of substitution) von DS
2,6
und Stickstoffgehalt von 11,8-13,7 % [31] dient in Form von Schießbaumwolle als Ersatz für
Schwarzpulver und als Sprengstoff. Nitrocellulose mit niedrigeren Substitutionsgraden ist für
andere Anwendungen geeignet (siehe Anwendungen ).
 
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