Geography Reference
In-Depth Information
beruhen, also einerseits die freie Mitarbeit der Nutzergemeinde erfordern und
andererseits die freie Zugänglichkeit und Verfügung der kollektiv entstandenen
Produkte gewährleisten. Über OpenStreetMap etwa kann sich jeder, der einen
Internetzugang hat, an der Erstellung und Korrektur von Karten beteiligen. Dabei
wird von den Betreibern die so geschaffene Freiheit der Nutzer hervorgehoben:
„OpenStreetMap beendet die Abhängigkeit von den Anbietern proprietärer Da-
ten und setzt dem reinen Konsumieren kreative Aktivität entgegen. Durch die
Zusammenarbeit der Projektmitglieder entsteht eine freie Geodatenbank, die
weltweit allen Menschen zur Verfügung steht“ (FOSSGIS e. V. 2012a, o.S.). Die
Kartierer arbeiten enthusiastisch an der Erstellung des Kartenwerkes mit, neh-
men Gelände, Straßen und Hausnummern auf, zeichnen Flüsse von Satellitenbil-
dern ab und in die digitale Karte ein. Sie produzieren ihren Kartenraum selbst.
Die partizipativen Kartierungsmöglichkeiten des web2.0 eröffnen in der Fol-
ge Möglichkeiten partizipativer Raumplanung. Da sie die Geodaten und geogra-
phischen Anwendungen, die zuvor primär an die Tätigkeiten von Experten ge-
knüpft waren, für eine breite Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar machen,
erlauben die digitalen Plattformen und Werkzeuge eine Bürgerbeteiligung auf
Augenhöhe. Partizipation und Geokommunikation, letztere verstanden als „Pro-
zess der (online) Verwendung von diversen Medien mit explizit räumlicher Re-
ferenz in Kommunikationsprozessen“ werden dabei bereits als neue Paradigmen
der modernen Kartographie verhandelt (Hennig et al. 2011: 67). Die größere
Vision, die damit verbunden ist, heißt „spatial citizenship“ und, damit verbun-
den, „mündige Raumaneignung“ (Jekel et al. 2010; Gryl et al. 2010). Dabei geht
es vor allem um die Kompetenz einer kritischen Reflektion von vorherrschenden
und naturalisierten räumlichen Repräsentationen. Dies bedeutet insbesondere
auch eine mediale Kompetenz im Umgang mit Karten, GIS und anderen geome-
dialen Technologien. Für den Bildungsbereich bedeutet das, dass Schüler wie
Lehrer lernen sollen, reflektiert raumbezogen zu kommunizieren: “A Spatial
Citizen […] should be able to interpret and critically reflect on spatial represen-
tations, communicate with the aid of maps, and other spatial representations, and
can express location-specific opinions using geo-media” (Gryl et al. 2010: 6).
Der Erwerb dieser kommunikativen und reflektorischen Kompetenzen stellt den
Autoren zufolge daher eine übergeordnete Bildungsanforderung für eine partizi-
pative geomediale Zukunft dar (ebd.).
Durch diese Kompetenzentwicklung sollen Bürger schließlich in die Lage
versetzt werden, kreativ aktiv bei der Planung und Gestaltung von Raum mitzu-
wirken. Die (freie) Kommunikation der privaten Weltsichten jenseits hegemo-
nialer Deutungshoheiten soll ermöglicht werden. Die visuellen Prosumenten
schaffen und nutzen ihre Repräsentationen von der Welt bzw. von Ausschnitten
derselben, gleichermaßen: Die Applikation befähigt die Nutzer insbesondere
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