Environmental Engineering Reference
In-Depth Information
lich wird die Kollagenwursthülle zwischen Walzen zu einem Band zusammengelegt und auf-
gewickelt.
Das Nassspinnverfahren ähnelt der Herstellung von Wursthüllen aus Celluloseregeneraten
(siehe Kap. 4.1.3). Dabei wird eine Kollagenmasse mit niedrigem Trockenstoffgehalt in ein
Koagulationsbad extrudiert, wobei eine entsprechende Konstruktion von Extrusionskopf und
Koagulationsbad dafür sorgt, dass die Wursthülle sowohl außen als auch innen koaguliert.
Hierzu wird eine Lösung von Ammoniumsulfat, die mit Ammoniak versetzt ist, verwendet.
Wenn eine ausreichende Festigkeit vorhanden ist, wird die Wursthülle wieder durch Quetsch-
walzen zusammengelegt und durch weitere Wasch- und Behandlungsbäder geführt und kann
dort mit Vernetzungsmitteln, Weichmachern und Farbstoffen ausgerüstet werden. Schließlich
wird die zusammengelegte Hülle vom Ende des Produktionskanals her zur Kaliberjustierung in
einem Trockner wieder aufgeblasen und, nach Verlassen einer nachgeschalteten Wiederbe-
feuchtungseinheit, vor dem Aufwickeln noch einmal flachgelegt.
Weiterhin ist ein Hybridverfahren bekannt, das im Herstellprozess Verfahrensschritte des Tro-
cken- und Nassspinnverfahrens nutzt.
Die erstaunlichen Eigenschaften der natürlichen Kollagenstrukturen, wie sie in der Haut oder
besonders auch im Verbundwerkstoff Knochen vorhanden sind, werden durch den chemischen
und vor allem den mechanischen Aufschluss bei der Herstellung einer extrusionsfähigen Kol-
lagenmasse zerstört. Nach der Extrusion der schlauchförmigen Hülle ist es daher wichtig, ein
gewisses Maß an Quervernetzung zu rekonstituieren. Durch Neutralisation der sauer gequolle-
nen Kollagenmasse und durch die Trocknungsschritte kann die für die Anwendung benötigte
Verfestigung abhängig vom Hüllentyp nur teilweise erreicht werden, so dass der Einsatz che-
mischer Vernetzungsmittel erforderlich werden kann. Hier können insbesondere je nach An-
wendung als zum Verzehr bestimmte oder nicht zum Verzehr bestimmte Wursthüllen ver-
schiedene Agenzien, wie Aldehyde oder bestimmte Metallsalze, zum Einsatz kommen. Auch
Holzrauch-Destillate werden verwendet, um die Wursthüllen durch Quervernetzung mittels
darin enthaltener gerbaktiver Substanzen, bei nicht zum Verzehr bestimmten Hüllen, zu verfes-
tigen. In heutiger Zeit geht die Nutzung von Aldehyden als Vernetzungsmittel zurück und die
Bedeutung der dehydrothermalen Vernetzung steigt. In Abhängigkeit von der Anwendung
können die verschiedenen Vernetzungsverfahren spezifische Vor- und Nachteile aufweisen
[44].
Die Quervernetzung von Kollagen kann auch photochemisch initiiert werden, da im Kollagen
Aminosäuren mit aromatischen Strukturinkrementen enthalten sind (siehe Tabelle 10). Dieser
Prozess führt durch den Einfluss von Sonnenlicht unter anderem auch zur Alterung der Haut,
wobei die Haut z. B. an Elastizität verliert. Zur Quervernetzung des Kollagens im Leder siehe
auch Bild 69.
Struktur / Eigenschaften
Eine Wursthülle aus Kollagen ist ein komplexes Produkt, das aufbauend auf inhomogenen
natürlichen Rohstoffen (Rinder- und Schweinehautspalte und -abschnitte), die z. B. länderspe-
zifischen und auch regionalen Schwankungen unterliegen, am Ende des Produktionsprozesses
ein äußerst gleichmäßiges industriell verarbeitbares Produkt ergeben muss. Dies resultiert aus
einem vielstufigen Verfahren mit in Jahrzehnten optimierten Verfahrensschritten. Zu den wich-
tigsten Eigenschaften gehören Kalibertreue, d. h. ein konstanter, der Spezifikation entspre-
chender Durchmesser, und mechanische Festigkeit. Selbstverständlich ist auch physiologische
Unbedenklichkeit entsprechend der Lebensmittelgesetzgebung [45] essentiell.
 
Search WWH ::




Custom Search