Geography Reference
In-Depth Information
machen, können aufgrund ihrer Flüchtigkeit und nicht-sprachlichen Verankerung
nicht direkt zur Darstellung kommen, sondern überhaupt nur als Anwendung
kommunizierbar werden. So eine Anwendung stellen Aufzeichnungen dar. Auf-
zeichnungen dienen als Orientierung im unwegsamen, fassungslosen, beunruhi-
genden Raum (vgl. Sabisch, 2007: 87f). Diese Orientierung fasst Andrea Sabisch
in die Metapher des „Geländers“:
„Nun haben ‚wir' es bei der Suche nach einer Frage aber mit einem Paradox zu tun: Ich suche
nach etwas, von dem ich -während des Suchens- eben noch nicht weiß, was es sein wird. Denn sonst
brauchte ich es nicht mehr zu suchen. Damit ich bei dieser ungewissen Suche, in der sich mir dieses
Etwas immer wieder entzieht, aber nicht orientierungslos herumirre, sondern meinen Kurs immer
wieder neu bestimmen kann, brauche ich ein Geländer: die Aufzeichnung“ (Sabisch 2007: 91).
„Indem ich mich einer materiellen Notationsweise aussetze, erfahre ich die Bruchlinien der
Transformation an mir selbst. Zugleich aber modalisiert der Notationsprozess meine Erfahrung.
Daher dient die Aufzeichnung im Prozess der Suche nach Antwortmöglichkeiten als Navigations-
instrument (…)“ (Sabisch 2007: 72)
.
Die Suche und die Tätigkeit des Aufzeichnens oder Grafierens - hier in der Be-
deutung von griech. graphein als ritzen, einritzen schreiben, einschreiben oder
zeichnen bzw. einzeichnen - bedingen sich wechselseitig. Die Bilderfahrung
führt zur Aufzeichnung oder Inszenierung und die Aufzeichnung figuriert unsere
Erfahrung. Angesichts eines Bildes formt sich die offene und eigene Frage über
eine Aufzeichnungspraxis, z. B. in Form eines Textes und im Vollzug des Erle-
bens.
„Indem ich mich nun dem textuellen An-spruch aussetze, um schriftlich zu antworten, bewege
ich mich in einem Zwischenreich zwischen pathischer Affektion und Antwort. Ich befinde mich im
Davor meiner Antwort. In der Weglosigkeit des Noch-Nicht: Ich möchte antworten, allein es fehlt
mir eine Ordnung, in die hinein und aus der heraus ich etwas sagen bzw. schreiben kann“ (Sabisch
2007: 51).
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Bild und Bildung
Das Ziel meiner Ausführungen bestand darin, einen angemessenen Umgang mit
dem Visuellen im Kontext geographischer Bildung zu legen. Dabei habe ich die
phänomenologische Bildposition als eine herausgestellt, von der her eine verän-
derte Praxis legitimiert werden könnte. Abschließend möchte ich fünf konzepti-
onelle Herausforderungen formulieren. Diese gelten für die universitäre For-
schung sowie für das Forschende Lernen als Unterrichtskonzeption gleicherma-
ßen:
Betonung des Entdeckungszusammenhanges: Es wurde deutlich, dass loh-
nende Fragen ausgehend von einem Bildimpuls nicht von vornherein und losge-
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