Geography Reference
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mon sense zu sein, womit auch ein statisches Bildverständnis zugunsten eines
dynamischen schwindet:
“Prosumers produce and consume at once. The producers are the audience, the act of making is
the act of watching, and every link is both a point of departure and a destination.” (Kelly 2005: o.S.).
Auch die Kartographie ist im web2.0 den neuen Modi des Prosumierens unterle-
gen. Gerade in diesem Bereich ist davon auszugehen, dass die Geographie-
Macher hier ganz selbstverständlich annehmen, dass sie mit ihren Beiträgen
Geographie machen. Auf die theoretische Belehrung „Raum wird alltäglich ge-
macht“ ist dann nur ein Schulterzucken zu erwarten: „Ja klar! - warum denn
nicht?“ In Bezug auf die im web2.0 stetig entstehenden Karten stellt sich ent-
sprechend die Frage, inwiefern mit dieser alltäglichen pragmatischen Einstellung
von Konstruktivismus auch ein essentielles Raumverständnis, das gegnerische
Zielobjekt vergangener sozialgeographischer Angriffe (Werlen 2000), schwin-
det, nicht theoretisch, sondern einfach in der geomedialen Praxis. Sind ontologi-
sierende Raumlogiken damit obsolet? Wird quasi „bottom up“ von den Akteuren
nunmehr ein relationales Raumverständnis verwirklicht und eine relationale Welt
erschaffen? Ist damit dann auch die konstruktivistische sozialgeographische
Kritik an der Essentialisierung von Raum obsolet? Inwiefern wird bei einem
derartigen „pragmatic turn“ die Reflexion der Werkzeuge und durch sie konstitu-
ierten Subjekte auf praktischer Ebene überhaupt noch vollzogen und mit welcher
Konsequenz wird diese Reflexion aufgegeben? Dazu gilt es, noch einmal genau-
er hinzusehen: Was verheißen diese Entwicklungen und was steht zu befürchten?
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Schöne Aussichten: OpenStreetMap, partizipative Raumplanung und
mündige Raumaneignung
Die Kartenpraxis im web2.0 stimmt in Bezug auf das sozialgeographische Pro-
jekt des Bewusstwerdens einer relationalen Raumontologie (Werlen 1999) und
ihrer Kontingenz, also dem „immer auch anders möglich“ von Raumdeutungen,
tatsächlich recht optimistisch. In Google-Maps etwa gibt es die Möglichkeit,
Informationen, persönliche Bilder und Bewertungen zu bestimmten Orten visuell
hinzuzufügen und mit Schlagwörtern zu versehen (zu „taggen“) und damit sei-
nen persönlichen Raum der Wahrnehmung kenntlich zu machen und in die Karte
einzubringen. So entstehen fortlaufend vielperspektivische Ortskonstruktionen.
Die Kartengrundlage wird dabei indes nicht verändert. Die Nutzung des Karten-
produkts ist frei, aber das Urheberrecht bleibt bei Google. Es finden sich aber
auch Kartierungsprojekte, die auf einer vollständigen Open-Source-Philosophie
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